Tag des Aufenthalts genannt, weil man an dem- selben noch einen Tag länger, als eigentlich das Laubhüttenfest dauerte, in Jerusalem bleiben mußte.
An dem Tage Azeres wird noch zu Mittage in den Hütten gegessen; allein diese werden nicht mehr eingesegnet, wie sonst an jedem Tage gesche- hen muß; vielmehr trägt man schon am Morgen unheilige Töpfe und Sachen dahin, und sucht sie nach dem Essen noch auf andere Weise möglichst zu verunreinigen, damit man um so mehr Ursache habe, sich wieder in seine Häuser zu begeben. Abends beim Auszuge aus den Hütten ertönt von allen Seiten der sehnsuchtsvolle Wunsch: gebe doch der Herr unser Gott, ein König der Welt, daß wir künftiges Jahr in den Hütten des Leviathan wohn- ten! Eine Anspielung auf den großen Fisch, womit der Messias dereinst seine israelitischen Küchlein bewirthen wird. Nach dieser ungeheuern Forelle wässert Abrahams eßlustigem Saamen schon lange der Mund!
Wegen übler Witterung, selbst wenn es noch so sehr regnete, darf man nicht aus den Hütten laufen, sondern muß traurig und kummervoll her- aus schleichen, und denken, daß der heilige, hoch- gelobte Gott zornig sey, und nicht wolle, daß man jetzt seine Gebote halten solle. Es geht, sprechen unsere Rabbinen gesegneten Andenkens, es geht mit ihm, wie mit einem vornehmen Herrn, dem sein
Tag des Aufenthalts genannt, weil man an dem- ſelben noch einen Tag laͤnger, als eigentlich das Laubhuͤttenfeſt dauerte, in Jeruſalem bleiben mußte.
An dem Tage Azeres wird noch zu Mittage in den Huͤtten gegeſſen; allein dieſe werden nicht mehr eingeſegnet, wie ſonſt an jedem Tage geſche- hen muß; vielmehr traͤgt man ſchon am Morgen unheilige Toͤpfe und Sachen dahin, und ſucht ſie nach dem Eſſen noch auf andere Weiſe moͤglichſt zu verunreinigen, damit man um ſo mehr Urſache habe, ſich wieder in ſeine Haͤuſer zu begeben. Abends beim Auszuge aus den Huͤtten ertoͤnt von allen Seiten der ſehnſuchtsvolle Wunſch: gebe doch der Herr unſer Gott, ein Koͤnig der Welt, daß wir kuͤnftiges Jahr in den Huͤtten des Leviathan wohn- ten! Eine Anſpielung auf den großen Fiſch, womit der Meſſias dereinſt ſeine iſraelitiſchen Kuͤchlein bewirthen wird. Nach dieſer ungeheuern Forelle waͤſſert Abrahams eßluſtigem Saamen ſchon lange der Mund!
Wegen uͤbler Witterung, ſelbſt wenn es noch ſo ſehr regnete, darf man nicht aus den Huͤtten laufen, ſondern muß traurig und kummervoll her- aus ſchleichen, und denken, daß der heilige, hoch- gelobte Gott zornig ſey, und nicht wolle, daß man jetzt ſeine Gebote halten ſolle. Es geht, ſprechen unſere Rabbinen geſegneten Andenkens, es geht mit ihm, wie mit einem vornehmen Herrn, dem ſein
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Tag des Aufenthalts genannt, weil man an dem-
ſelben noch einen Tag laͤnger, als eigentlich das
Laubhuͤttenfeſt dauerte, in Jeruſalem bleiben mußte.
An dem Tage Azeres wird noch zu Mittage
in den Huͤtten gegeſſen; allein dieſe werden nicht
mehr eingeſegnet, wie ſonſt an jedem Tage geſche-
hen muß; vielmehr traͤgt man ſchon am Morgen
unheilige Toͤpfe und Sachen dahin, und ſucht ſie
nach dem Eſſen noch auf andere Weiſe moͤglichſt zu
verunreinigen, damit man um ſo mehr Urſache habe,
ſich wieder in ſeine Haͤuſer zu begeben. Abends
beim Auszuge aus den Huͤtten ertoͤnt von allen
Seiten der ſehnſuchtsvolle Wunſch: gebe doch der
Herr unſer Gott, ein Koͤnig der Welt, daß wir
kuͤnftiges Jahr in den Huͤtten des Leviathan wohn-
ten! Eine Anſpielung auf den großen Fiſch, womit
der Meſſias dereinſt ſeine iſraelitiſchen Kuͤchlein
bewirthen wird. Nach dieſer ungeheuern Forelle
waͤſſert Abrahams eßluſtigem Saamen ſchon lange
der Mund!
Wegen uͤbler Witterung, ſelbſt wenn es noch
ſo ſehr regnete, darf man nicht aus den Huͤtten
laufen, ſondern muß traurig und kummervoll her-
aus ſchleichen, und denken, daß der heilige, hoch-
gelobte Gott zornig ſey, und nicht wolle, daß man
jetzt ſeine Gebote halten ſolle. Es geht, ſprechen
unſere Rabbinen geſegneten Andenkens, es geht mit
ihm, wie mit einem vornehmen Herrn, dem ſein
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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