den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver- brannten Gehirn entsprungenen weisen Anschlag vortragen, und dadurch den Verdientern um die, mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end- lich auch Nachdrucker, die so unverschämt sind, sich öffentlich oder heimlich für Verfasser der von ihnen nachgedruckten Schriften auszugeben. Fälle der letztern Art verdienen, obgleich sie äußerst selten vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem Schriftsteller wird durch solchen Raub des geistigen Eigenthums sein, durch Kopfbrechen und Nachtwa- chen schwer errungener Nachruhm entrissen; er ver- liert, wenn sein Werk ultramonarchischen oder ari- stokratischen Jnhalts war, alle goldenen Dosen, Pensionen, Ordensbänder und dergleichen Kostbar- keiten, die nun der räuberische Nachdrucker an sich reißt; ihm werden seine Hoffnungen auf Aemter und Würden vernichtet; er büßt die süße Wonne ein, seinen werthen Namen gedruckt zu sehen, und muß sogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele, die nicht lesen können, hinter ihm herflüstern: das ist ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!
Alle weise und gerechtigkeitliebende Regierungen sollten also billig darüber wachen, daß kein Nach- drucker sich dergleichen Anmaßungen von fremdem Geisteseigenthum zu Schulden kommen ließe, und sehr zu wünschen wäre es, daß unsere gesetz- gebenden Gewalten endlich einmal ernsthafte Maß-
den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver- brannten Gehirn entſprungenen weiſen Anſchlag vortragen, und dadurch den Verdientern um die, mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end- lich auch Nachdrucker, die ſo unverſchaͤmt ſind, ſich oͤffentlich oder heimlich fuͤr Verfaſſer der von ihnen nachgedruckten Schriften auszugeben. Faͤlle der letztern Art verdienen, obgleich ſie aͤußerſt ſelten vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem Schriftſteller wird durch ſolchen Raub des geiſtigen Eigenthums ſein, durch Kopfbrechen und Nachtwa- chen ſchwer errungener Nachruhm entriſſen; er ver- liert, wenn ſein Werk ultramonarchiſchen oder ari- ſtokratiſchen Jnhalts war, alle goldenen Doſen, Penſionen, Ordensbaͤnder und dergleichen Koſtbar- keiten, die nun der raͤuberiſche Nachdrucker an ſich reißt; ihm werden ſeine Hoffnungen auf Aemter und Wuͤrden vernichtet; er buͤßt die ſuͤße Wonne ein, ſeinen werthen Namen gedruckt zu ſehen, und muß ſogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele, die nicht leſen koͤnnen, hinter ihm herfluͤſtern: das iſt ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!
Alle weiſe und gerechtigkeitliebende Regierungen ſollten alſo billig daruͤber wachen, daß kein Nach- drucker ſich dergleichen Anmaßungen von fremdem Geiſteseigenthum zu Schulden kommen ließe, und ſehr zu wuͤnſchen waͤre es, daß unſere geſetz- gebenden Gewalten endlich einmal ernſthafte Maß-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0010"n="10"/>
den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver-<lb/>
brannten Gehirn entſprungenen weiſen Anſchlag<lb/>
vortragen, und dadurch den Verdientern um die,<lb/>
mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end-<lb/>
lich auch Nachdrucker, die ſo unverſchaͤmt ſind, ſich<lb/>
oͤffentlich oder heimlich fuͤr Verfaſſer der von ihnen<lb/>
nachgedruckten Schriften auszugeben. Faͤlle der<lb/>
letztern Art verdienen, obgleich ſie aͤußerſt ſelten<lb/>
vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem<lb/>
Schriftſteller wird durch ſolchen Raub des geiſtigen<lb/>
Eigenthums ſein, durch Kopfbrechen und Nachtwa-<lb/>
chen ſchwer errungener Nachruhm entriſſen; er ver-<lb/>
liert, wenn ſein Werk ultramonarchiſchen oder ari-<lb/>ſtokratiſchen Jnhalts war, alle goldenen Doſen,<lb/>
Penſionen, Ordensbaͤnder und dergleichen Koſtbar-<lb/>
keiten, die nun der raͤuberiſche Nachdrucker an ſich<lb/>
reißt; ihm werden ſeine Hoffnungen auf Aemter<lb/>
und Wuͤrden vernichtet; er buͤßt die ſuͤße Wonne<lb/>
ein, ſeinen werthen Namen gedruckt zu ſehen, und<lb/>
muß ſogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele,<lb/>
die <hirendition="#g">nicht</hi> leſen koͤnnen, hinter ihm herfluͤſtern: das<lb/>
iſt ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!</p><lb/><p>Alle weiſe und gerechtigkeitliebende Regierungen<lb/>ſollten alſo billig daruͤber wachen, daß kein Nach-<lb/>
drucker ſich dergleichen Anmaßungen von fremdem<lb/><hirendition="#g">Geiſteseigenthum</hi> zu Schulden kommen ließe,<lb/>
und ſehr zu wuͤnſchen waͤre es, daß unſere geſetz-<lb/>
gebenden Gewalten endlich einmal ernſthafte Maß-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[10/0010]
den Kollegien als einen, aus ihrem eigenen ver-
brannten Gehirn entſprungenen weiſen Anſchlag
vortragen, und dadurch den Verdientern um die,
mit Recht erwartete Belohnung bringen; und end-
lich auch Nachdrucker, die ſo unverſchaͤmt ſind, ſich
oͤffentlich oder heimlich fuͤr Verfaſſer der von ihnen
nachgedruckten Schriften auszugeben. Faͤlle der
letztern Art verdienen, obgleich ſie aͤußerſt ſelten
vorkommen, Pranger und Brandmahl, denn dem
Schriftſteller wird durch ſolchen Raub des geiſtigen
Eigenthums ſein, durch Kopfbrechen und Nachtwa-
chen ſchwer errungener Nachruhm entriſſen; er ver-
liert, wenn ſein Werk ultramonarchiſchen oder ari-
ſtokratiſchen Jnhalts war, alle goldenen Doſen,
Penſionen, Ordensbaͤnder und dergleichen Koſtbar-
keiten, die nun der raͤuberiſche Nachdrucker an ſich
reißt; ihm werden ſeine Hoffnungen auf Aemter
und Wuͤrden vernichtet; er buͤßt die ſuͤße Wonne
ein, ſeinen werthen Namen gedruckt zu ſehen, und
muß ſogar auf die hohe Ehre verzichten, daß viele,
die nicht leſen koͤnnen, hinter ihm herfluͤſtern: das
iſt ein kluger Mann! Er hat ein Buch gemacht!
Alle weiſe und gerechtigkeitliebende Regierungen
ſollten alſo billig daruͤber wachen, daß kein Nach-
drucker ſich dergleichen Anmaßungen von fremdem
Geiſteseigenthum zu Schulden kommen ließe,
und ſehr zu wuͤnſchen waͤre es, daß unſere geſetz-
gebenden Gewalten endlich einmal ernſthafte Maß-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/10>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.