Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Jahrhunderte wären der einzige sichere Bewahrungs-
ort und die Mönche die einzigen fähigen Werkzeuge
zur Ueberlieferung jener literarischen Schätze gewe-
sen; welches Recht gäbe dies wohl unsern heutigen
Augustinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie
die häßliche Brut der Dummheit, des Aberglau-
bens und der Bosheit weiter heißen mag, unsere
Dankbarkeit in Anspruch zu nehmen? Wie können
sie deshalb von den Völkern begehren, länger Ein-
richtungen zu dulden und bestehen zu lassen, die
durchaus mit dem Wohlseyn und der geistigen und
sittlichen Fortbildung unvereinbarlich sind? Auf
diese Weise dürften mit weit mehrerem Rechte alle
Hebräer verlangen, daß man ihrem Wucher und
Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betrü-
gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß,
noch Ziel setzen solle, weil der Weltheiland von
einer Jüdin geboren ward!

Die Säkularisation enthielt keine Ungerechtig-
keit weder gegen die Bischöfe, noch gegen die Klo-
stergeistlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen-
sionen angewiesen wurden, von denen sie gemäch-
lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten.
Giengen auch nachher manche dieser Jahrgehalte
und Entschädigungen verloren; so haben andere
Menschen durch die Ereignisse der Zeit nicht minder
große Verluste erlitten, für die sie von Niemanden
entschädiget wurden. Und was haben Bischöfe,

Jahrhunderte waͤren der einzige ſichere Bewahrungs-
ort und die Moͤnche die einzigen faͤhigen Werkzeuge
zur Ueberlieferung jener literariſchen Schaͤtze gewe-
ſen; welches Recht gaͤbe dies wohl unſern heutigen
Auguſtinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie
die haͤßliche Brut der Dummheit, des Aberglau-
bens und der Bosheit weiter heißen mag, unſere
Dankbarkeit in Anſpruch zu nehmen? Wie koͤnnen
ſie deshalb von den Voͤlkern begehren, laͤnger Ein-
richtungen zu dulden und beſtehen zu laſſen, die
durchaus mit dem Wohlſeyn und der geiſtigen und
ſittlichen Fortbildung unvereinbarlich ſind? Auf
dieſe Weiſe duͤrften mit weit mehrerem Rechte alle
Hebraͤer verlangen, daß man ihrem Wucher und
Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betruͤ-
gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß,
noch Ziel ſetzen ſolle, weil der Weltheiland von
einer Juͤdin geboren ward!

Die Saͤkulariſation enthielt keine Ungerechtig-
keit weder gegen die Biſchoͤfe, noch gegen die Klo-
ſtergeiſtlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen-
ſionen angewieſen wurden, von denen ſie gemaͤch-
lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten.
Giengen auch nachher manche dieſer Jahrgehalte
und Entſchaͤdigungen verloren; ſo haben andere
Menſchen durch die Ereigniſſe der Zeit nicht minder
große Verluſte erlitten, fuͤr die ſie von Niemanden
entſchaͤdiget wurden. Und was haben Biſchoͤfe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0293" n="293"/>
Jahrhunderte wa&#x0364;ren der einzige &#x017F;ichere Bewahrungs-<lb/>
ort und die Mo&#x0364;nche die einzigen fa&#x0364;higen Werkzeuge<lb/>
zur Ueberlieferung jener literari&#x017F;chen Scha&#x0364;tze gewe-<lb/>
&#x017F;en; welches Recht ga&#x0364;be dies wohl un&#x017F;ern heutigen<lb/>
Augu&#x017F;tinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie<lb/>
die ha&#x0364;ßliche Brut der Dummheit, des Aberglau-<lb/>
bens und der Bosheit weiter heißen mag, un&#x017F;ere<lb/>
Dankbarkeit in An&#x017F;pruch zu nehmen? Wie ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie deshalb von den Vo&#x0364;lkern begehren, la&#x0364;nger Ein-<lb/>
richtungen zu dulden und be&#x017F;tehen zu la&#x017F;&#x017F;en, die<lb/>
durchaus mit dem Wohl&#x017F;eyn und der gei&#x017F;tigen und<lb/>
&#x017F;ittlichen Fortbildung unvereinbarlich &#x017F;ind? Auf<lb/>
die&#x017F;e Wei&#x017F;e du&#x0364;rften mit weit mehrerem Rechte alle<lb/>
Hebra&#x0364;er verlangen, daß man ihrem Wucher und<lb/>
Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betru&#x0364;-<lb/>
gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß,<lb/>
noch Ziel &#x017F;etzen &#x017F;olle, weil der Weltheiland von<lb/>
einer Ju&#x0364;din geboren ward!</p><lb/>
        <p>Die Sa&#x0364;kulari&#x017F;ation enthielt keine Ungerechtig-<lb/>
keit weder gegen die Bi&#x017F;cho&#x0364;fe, noch gegen die Klo-<lb/>
&#x017F;tergei&#x017F;tlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen-<lb/>
&#x017F;ionen angewie&#x017F;en wurden, von denen &#x017F;ie gema&#x0364;ch-<lb/>
lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten.<lb/>
Giengen auch nachher manche die&#x017F;er Jahrgehalte<lb/>
und Ent&#x017F;cha&#x0364;digungen verloren; &#x017F;o haben andere<lb/>
Men&#x017F;chen durch die Ereigni&#x017F;&#x017F;e der Zeit nicht minder<lb/>
große Verlu&#x017F;te erlitten, fu&#x0364;r die &#x017F;ie von Niemanden<lb/>
ent&#x017F;cha&#x0364;diget wurden. Und was haben Bi&#x017F;cho&#x0364;fe,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0293] Jahrhunderte waͤren der einzige ſichere Bewahrungs- ort und die Moͤnche die einzigen faͤhigen Werkzeuge zur Ueberlieferung jener literariſchen Schaͤtze gewe- ſen; welches Recht gaͤbe dies wohl unſern heutigen Auguſtinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie die haͤßliche Brut der Dummheit, des Aberglau- bens und der Bosheit weiter heißen mag, unſere Dankbarkeit in Anſpruch zu nehmen? Wie koͤnnen ſie deshalb von den Voͤlkern begehren, laͤnger Ein- richtungen zu dulden und beſtehen zu laſſen, die durchaus mit dem Wohlſeyn und der geiſtigen und ſittlichen Fortbildung unvereinbarlich ſind? Auf dieſe Weiſe duͤrften mit weit mehrerem Rechte alle Hebraͤer verlangen, daß man ihrem Wucher und Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betruͤ- gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß, noch Ziel ſetzen ſolle, weil der Weltheiland von einer Juͤdin geboren ward! Die Saͤkulariſation enthielt keine Ungerechtig- keit weder gegen die Biſchoͤfe, noch gegen die Klo- ſtergeiſtlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen- ſionen angewieſen wurden, von denen ſie gemaͤch- lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten. Giengen auch nachher manche dieſer Jahrgehalte und Entſchaͤdigungen verloren; ſo haben andere Menſchen durch die Ereigniſſe der Zeit nicht minder große Verluſte erlitten, fuͤr die ſie von Niemanden entſchaͤdiget wurden. Und was haben Biſchoͤfe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/293
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/293>, abgerufen am 21.11.2024.