Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



jenigen, welche dem Gottesdienste nicht beiwohnen,
das Mindeste während desselben arbeiten.

Nachher müssen sie -- denn das befiehlt ein
ausdrückliches Gebot *) -- gut essen und trinken,
lange bei Tische sitzen, und recht fröhlich seyn.
Daher sucht man auch durch Karten- und Würfel-
spiel und mancherlei Possen den trägen Tag zu
beflügeln.

Am achten Abend jedes Monats beim Mon-
denschein versammeln sich Jsraels Kinder unter freiem
Himmel, erheben ihre Augen zum "stillen Gefähr-
ten der Nacht," und ein Rabbiner, dem die übri-
gen laut nachsprechen, betet ihnen vor: Gelobet
seyst du Herr unser Gott, König der Welt, der
du mit deinem Wort und dem Geist deines Mun-
des den Himmel und sein ganzes Heer erschaffen
hast, und hast ihnen Gesetz und Zeit vorgeschrieben,
damit sie thun, was du ihnen geboten, und sich
nicht verändern, sondern Gott ihrem Schöpfer ge-
horchen, der ein rechter Baumeister ist, und dessen
Werke wahrhaftig sind.

Er ließ sich den Mond erneuern, und dies soll
allen, die im Mutterleibe getragen werden **), eine

*) Orachchajim Nr. 417 -- 419.
**) Nemlich ihnen, den Jsraeliten, von denen es
Jesaias Kap. 46. V. 3. heißt: Höret mir zu, du
Haus Jakobs, und ihr alle, die ihr vom Hause
20 *



jenigen, welche dem Gottesdienſte nicht beiwohnen,
das Mindeſte waͤhrend deſſelben arbeiten.

Nachher muͤſſen ſie — denn das befiehlt ein
ausdruͤckliches Gebot *) — gut eſſen und trinken,
lange bei Tiſche ſitzen, und recht froͤhlich ſeyn.
Daher ſucht man auch durch Karten- und Wuͤrfel-
ſpiel und mancherlei Poſſen den traͤgen Tag zu
befluͤgeln.

Am achten Abend jedes Monats beim Mon-
denſchein verſammeln ſich Jſraels Kinder unter freiem
Himmel, erheben ihre Augen zum »ſtillen Gefaͤhr-
ten der Nacht,« und ein Rabbiner, dem die uͤbri-
gen laut nachſprechen, betet ihnen vor: Gelobet
ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der
du mit deinem Wort und dem Geiſt deines Mun-
des den Himmel und ſein ganzes Heer erſchaffen
haſt, und haſt ihnen Geſetz und Zeit vorgeſchrieben,
damit ſie thun, was du ihnen geboten, und ſich
nicht veraͤndern, ſondern Gott ihrem Schoͤpfer ge-
horchen, der ein rechter Baumeiſter iſt, und deſſen
Werke wahrhaftig ſind.

Er ließ ſich den Mond erneuern, und dies ſoll
allen, die im Mutterleibe getragen werden **), eine

*) Orachchajim Nr. 417 — 419.
**) Nemlich ihnen, den Jſraeliten, von denen es
Jeſaias Kap. 46. V. 3. heißt: Hoͤret mir zu, du
Haus Jakobs, und ihr alle, die ihr vom Hauſe
20 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0235" n="235"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
jenigen, welche dem Gottesdien&#x017F;te <hi rendition="#g">nicht</hi> beiwohnen,<lb/>
das Minde&#x017F;te wa&#x0364;hrend de&#x017F;&#x017F;elben arbeiten.</p><lb/>
        <p>Nachher <hi rendition="#g">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</hi> &#x017F;ie &#x2014; denn <hi rendition="#g">das</hi> befiehlt ein<lb/>
ausdru&#x0364;ckliches Gebot <note place="foot" n="*)">Orachchajim Nr. 417 &#x2014; 419.</note> &#x2014; gut e&#x017F;&#x017F;en und trinken,<lb/>
lange bei Ti&#x017F;che &#x017F;itzen, und recht fro&#x0364;hlich &#x017F;eyn.<lb/>
Daher &#x017F;ucht man auch durch Karten- und Wu&#x0364;rfel-<lb/>
&#x017F;piel und mancherlei Po&#x017F;&#x017F;en den tra&#x0364;gen Tag zu<lb/>
beflu&#x0364;geln.</p><lb/>
        <p>Am achten Abend jedes Monats beim Mon-<lb/>
den&#x017F;chein ver&#x017F;ammeln &#x017F;ich J&#x017F;raels Kinder unter freiem<lb/>
Himmel, erheben ihre Augen zum »&#x017F;tillen Gefa&#x0364;hr-<lb/>
ten der Nacht,« und ein Rabbiner, dem die u&#x0364;bri-<lb/>
gen laut nach&#x017F;prechen, betet ihnen vor: Gelobet<lb/>
&#x017F;ey&#x017F;t du Herr un&#x017F;er Gott, Ko&#x0364;nig der Welt, der<lb/>
du mit deinem Wort und dem Gei&#x017F;t deines Mun-<lb/>
des den Himmel und &#x017F;ein ganzes Heer er&#x017F;chaffen<lb/>
ha&#x017F;t, und ha&#x017F;t ihnen Ge&#x017F;etz und Zeit vorge&#x017F;chrieben,<lb/>
damit &#x017F;ie thun, was du ihnen geboten, und &#x017F;ich<lb/>
nicht vera&#x0364;ndern, &#x017F;ondern Gott ihrem Scho&#x0364;pfer ge-<lb/>
horchen, der ein rechter Baumei&#x017F;ter i&#x017F;t, und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Werke wahrhaftig &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Er ließ &#x017F;ich den Mond erneuern, und dies &#x017F;oll<lb/>
allen, die im Mutterleibe getragen werden <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="**)">Nemlich ihnen, den J&#x017F;raeliten, von denen es<lb/>
Je&#x017F;aias Kap. 46. V. 3. heißt: Ho&#x0364;ret mir zu, du<lb/>
Haus Jakobs, und ihr alle, die ihr vom Hau&#x017F;e</note>, eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">20 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0235] jenigen, welche dem Gottesdienſte nicht beiwohnen, das Mindeſte waͤhrend deſſelben arbeiten. Nachher muͤſſen ſie — denn das befiehlt ein ausdruͤckliches Gebot *) — gut eſſen und trinken, lange bei Tiſche ſitzen, und recht froͤhlich ſeyn. Daher ſucht man auch durch Karten- und Wuͤrfel- ſpiel und mancherlei Poſſen den traͤgen Tag zu befluͤgeln. Am achten Abend jedes Monats beim Mon- denſchein verſammeln ſich Jſraels Kinder unter freiem Himmel, erheben ihre Augen zum »ſtillen Gefaͤhr- ten der Nacht,« und ein Rabbiner, dem die uͤbri- gen laut nachſprechen, betet ihnen vor: Gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du mit deinem Wort und dem Geiſt deines Mun- des den Himmel und ſein ganzes Heer erſchaffen haſt, und haſt ihnen Geſetz und Zeit vorgeſchrieben, damit ſie thun, was du ihnen geboten, und ſich nicht veraͤndern, ſondern Gott ihrem Schoͤpfer ge- horchen, der ein rechter Baumeiſter iſt, und deſſen Werke wahrhaftig ſind. Er ließ ſich den Mond erneuern, und dies ſoll allen, die im Mutterleibe getragen werden **), eine *) Orachchajim Nr. 417 — 419. **) Nemlich ihnen, den Jſraeliten, von denen es Jeſaias Kap. 46. V. 3. heißt: Hoͤret mir zu, du Haus Jakobs, und ihr alle, die ihr vom Hauſe 20 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/235
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/235>, abgerufen am 27.11.2024.