Leviten zu gehören, und ohne etwas Schlimmes dabei zu ahnen, ihr unanständiges Beispiel nach- ahmt, und sich als Lehrer seiner Gemeine dadurch schadet, einen Dienst zu leisten, wenn ich ihn auf das Unschickliche und Unanständige jenes Betragens aufmerksam mache. Niemand wird schärfer beob- achtet als der Volkslehrer; ist er ein rechtlicher Mann, so ist jeder Verlust an öffentlicher Achtung, den er verschuldeter oder unverschuldeter Weise er- leidet, auch ein wichtiger moralischer Verlust für seine Gemeine, auf welche dann selbst seine beßten Lehren und Beispiele nicht mehr den Eindruck ma- chen können, den er dadurch machen sollte, und zu machen wünscht. Darum ist es Pflicht jedes gutgesinnten Pfarrers, alle Handlungen, und wären sie übrigens noch so erlaubt und schuldlos, sorgfäl- fältig zu meiden, die ihm von jener Achtung etwas entziehen können. Also nicht Spottsucht, nicht Wi- derwille gegen den Stand der Volkslehrer, der in meinen Augen zwar nicht heilig, aber doch sehr eh- renwerth und nützlich ist, leitete mir bei dieser, so wie bei allen übrigen Rügen die Feder.
Nicht minder unangenehm, wenn gleich weni- ger lächerlich, offenbart sich der Geitz der christli- chen Leviten in ihrer Rauhheit und Harther- zigkeit gegen Arme und Dürftige. Wie oft sieht man nicht, daß der reisende Handwerker, oder der verkrüppelte Krieger, der sein Blut für das Va-
Leviten zu gehoͤren, und ohne etwas Schlimmes dabei zu ahnen, ihr unanſtaͤndiges Beiſpiel nach- ahmt, und ſich als Lehrer ſeiner Gemeine dadurch ſchadet, einen Dienſt zu leiſten, wenn ich ihn auf das Unſchickliche und Unanſtaͤndige jenes Betragens aufmerkſam mache. Niemand wird ſchaͤrfer beob- achtet als der Volkslehrer; iſt er ein rechtlicher Mann, ſo iſt jeder Verluſt an oͤffentlicher Achtung, den er verſchuldeter oder unverſchuldeter Weiſe er- leidet, auch ein wichtiger moraliſcher Verluſt fuͤr ſeine Gemeine, auf welche dann ſelbſt ſeine beßten Lehren und Beiſpiele nicht mehr den Eindruck ma- chen koͤnnen, den er dadurch machen ſollte, und zu machen wuͤnſcht. Darum iſt es Pflicht jedes gutgeſinnten Pfarrers, alle Handlungen, und waͤren ſie uͤbrigens noch ſo erlaubt und ſchuldlos, ſorgfaͤl- faͤltig zu meiden, die ihm von jener Achtung etwas entziehen koͤnnen. Alſo nicht Spottſucht, nicht Wi- derwille gegen den Stand der Volkslehrer, der in meinen Augen zwar nicht heilig, aber doch ſehr eh- renwerth und nuͤtzlich iſt, leitete mir bei dieſer, ſo wie bei allen uͤbrigen Ruͤgen die Feder.
Nicht minder unangenehm, wenn gleich weni- ger laͤcherlich, offenbart ſich der Geitz der chriſtli- chen Leviten in ihrer Rauhheit und Harther- zigkeit gegen Arme und Duͤrftige. Wie oft ſieht man nicht, daß der reiſende Handwerker, oder der verkruͤppelte Krieger, der ſein Blut fuͤr das Va-
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Leviten zu gehoͤren, und ohne etwas Schlimmes
dabei zu ahnen, ihr unanſtaͤndiges Beiſpiel nach-
ahmt, und ſich als Lehrer ſeiner Gemeine dadurch
ſchadet, einen Dienſt zu leiſten, wenn ich ihn auf
das Unſchickliche und Unanſtaͤndige jenes Betragens
aufmerkſam mache. Niemand wird ſchaͤrfer beob-
achtet als der Volkslehrer; iſt er ein rechtlicher
Mann, ſo iſt jeder Verluſt an oͤffentlicher Achtung,
den er verſchuldeter oder unverſchuldeter Weiſe er-
leidet, auch ein wichtiger moraliſcher Verluſt fuͤr
ſeine Gemeine, auf welche dann ſelbſt ſeine beßten
Lehren und Beiſpiele nicht mehr den Eindruck ma-
chen koͤnnen, den er dadurch machen ſollte, und
zu machen wuͤnſcht. Darum iſt es Pflicht jedes
gutgeſinnten Pfarrers, alle Handlungen, und waͤren
ſie uͤbrigens noch ſo erlaubt und ſchuldlos, ſorgfaͤl-
faͤltig zu meiden, die ihm von jener Achtung etwas
entziehen koͤnnen. Alſo nicht Spottſucht, nicht Wi-
derwille gegen den Stand der Volkslehrer, der in
meinen Augen zwar nicht heilig, aber doch ſehr eh-
renwerth und nuͤtzlich iſt, leitete mir bei dieſer, ſo
wie bei allen uͤbrigen Ruͤgen die Feder.
Nicht minder unangenehm, wenn gleich weni-
ger laͤcherlich, offenbart ſich der Geitz der chriſtli-
chen Leviten in ihrer Rauhheit und Harther-
zigkeit gegen Arme und Duͤrftige. Wie oft ſieht
man nicht, daß der reiſende Handwerker, oder der
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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