Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



die also gegen den jüdischen Betrugs- und Wucher-
sinn ganz ohne Wehr und Waffen ist? Man ver-
zeihe mir diese Abschweifung.

Der wechselseitige Haß der Juden und Christen
hat also eine gemeinschaftliche Hauptquelle, nemlich
die israelitischen, höchst unduldsamen
Religionsbegriffe,
welche mit Rückanwen-
dung auf die Juden in das Christenthum übergien-
gen. Als mitwirkende Ursachen traten bei den
Jsraeliten hinzu, ihr Groll gegen den erhabenen
Stifter der christlichen Religion, und nachher der
ihnen verhaßte Polytheismus der Christen, so wie
die Bedrückungen, Grausamkeiten und Verfolgun-
gen, welche sie von denselben erleiden mußten. Bei
den Christen können als mitwirkende Ursachen des
Hasses gegen die Hebräer, außer jener religiösen
Hauptquelle betrachtet werden: die in frühern Zei-
ten von ihnen erlittenen Verfolgungen und Grau-
samkeiten, die gänzliche Sittenverderbtheit der Juden,

Bauernstande die Rede sey, versteht sich von selbst.
Doch leiden auch die übrigen Stände durch die un-
geheure Menge der Juden gar sehr. Diese verder-
ben die Sittlichkeit des gemeinen Mannes; verfüh-
ren Dienstboten und Untergebene zu Diebstählen
und Betrügereien; verleiten selbst Kinder reicher
Eltern zu Ausschweifungen und Schuldenmachen,
und zerstören den Wohlstand und die Erwerbzweige
aller übrigen Einwohner.



die alſo gegen den juͤdiſchen Betrugs- und Wucher-
ſinn ganz ohne Wehr und Waffen iſt? Man ver-
zeihe mir dieſe Abſchweifung.

Der wechſelſeitige Haß der Juden und Chriſten
hat alſo eine gemeinſchaftliche Hauptquelle, nemlich
die iſraelitiſchen, hoͤchſt unduldſamen
Religionsbegriffe,
welche mit Ruͤckanwen-
dung auf die Juden in das Chriſtenthum uͤbergien-
gen. Als mitwirkende Urſachen traten bei den
Jſraeliten hinzu, ihr Groll gegen den erhabenen
Stifter der chriſtlichen Religion, und nachher der
ihnen verhaßte Polytheismus der Chriſten, ſo wie
die Bedruͤckungen, Grauſamkeiten und Verfolgun-
gen, welche ſie von denſelben erleiden mußten. Bei
den Chriſten koͤnnen als mitwirkende Urſachen des
Haſſes gegen die Hebraͤer, außer jener religioͤſen
Hauptquelle betrachtet werden: die in fruͤhern Zei-
ten von ihnen erlittenen Verfolgungen und Grau-
ſamkeiten, die gaͤnzliche Sittenverderbtheit der Juden,

Bauernſtande die Rede ſey, verſteht ſich von ſelbſt.
Doch leiden auch die uͤbrigen Staͤnde durch die un-
geheure Menge der Juden gar ſehr. Dieſe verder-
ben die Sittlichkeit des gemeinen Mannes; verfuͤh-
ren Dienſtboten und Untergebene zu Diebſtaͤhlen
und Betruͤgereien; verleiten ſelbſt Kinder reicher
Eltern zu Ausſchweifungen und Schuldenmachen,
und zerſtoͤren den Wohlſtand und die Erwerbzweige
aller uͤbrigen Einwohner.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="53"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
die al&#x017F;o gegen den ju&#x0364;di&#x017F;chen Betrugs- und Wucher-<lb/>
&#x017F;inn ganz ohne Wehr und Waffen i&#x017F;t? Man ver-<lb/>
zeihe mir die&#x017F;e Ab&#x017F;chweifung.</p><lb/>
        <p>Der wech&#x017F;el&#x017F;eitige Haß der Juden und Chri&#x017F;ten<lb/>
hat al&#x017F;o eine gemein&#x017F;chaftliche Hauptquelle, nemlich<lb/><hi rendition="#g">die i&#x017F;raeliti&#x017F;chen, ho&#x0364;ch&#x017F;t unduld&#x017F;amen<lb/>
Religionsbegriffe,</hi> welche mit Ru&#x0364;ckanwen-<lb/>
dung auf die Juden in das Chri&#x017F;tenthum u&#x0364;bergien-<lb/>
gen. Als mitwirkende Ur&#x017F;achen traten bei den<lb/>
J&#x017F;raeliten hinzu, ihr Groll gegen den erhabenen<lb/>
Stifter der chri&#x017F;tlichen Religion, und nachher der<lb/>
ihnen verhaßte Polytheismus der Chri&#x017F;ten, &#x017F;o wie<lb/>
die Bedru&#x0364;ckungen, Grau&#x017F;amkeiten und Verfolgun-<lb/>
gen, welche &#x017F;ie von den&#x017F;elben erleiden mußten. Bei<lb/>
den Chri&#x017F;ten ko&#x0364;nnen als mitwirkende Ur&#x017F;achen des<lb/>
Ha&#x017F;&#x017F;es gegen die Hebra&#x0364;er, außer jener religio&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Hauptquelle betrachtet werden: die in fru&#x0364;hern Zei-<lb/>
ten von ihnen erlittenen Verfolgungen und Grau-<lb/>
&#x017F;amkeiten, die ga&#x0364;nzliche Sittenverderbtheit der Juden,<lb/><note xml:id="seg2pn_4_2" prev="#seg2pn_4_1" place="foot" n="*)">Bauern&#x017F;tande die Rede &#x017F;ey, ver&#x017F;teht &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Doch leiden auch die u&#x0364;brigen Sta&#x0364;nde durch die un-<lb/>
geheure Menge der Juden gar &#x017F;ehr. Die&#x017F;e verder-<lb/>
ben die Sittlichkeit des gemeinen Mannes; verfu&#x0364;h-<lb/>
ren Dien&#x017F;tboten und Untergebene zu Dieb&#x017F;ta&#x0364;hlen<lb/>
und Betru&#x0364;gereien; verleiten &#x017F;elb&#x017F;t Kinder reicher<lb/>
Eltern zu Aus&#x017F;chweifungen und Schuldenmachen,<lb/>
und zer&#x017F;to&#x0364;ren den Wohl&#x017F;tand und die Erwerbzweige<lb/>
aller u&#x0364;brigen Einwohner.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0053] die alſo gegen den juͤdiſchen Betrugs- und Wucher- ſinn ganz ohne Wehr und Waffen iſt? Man ver- zeihe mir dieſe Abſchweifung. Der wechſelſeitige Haß der Juden und Chriſten hat alſo eine gemeinſchaftliche Hauptquelle, nemlich die iſraelitiſchen, hoͤchſt unduldſamen Religionsbegriffe, welche mit Ruͤckanwen- dung auf die Juden in das Chriſtenthum uͤbergien- gen. Als mitwirkende Urſachen traten bei den Jſraeliten hinzu, ihr Groll gegen den erhabenen Stifter der chriſtlichen Religion, und nachher der ihnen verhaßte Polytheismus der Chriſten, ſo wie die Bedruͤckungen, Grauſamkeiten und Verfolgun- gen, welche ſie von denſelben erleiden mußten. Bei den Chriſten koͤnnen als mitwirkende Urſachen des Haſſes gegen die Hebraͤer, außer jener religioͤſen Hauptquelle betrachtet werden: die in fruͤhern Zei- ten von ihnen erlittenen Verfolgungen und Grau- ſamkeiten, die gaͤnzliche Sittenverderbtheit der Juden, *) *) Bauernſtande die Rede ſey, verſteht ſich von ſelbſt. Doch leiden auch die uͤbrigen Staͤnde durch die un- geheure Menge der Juden gar ſehr. Dieſe verder- ben die Sittlichkeit des gemeinen Mannes; verfuͤh- ren Dienſtboten und Untergebene zu Diebſtaͤhlen und Betruͤgereien; verleiten ſelbſt Kinder reicher Eltern zu Ausſchweifungen und Schuldenmachen, und zerſtoͤren den Wohlſtand und die Erwerbzweige aller uͤbrigen Einwohner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/53
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/53>, abgerufen am 21.11.2024.