nieder. Er wußte jedoch nicht: ob er darauf fah- ren, oder sich daran halten sollte; gleich öffnete sich die Wolke; er trat hinein, und wandelte im Him- mel, wie man auf Erden wandelt; denn es steht im Gesetz (2 B. Mos. 24. 18). Und Moses gieng mitten in die Wolke. Als ihn aber der Thürhü- ter, Remuel, der Engel, welcher den zwölftausend Engeln des Verderbens vorgesetzt ist, antraf, re- dete derselbe ihn mit barschen Worten an: Was hast du Sohn Amrams hier in der Wohnung der Engel des Feuers zu thun? -- Jch bin mit Erlaubniß des hochgelobten, heiligen Gottes hieher gekommen, erwiederte Moses, um für die Kinder Jsrael das Gesetz zu holen. Der Engel wollte ihn aber nicht gehen lassen, da schlug ihm Moses eine Wunde, und vertilgte ihn von der Welt. Hierauf gieng er weiter und begegnete dem Engel Hadarniel. Dieser ist sechsmalhunderttausend Meilen größer, als der vorige, und mit jedem Worte fahren zwölf- tausend Blitze aus seinem Munde. Als er den Moses erblickte, fuhr er mit rauhem Tone ihn an: Was hast du Sohn Amrams hier in der Wohnung der obern Heiligen zu schaffen? Moses erschrack, Thränen rannen von seinen Wangen, und er wäre von der Wolke herabgestürzt, hätte nicht der hoch- gelobte, heilige Gott sich seiner erbarmt, und den Hadarniel mit den Worten bedrohet: Von dem Ta- ge eurer Schöpfung an seyd ihr Zänker gewesen. Als ich den Menschen erschaffen wollte, klagtet ihr
I. Bändchen. 8
nieder. Er wußte jedoch nicht: ob er darauf fah- ren, oder ſich daran halten ſollte; gleich oͤffnete ſich die Wolke; er trat hinein, und wandelte im Him- mel, wie man auf Erden wandelt; denn es ſteht im Geſetz (2 B. Moſ. 24. 18). Und Moſes gieng mitten in die Wolke. Als ihn aber der Thuͤrhuͤ- ter, Remuel, der Engel, welcher den zwoͤlftauſend Engeln des Verderbens vorgeſetzt iſt, antraf, re- dete derſelbe ihn mit barſchen Worten an: Was haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung der Engel des Feuers zu thun? — Jch bin mit Erlaubniß des hochgelobten, heiligen Gottes hieher gekommen, erwiederte Moſes, um fuͤr die Kinder Jſrael das Geſetz zu holen. Der Engel wollte ihn aber nicht gehen laſſen, da ſchlug ihm Moſes eine Wunde, und vertilgte ihn von der Welt. Hierauf gieng er weiter und begegnete dem Engel Hadarniel. Dieſer iſt ſechsmalhunderttauſend Meilen groͤßer, als der vorige, und mit jedem Worte fahren zwoͤlf- tauſend Blitze aus ſeinem Munde. Als er den Moſes erblickte, fuhr er mit rauhem Tone ihn an: Was haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung der obern Heiligen zu ſchaffen? Moſes erſchrack, Thraͤnen rannen von ſeinen Wangen, und er waͤre von der Wolke herabgeſtuͤrzt, haͤtte nicht der hoch- gelobte, heilige Gott ſich ſeiner erbarmt, und den Hadarniel mit den Worten bedrohet: Von dem Ta- ge eurer Schoͤpfung an ſeyd ihr Zaͤnker geweſen. Als ich den Menſchen erſchaffen wollte, klagtet ihr
I. Baͤndchen. 8
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0091"n="57"/>
nieder. Er wußte jedoch nicht: ob er darauf fah-<lb/>
ren, oder ſich daran halten ſollte; gleich oͤffnete ſich<lb/>
die Wolke; er trat hinein, und wandelte im Him-<lb/>
mel, wie man auf Erden wandelt; denn es ſteht<lb/>
im Geſetz (2 B. Moſ. 24. 18). Und Moſes gieng<lb/>
mitten in die Wolke. Als ihn aber der Thuͤrhuͤ-<lb/>
ter, Remuel, der Engel, welcher den zwoͤlftauſend<lb/>
Engeln des Verderbens vorgeſetzt iſt, antraf, re-<lb/>
dete derſelbe ihn mit barſchen Worten an: Was<lb/>
haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung<lb/>
der Engel des Feuers zu thun? — Jch bin mit<lb/>
Erlaubniß des hochgelobten, heiligen Gottes hieher<lb/>
gekommen, erwiederte Moſes, um fuͤr die Kinder<lb/>
Jſrael das Geſetz zu holen. Der Engel wollte ihn<lb/>
aber nicht gehen laſſen, da ſchlug ihm Moſes eine<lb/>
Wunde, und vertilgte ihn von der Welt. Hierauf<lb/>
gieng er weiter und begegnete dem Engel Hadarniel.<lb/>
Dieſer iſt ſechsmalhunderttauſend Meilen groͤßer,<lb/>
als der vorige, und mit jedem Worte fahren zwoͤlf-<lb/>
tauſend Blitze aus ſeinem Munde. Als er den<lb/>
Moſes erblickte, fuhr er mit rauhem Tone ihn an:<lb/>
Was haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung<lb/>
der obern Heiligen zu ſchaffen? Moſes erſchrack,<lb/>
Thraͤnen rannen von ſeinen Wangen, und er waͤre<lb/>
von der Wolke herabgeſtuͤrzt, haͤtte nicht der hoch-<lb/>
gelobte, heilige Gott ſich ſeiner erbarmt, und den<lb/>
Hadarniel mit den Worten bedrohet: Von dem Ta-<lb/>
ge eurer Schoͤpfung an ſeyd ihr Zaͤnker geweſen.<lb/>
Als ich den Menſchen erſchaffen wollte, klagtet ihr<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">I.</hi> Baͤndchen. 8</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[57/0091]
nieder. Er wußte jedoch nicht: ob er darauf fah-
ren, oder ſich daran halten ſollte; gleich oͤffnete ſich
die Wolke; er trat hinein, und wandelte im Him-
mel, wie man auf Erden wandelt; denn es ſteht
im Geſetz (2 B. Moſ. 24. 18). Und Moſes gieng
mitten in die Wolke. Als ihn aber der Thuͤrhuͤ-
ter, Remuel, der Engel, welcher den zwoͤlftauſend
Engeln des Verderbens vorgeſetzt iſt, antraf, re-
dete derſelbe ihn mit barſchen Worten an: Was
haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung
der Engel des Feuers zu thun? — Jch bin mit
Erlaubniß des hochgelobten, heiligen Gottes hieher
gekommen, erwiederte Moſes, um fuͤr die Kinder
Jſrael das Geſetz zu holen. Der Engel wollte ihn
aber nicht gehen laſſen, da ſchlug ihm Moſes eine
Wunde, und vertilgte ihn von der Welt. Hierauf
gieng er weiter und begegnete dem Engel Hadarniel.
Dieſer iſt ſechsmalhunderttauſend Meilen groͤßer,
als der vorige, und mit jedem Worte fahren zwoͤlf-
tauſend Blitze aus ſeinem Munde. Als er den
Moſes erblickte, fuhr er mit rauhem Tone ihn an:
Was haſt du Sohn Amrams hier in der Wohnung
der obern Heiligen zu ſchaffen? Moſes erſchrack,
Thraͤnen rannen von ſeinen Wangen, und er waͤre
von der Wolke herabgeſtuͤrzt, haͤtte nicht der hoch-
gelobte, heilige Gott ſich ſeiner erbarmt, und den
Hadarniel mit den Worten bedrohet: Von dem Ta-
ge eurer Schoͤpfung an ſeyd ihr Zaͤnker geweſen.
Als ich den Menſchen erſchaffen wollte, klagtet ihr
I. Baͤndchen. 8
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/91>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.