Menschen. Späterhin erst ward ein verfeinerter Tritheismus eingeführt, und auch damit noch nicht zufrieden, gab man dem höchsten und einigen Gott eine zahllose Menge von Unter- und Halbgöttern, die man Heilige nannte, zu Hülfe. Blutrache war nach Moses Gesetzen erlaubt, und oft sogar Pflicht; Christus lehrt uns: Segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seyd Eures Vaters im Himmel. Moses beschränkte die Menschenliebe unter den Jsraeliten fast ausschließlich auf ihre Glaubensgenossen; Christus dehnt sie auf alle Menschen aus, weil wir allesamt Brüder sind: Du sollst Gott über alle Dinge lieben, und Deinen Nächsten als dich selbst. Was du nicht willst, daß dir die Leute thun sollen, das thue du ihnen auch nicht. Seyd barmherzig, wie auch Euer Vater im Himmel barmherzig ist. Vergebet Euern Feinden, wie Gott Euch Eure Sünden gleichfalls vergiebt. Das sind die Lehren unsers Erlösers, deren Be- folgung er bei allen Gelegenheiten empfahl; die Lehren, welche er als den Hauptinhalt seiner herr- lichen Religion uns bezeichnete. Moses gebot den Juden alle, die nicht ihres Glaubens waren, von der Erde zu vertilgen; Christus sagte seinen Apo- steln; sie sollten hingehen in alle Welt, und die Jrrenden nicht verfolgen und ausrotten, sondern belehren. Moses ordnete einen kostbaren, lästigen Tempeldienst mit vielen Opfern, Fasten und andern
Menſchen. Spaͤterhin erſt ward ein verfeinerter Tritheismus eingefuͤhrt, und auch damit noch nicht zufrieden, gab man dem hoͤchſten und einigen Gott eine zahlloſe Menge von Unter- und Halbgoͤttern, die man Heilige nannte, zu Huͤlfe. Blutrache war nach Moſes Geſetzen erlaubt, und oft ſogar Pflicht; Chriſtus lehrt uns: Segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch haſſen, bittet fuͤr die, ſo euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder ſeyd Eures Vaters im Himmel. Moſes beſchraͤnkte die Menſchenliebe unter den Jſraeliten faſt ausſchließlich auf ihre Glaubensgenoſſen; Chriſtus dehnt ſie auf alle Menſchen aus, weil wir alleſamt Bruͤder ſind: Du ſollſt Gott uͤber alle Dinge lieben, und Deinen Naͤchſten als dich ſelbſt. Was du nicht willſt, daß dir die Leute thun ſollen, das thue du ihnen auch nicht. Seyd barmherzig, wie auch Euer Vater im Himmel barmherzig iſt. Vergebet Euern Feinden, wie Gott Euch Eure Suͤnden gleichfalls vergiebt. Das ſind die Lehren unſers Erloͤſers, deren Be- folgung er bei allen Gelegenheiten empfahl; die Lehren, welche er als den Hauptinhalt ſeiner herr- lichen Religion uns bezeichnete. Moſes gebot den Juden alle, die nicht ihres Glaubens waren, von der Erde zu vertilgen; Chriſtus ſagte ſeinen Apo- ſteln; ſie ſollten hingehen in alle Welt, und die Jrrenden nicht verfolgen und ausrotten, ſondern belehren. Moſes ordnete einen koſtbaren, laͤſtigen Tempeldienſt mit vielen Opfern, Faſten und andern
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Menſchen. Spaͤterhin erſt ward ein verfeinerter
Tritheismus eingefuͤhrt, und auch damit noch nicht
zufrieden, gab man dem hoͤchſten und einigen Gott
eine zahlloſe Menge von Unter- und Halbgoͤttern,
die man Heilige nannte, zu Huͤlfe. Blutrache war
nach Moſes Geſetzen erlaubt, und oft ſogar Pflicht;
Chriſtus lehrt uns: Segnet, die euch fluchen, thut
wohl denen, die euch haſſen, bittet fuͤr die, ſo euch
beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder ſeyd
Eures Vaters im Himmel. Moſes beſchraͤnkte die
Menſchenliebe unter den Jſraeliten faſt ausſchließlich
auf ihre Glaubensgenoſſen; Chriſtus dehnt ſie auf
alle Menſchen aus, weil wir alleſamt Bruͤder ſind:
Du ſollſt Gott uͤber alle Dinge lieben, und Deinen
Naͤchſten als dich ſelbſt. Was du nicht willſt, daß
dir die Leute thun ſollen, das thue du ihnen auch
nicht. Seyd barmherzig, wie auch Euer Vater im
Himmel barmherzig iſt. Vergebet Euern Feinden,
wie Gott Euch Eure Suͤnden gleichfalls vergiebt.
Das ſind die Lehren unſers Erloͤſers, deren Be-
folgung er bei allen Gelegenheiten empfahl; die
Lehren, welche er als den Hauptinhalt ſeiner herr-
lichen Religion uns bezeichnete. Moſes gebot den
Juden alle, die nicht ihres Glaubens waren, von
der Erde zu vertilgen; Chriſtus ſagte ſeinen Apo-
ſteln; ſie ſollten hingehen in alle Welt, und die
Jrrenden nicht verfolgen und ausrotten, ſondern
belehren. Moſes ordnete einen koſtbaren, laͤſtigen
Tempeldienſt mit vielen Opfern, Faſten und andern
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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