einer sehr einträglichen Küsterpfründe. Ein Duz- zend Jungen und Mädchen, die nach den Berichten des Baseler Sammlers, gleich ihren Eltern in der Gnade stehen, und nicht durch Werke, sondern ein- zig und allein durch den Glauben selig zu werden suchen, umspielen das fromme, erweckte und glück- liche Ehepaar. Herr Christlieb ist ein fleißiger, treuer Arbeiter in dem, ihm anvertraueten Wein- berge, und bläuet mit kräftigem Arm seinen Zög- lingen oder Züchtlingen die drei Personen, die zwei Naturen, das Amt der Schlüssel des Himmelreichs, den Teufel und die ewige Verdammniß, wovon er ihnen schon hienieden einen Vorschmack giebt, recht tüchtig ein.
Jch hatte diese, durchaus wahre Geschichte ei- gentlich für die Baseler Sammlungen zur Gottsee- ligkeit bestimmt; weil aber der Herr Herausgeber, wie ich höre, so viel Manuskript vorräthig hat, daß an eine baldige Aufnahme schwerlich zu denken seyn möchte, so theile ich sie hier mit. Jch hoffe, daß man gewisse charackteristische Züge, woran man den weißen Leviten von ehrlichen Leuten unterschei- den kann, und die bei allen christlichen Rabbinern zu finden sind, nicht übersehen wird.
Zu jenen Zügen gehört besonders eine uner- sättliche Habgier und ein schmutziger Geiz. Wer seinem eigenen Hause nicht wohl vorstehet, der ist ärger, denn ein Heide! Das ist der leitende Grund-
III. Bändchen. 22
einer ſehr eintraͤglichen Kuͤſterpfruͤnde. Ein Duz- zend Jungen und Maͤdchen, die nach den Berichten des Baſeler Sammlers, gleich ihren Eltern in der Gnade ſtehen, und nicht durch Werke, ſondern ein- zig und allein durch den Glauben ſelig zu werden ſuchen, umſpielen das fromme, erweckte und gluͤck- liche Ehepaar. Herr Chriſtlieb iſt ein fleißiger, treuer Arbeiter in dem, ihm anvertraueten Wein- berge, und blaͤuet mit kraͤftigem Arm ſeinen Zoͤg- lingen oder Zuͤchtlingen die drei Perſonen, die zwei Naturen, das Amt der Schluͤſſel des Himmelreichs, den Teufel und die ewige Verdammniß, wovon er ihnen ſchon hienieden einen Vorſchmack giebt, recht tuͤchtig ein.
Jch hatte dieſe, durchaus wahre Geſchichte ei- gentlich fuͤr die Baſeler Sammlungen zur Gottſee- ligkeit beſtimmt; weil aber der Herr Herausgeber, wie ich hoͤre, ſo viel Manuſkript vorraͤthig hat, daß an eine baldige Aufnahme ſchwerlich zu denken ſeyn moͤchte, ſo theile ich ſie hier mit. Jch hoffe, daß man gewiſſe charackteriſtiſche Zuͤge, woran man den weißen Leviten von ehrlichen Leuten unterſchei- den kann, und die bei allen chriſtlichen Rabbinern zu finden ſind, nicht uͤberſehen wird.
Zu jenen Zuͤgen gehoͤrt beſonders eine uner- ſaͤttliche Habgier und ein ſchmutziger Geiz. Wer ſeinem eigenen Hauſe nicht wohl vorſtehet, der iſt aͤrger, denn ein Heide! Das iſt der leitende Grund-
III. Baͤndchen. 22
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einer ſehr eintraͤglichen Kuͤſterpfruͤnde. Ein Duz-
zend Jungen und Maͤdchen, die nach den Berichten
des Baſeler Sammlers, gleich ihren Eltern in der
Gnade ſtehen, und nicht durch Werke, ſondern ein-
zig und allein durch den Glauben ſelig zu werden
ſuchen, umſpielen das fromme, erweckte und gluͤck-
liche Ehepaar. Herr Chriſtlieb iſt ein fleißiger,
treuer Arbeiter in dem, ihm anvertraueten Wein-
berge, und blaͤuet mit kraͤftigem Arm ſeinen Zoͤg-
lingen oder Zuͤchtlingen die drei Perſonen, die zwei
Naturen, das Amt der Schluͤſſel des Himmelreichs,
den Teufel und die ewige Verdammniß, wovon er
ihnen ſchon hienieden einen Vorſchmack giebt, recht
tuͤchtig ein.
Jch hatte dieſe, durchaus wahre Geſchichte ei-
gentlich fuͤr die Baſeler Sammlungen zur Gottſee-
ligkeit beſtimmt; weil aber der Herr Herausgeber,
wie ich hoͤre, ſo viel Manuſkript vorraͤthig hat,
daß an eine baldige Aufnahme ſchwerlich zu denken
ſeyn moͤchte, ſo theile ich ſie hier mit. Jch hoffe,
daß man gewiſſe charackteriſtiſche Zuͤge, woran man
den weißen Leviten von ehrlichen Leuten unterſchei-
den kann, und die bei allen chriſtlichen Rabbinern
zu finden ſind, nicht uͤberſehen wird.
Zu jenen Zuͤgen gehoͤrt beſonders eine uner-
ſaͤttliche Habgier und ein ſchmutziger Geiz. Wer
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III. Baͤndchen. 22
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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