noch Ueberfluß. Nach Andern sollen Korah *) und seine Rotte, welche lebendig von der Erde ver- schlungen wurden, noch unter derselben leben, und mit diesem gesegneten Wein getränkt werden.
Nachher nimmt der Chasan den Becher, den er vorhin in der rechten Hand hielt, in die linke, die Schachtel aber in die rechte Hand, und spricht oder singt: Gelobet seyst du Herr unser Gott, der du erschaffen hast mancherlei Gewürze! Nun be- riecht er zuerst selbst das Gewürz, und giebt es auch den Uebrigen. Darauf faßt er wieder den Becher mit der Rechten, und geht mit feierlichem Ernst zu der großen Kerze (Ner Habdalah), wo er mit möglichster Aufmerksamkeit die Nägel an seiner linken Hand beschauet, indem er die Finger anfangs krümmt, daß sie einen Schatten in die Hand wer- fen; zuletzt streckt er sie gerade vor sich hin, und besieht sie eben so genau auswendig. Dann erhebt er plötzlich seine Stimme, und singt: gelobet seyst du Herr unser Gott, König der Welt, der du ein helles Licht erschaffen hast. Beim Schluß dieser Worte kehrt der Becher aus der rechten in die linke Hand zurück, die Nägel an der erstern wer- den auf gleiche Weise beliebäugelt, und endlich bricht der Hochwürdige in den lauten Lobgesang aus: ge- lobet seyst du Herr unser Gott, König der Welt,
*) M. s. 4 B. Mos. Kap. 16.
noch Ueberfluß. Nach Andern ſollen Korah *) und ſeine Rotte, welche lebendig von der Erde ver- ſchlungen wurden, noch unter derſelben leben, und mit dieſem geſegneten Wein getraͤnkt werden.
Nachher nimmt der Chaſan den Becher, den er vorhin in der rechten Hand hielt, in die linke, die Schachtel aber in die rechte Hand, und ſpricht oder ſingt: Gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, der du erſchaffen haſt mancherlei Gewuͤrze! Nun be- riecht er zuerſt ſelbſt das Gewuͤrz, und giebt es auch den Uebrigen. Darauf faßt er wieder den Becher mit der Rechten, und geht mit feierlichem Ernſt zu der großen Kerze (Ner Habdalah), wo er mit moͤglichſter Aufmerkſamkeit die Naͤgel an ſeiner linken Hand beſchauet, indem er die Finger anfangs kruͤmmt, daß ſie einen Schatten in die Hand wer- fen; zuletzt ſtreckt er ſie gerade vor ſich hin, und beſieht ſie eben ſo genau auswendig. Dann erhebt er ploͤtzlich ſeine Stimme, und ſingt: gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du ein helles Licht erſchaffen haſt. Beim Schluß dieſer Worte kehrt der Becher aus der rechten in die linke Hand zuruͤck, die Naͤgel an der erſtern wer- den auf gleiche Weiſe beliebaͤugelt, und endlich bricht der Hochwuͤrdige in den lauten Lobgeſang aus: ge- lobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt,
*) M. ſ. 4 B. Moſ. Kap. 16.
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noch Ueberfluß. Nach Andern ſollen Korah *) und
ſeine Rotte, welche lebendig von der Erde ver-
ſchlungen wurden, noch unter derſelben leben, und
mit dieſem geſegneten Wein getraͤnkt werden.
Nachher nimmt der Chaſan den Becher, den
er vorhin in der rechten Hand hielt, in die linke,
die Schachtel aber in die rechte Hand, und ſpricht
oder ſingt: Gelobet ſeyſt du Herr unſer Gott, der
du erſchaffen haſt mancherlei Gewuͤrze! Nun be-
riecht er zuerſt ſelbſt das Gewuͤrz, und giebt es
auch den Uebrigen. Darauf faßt er wieder den
Becher mit der Rechten, und geht mit feierlichem
Ernſt zu der großen Kerze (Ner Habdalah), wo er
mit moͤglichſter Aufmerkſamkeit die Naͤgel an ſeiner
linken Hand beſchauet, indem er die Finger anfangs
kruͤmmt, daß ſie einen Schatten in die Hand wer-
fen; zuletzt ſtreckt er ſie gerade vor ſich hin, und
beſieht ſie eben ſo genau auswendig. Dann erhebt
er ploͤtzlich ſeine Stimme, und ſingt: gelobet ſeyſt
du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du ein
helles Licht erſchaffen haſt. Beim Schluß dieſer
Worte kehrt der Becher aus der rechten in die
linke Hand zuruͤck, die Naͤgel an der erſtern wer-
den auf gleiche Weiſe beliebaͤugelt, und endlich bricht
der Hochwuͤrdige in den lauten Lobgeſang aus: ge-
lobet ſeyſt du Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt,
*) M. ſ. 4 B. Moſ. Kap. 16.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/276>, abgerufen am 25.11.2024.
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