die Herren sich zuweilen noch etwas) gegeben wur- den, mein Auge an der Gefräßigkeit und Habgier der Pfarrer und Küster und ihrer gewöhnlich sehr zahlreichen Familien zu weiden. Nicht bloß die hoch- ehrwürdigen und gottseligen Bäuche werden so voll gepfropft; daß die Knöpfe von den Röcken und Westen springen, sondern Alles, was man nur ei- niger Maßen mit Ehren oder heimlich bei Seite bringen kann, wird in die großen Rock- und Ho- sentaschen, in Körbe, Hüte und Unterfutter hinein gehamstert, um der werthen Familie auf einige Tage zum Mundvorrath zu dienen. Dies garsti- ge Betragen vieler Geistlichen wird sehr oft als die Folge einer schlechten Erziehung betrachtet, da meistens junge Leute aus den niedrigern Volksklas- sen, die weniger Kenntniß des Schicklichen haben, den geistlichen Stand wählen; allein man findet es doch nicht selten bei Männern dieses Standes, die aus sehr angesehenen und hochgebildeten Familien entsprossen sind, und wie viele Bauern und gerin- gere Bürger trifft man nicht, die sich eines solchen Benehmens höchlich schämen würden, und bei de- nen der Pfarrer, der sich desselben schuldig macht, alle Achtung und alles Ansehen verliert!
Man verzeihe mir, daß ich hier ein so widri- ges Gemälde von den christlichen Rabbinern ent- warf. Jch hoffe, vielleicht manchen redlichen Mann geistlichen Standes, der ohne gerade zu den weißen
die Herren ſich zuweilen noch etwas) gegeben wur- den, mein Auge an der Gefraͤßigkeit und Habgier der Pfarrer und Kuͤſter und ihrer gewoͤhnlich ſehr zahlreichen Familien zu weiden. Nicht bloß die hoch- ehrwuͤrdigen und gottſeligen Baͤuche werden ſo voll gepfropft; daß die Knoͤpfe von den Roͤcken und Weſten ſpringen, ſondern Alles, was man nur ei- niger Maßen mit Ehren oder heimlich bei Seite bringen kann, wird in die großen Rock- und Ho- ſentaſchen, in Koͤrbe, Huͤte und Unterfutter hinein gehamſtert, um der werthen Familie auf einige Tage zum Mundvorrath zu dienen. Dies garſti- ge Betragen vieler Geiſtlichen wird ſehr oft als die Folge einer ſchlechten Erziehung betrachtet, da meiſtens junge Leute aus den niedrigern Volksklaſ- ſen, die weniger Kenntniß des Schicklichen haben, den geiſtlichen Stand waͤhlen; allein man findet es doch nicht ſelten bei Maͤnnern dieſes Standes, die aus ſehr angeſehenen und hochgebildeten Familien entſproſſen ſind, und wie viele Bauern und gerin- gere Buͤrger trifft man nicht, die ſich eines ſolchen Benehmens hoͤchlich ſchaͤmen wuͤrden, und bei de- nen der Pfarrer, der ſich deſſelben ſchuldig macht, alle Achtung und alles Anſehen verliert!
Man verzeihe mir, daß ich hier ein ſo widri- ges Gemaͤlde von den chriſtlichen Rabbinern ent- warf. Jch hoffe, vielleicht manchen redlichen Mann geiſtlichen Standes, der ohne gerade zu den weißen
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die Herren ſich zuweilen noch etwas) gegeben wur-
den, mein Auge an der Gefraͤßigkeit und Habgier
der Pfarrer und Kuͤſter und ihrer gewoͤhnlich ſehr
zahlreichen Familien zu weiden. Nicht bloß die hoch-
ehrwuͤrdigen und gottſeligen Baͤuche werden ſo voll
gepfropft; daß die Knoͤpfe von den Roͤcken und
Weſten ſpringen, ſondern Alles, was man nur ei-
niger Maßen mit Ehren oder heimlich bei Seite
bringen kann, wird in die großen Rock- und Ho-
ſentaſchen, in Koͤrbe, Huͤte und Unterfutter hinein
gehamſtert, um der werthen Familie auf einige
Tage zum Mundvorrath zu dienen. Dies garſti-
ge Betragen vieler Geiſtlichen wird ſehr oft als
die Folge einer ſchlechten Erziehung betrachtet, da
meiſtens junge Leute aus den niedrigern Volksklaſ-
ſen, die weniger Kenntniß des Schicklichen haben,
den geiſtlichen Stand waͤhlen; allein man findet es
doch nicht ſelten bei Maͤnnern dieſes Standes, die
aus ſehr angeſehenen und hochgebildeten Familien
entſproſſen ſind, und wie viele Bauern und gerin-
gere Buͤrger trifft man nicht, die ſich eines ſolchen
Benehmens hoͤchlich ſchaͤmen wuͤrden, und bei de-
nen der Pfarrer, der ſich deſſelben ſchuldig macht,
alle Achtung und alles Anſehen verliert!
Man verzeihe mir, daß ich hier ein ſo widri-
ges Gemaͤlde von den chriſtlichen Rabbinern ent-
warf. Jch hoffe, vielleicht manchen redlichen Mann
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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