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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

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Klöster, und dennoch wurden die Werke vieler ihrer
ältesten Schriftsteller und Dichter von Geschlecht
auf Geschlecht vererbt, und allen den Völkern,
die griechische und römische Kultur annahmen,
mitgetheilt. Die Klöster waren also kein nothwen-
diges Vehikel zur Ueberlieferung der literarischen
Schätze des Alterthums. Jm Gegentheil ward viel
Gutes, Schönes und Herrliches in ihnen aufgehäuft,
begraben und vernichtet, was ohne mönchische Hab-
gier, Unwissenheit und Rohheit, gewiß auf die
Nachwelt gekommen wäre. Bloß die Verfinsterungs-
sucht, der Eigennutz und die Herrschbegierde der
Mönche und Pfaffen waren daran schuld, daß wir
manche jener Schätze, die noch gerettet wurden,
so unvollständig erhielten; daß sie in frühern Zei-
ten nur von so Wenigen und so wenig benutzt werden
konnten, und besonders, daß sie so spät und so langsam
zur Kunde der Menschheit kamen, wodurch diese
um viele Jahrhunderte in ihrer geistigen und sitt-
lichen Entwickelung gehemmt wurde.

Die Verpflichtung, welche man in dieser Hin-
sicht dem Mönchthume haben soll, löst sich also
nicht allein in Nichts auf, sondern verwandelt sich
mit Recht in Zorn und Unwillen gegen die Blind-
schleichen, die so lange und so heimtückisch der Welt
ihr Eigenthum vorenthielten, ohne einmal selbst es
benutzen zu können.

Gesetzt aber auch, die Klöster jener finstern

Kloͤſter, und dennoch wurden die Werke vieler ihrer
aͤlteſten Schriftſteller und Dichter von Geſchlecht
auf Geſchlecht vererbt, und allen den Voͤlkern,
die griechiſche und roͤmiſche Kultur annahmen,
mitgetheilt. Die Kloͤſter waren alſo kein nothwen-
diges Vehikel zur Ueberlieferung der literariſchen
Schaͤtze des Alterthums. Jm Gegentheil ward viel
Gutes, Schoͤnes und Herrliches in ihnen aufgehaͤuft,
begraben und vernichtet, was ohne moͤnchiſche Hab-
gier, Unwiſſenheit und Rohheit, gewiß auf die
Nachwelt gekommen waͤre. Bloß die Verfinſterungs-
ſucht, der Eigennutz und die Herrſchbegierde der
Moͤnche und Pfaffen waren daran ſchuld, daß wir
manche jener Schaͤtze, die noch gerettet wurden,
ſo unvollſtaͤndig erhielten; daß ſie in fruͤhern Zei-
ten nur von ſo Wenigen und ſo wenig benutzt werden
konnten, und beſonders, daß ſie ſo ſpaͤt und ſo langſam
zur Kunde der Menſchheit kamen, wodurch dieſe
um viele Jahrhunderte in ihrer geiſtigen und ſitt-
lichen Entwickelung gehemmt wurde.

Die Verpflichtung, welche man in dieſer Hin-
ſicht dem Moͤnchthume haben ſoll, loͤst ſich alſo
nicht allein in Nichts auf, ſondern verwandelt ſich
mit Recht in Zorn und Unwillen gegen die Blind-
ſchleichen, die ſo lange und ſo heimtuͤckiſch der Welt
ihr Eigenthum vorenthielten, ohne einmal ſelbſt es
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[292/0292] Kloͤſter, und dennoch wurden die Werke vieler ihrer aͤlteſten Schriftſteller und Dichter von Geſchlecht auf Geſchlecht vererbt, und allen den Voͤlkern, die griechiſche und roͤmiſche Kultur annahmen, mitgetheilt. Die Kloͤſter waren alſo kein nothwen- diges Vehikel zur Ueberlieferung der literariſchen Schaͤtze des Alterthums. Jm Gegentheil ward viel Gutes, Schoͤnes und Herrliches in ihnen aufgehaͤuft, begraben und vernichtet, was ohne moͤnchiſche Hab- gier, Unwiſſenheit und Rohheit, gewiß auf die Nachwelt gekommen waͤre. Bloß die Verfinſterungs- ſucht, der Eigennutz und die Herrſchbegierde der Moͤnche und Pfaffen waren daran ſchuld, daß wir manche jener Schaͤtze, die noch gerettet wurden, ſo unvollſtaͤndig erhielten; daß ſie in fruͤhern Zei- ten nur von ſo Wenigen und ſo wenig benutzt werden konnten, und beſonders, daß ſie ſo ſpaͤt und ſo langſam zur Kunde der Menſchheit kamen, wodurch dieſe um viele Jahrhunderte in ihrer geiſtigen und ſitt- lichen Entwickelung gehemmt wurde. Die Verpflichtung, welche man in dieſer Hin- ſicht dem Moͤnchthume haben ſoll, loͤst ſich alſo nicht allein in Nichts auf, ſondern verwandelt ſich mit Recht in Zorn und Unwillen gegen die Blind- ſchleichen, die ſo lange und ſo heimtuͤckiſch der Welt ihr Eigenthum vorenthielten, ohne einmal ſelbſt es benutzen zu koͤnnen. Geſetzt aber auch, die Kloͤſter jener finſtern

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/292>, abgerufen am 22.11.2024.