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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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darin achthundert Talmudisten, und ein ganzer
großer Folioband ward mit den Verhandlungen
darüber angefüllt *). Es frägt sich: ob alle Sab-
bath- und Festtagseier, die jemals von jüdischen
und nichtjüdischen Hennen gelegt wurden, die Durch-
lesung eines solchen Folianten voll Unsinn werth
sind? --

Die Rabbiner sind sich zu allen Zeiten und in
allen Ländern geblieben. Noch jetzt werden sie von
demselben Hange zu thörichten Grübeleien, von
demselben Dünkel, Stumpfsinn und Aberglauben
beherrscht, wie zu Hillels und Schammai's Zeiten.
Was soll man also von ihrem Unterrichte für die
Jugend erwarten?

Zu Hauslehrern wählt man gewöhnlich -- be-
sonders bei reichern Jsraeliten -- eine Art junger,
eleganter Hasenfüße, die geckenhaft genug sind, sich
bei dem winzigsten Wissen und bei gänzlichem Man-
gel an allem Talent für "schaine Geister" und für
"grauße Gelernte" zu halten. Diese sind die keck-
sten, zudringlichsten und widerlichsten Geschöpfe;
allenthalben wollen sie den Ton angeben; über Alles
wollen sie kunstrichtern und urtheilen; in das Nest
jedes literarischen Wiedehopfs, und wäre es auch
noch schmutziger und unflätiger, als der Freimü-

*) M. s. auch meine scherzhaften Erzählungen.
St. Gallen 1821. 8. S. 39.
II. Bändchen. 9



darin achthundert Talmudiſten, und ein ganzer
großer Folioband ward mit den Verhandlungen
daruͤber angefuͤllt *). Es fraͤgt ſich: ob alle Sab-
bath- und Feſttagseier, die jemals von juͤdiſchen
und nichtjuͤdiſchen Hennen gelegt wurden, die Durch-
leſung eines ſolchen Folianten voll Unſinn werth
ſind? —

Die Rabbiner ſind ſich zu allen Zeiten und in
allen Laͤndern geblieben. Noch jetzt werden ſie von
demſelben Hange zu thoͤrichten Gruͤbeleien, von
demſelben Duͤnkel, Stumpfſinn und Aberglauben
beherrſcht, wie zu Hillels und Schammai’s Zeiten.
Was ſoll man alſo von ihrem Unterrichte fuͤr die
Jugend erwarten?

Zu Hauslehrern waͤhlt man gewoͤhnlich — be-
ſonders bei reichern Jſraeliten — eine Art junger,
eleganter Haſenfuͤße, die geckenhaft genug ſind, ſich
bei dem winzigſten Wiſſen und bei gaͤnzlichem Man-
gel an allem Talent fuͤr »ſchaine Geiſter« und fuͤr
»grauße Gelernte« zu halten. Dieſe ſind die keck-
ſten, zudringlichſten und widerlichſten Geſchoͤpfe;
allenthalben wollen ſie den Ton angeben; uͤber Alles
wollen ſie kunſtrichtern und urtheilen; in das Neſt
jedes literariſchen Wiedehopfs, und waͤre es auch
noch ſchmutziger und unflaͤtiger, als der Freimuͤ-

*) M. ſ. auch meine ſcherzhaften Erzaͤhlungen.
St. Gallen 1821. 8. S. 39.
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[97/0097] darin achthundert Talmudiſten, und ein ganzer großer Folioband ward mit den Verhandlungen daruͤber angefuͤllt *). Es fraͤgt ſich: ob alle Sab- bath- und Feſttagseier, die jemals von juͤdiſchen und nichtjuͤdiſchen Hennen gelegt wurden, die Durch- leſung eines ſolchen Folianten voll Unſinn werth ſind? — Die Rabbiner ſind ſich zu allen Zeiten und in allen Laͤndern geblieben. Noch jetzt werden ſie von demſelben Hange zu thoͤrichten Gruͤbeleien, von demſelben Duͤnkel, Stumpfſinn und Aberglauben beherrſcht, wie zu Hillels und Schammai’s Zeiten. Was ſoll man alſo von ihrem Unterrichte fuͤr die Jugend erwarten? Zu Hauslehrern waͤhlt man gewoͤhnlich — be- ſonders bei reichern Jſraeliten — eine Art junger, eleganter Haſenfuͤße, die geckenhaft genug ſind, ſich bei dem winzigſten Wiſſen und bei gaͤnzlichem Man- gel an allem Talent fuͤr »ſchaine Geiſter« und fuͤr »grauße Gelernte« zu halten. Dieſe ſind die keck- ſten, zudringlichſten und widerlichſten Geſchoͤpfe; allenthalben wollen ſie den Ton angeben; uͤber Alles wollen ſie kunſtrichtern und urtheilen; in das Neſt jedes literariſchen Wiedehopfs, und waͤre es auch noch ſchmutziger und unflaͤtiger, als der Freimuͤ- *) M. ſ. auch meine ſcherzhaften Erzaͤhlungen. St. Gallen 1821. 8. S. 39. II. Baͤndchen. 9

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/97>, abgerufen am 18.05.2024.