Jahrhunderte wären der einzige sichere Bewahrungs- ort und die Mönche die einzigen fähigen Werkzeuge zur Ueberlieferung jener literarischen Schätze gewe- sen; welches Recht gäbe dies wohl unsern heutigen Augustinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie die häßliche Brut der Dummheit, des Aberglau- bens und der Bosheit weiter heißen mag, unsere Dankbarkeit in Anspruch zu nehmen? Wie können sie deshalb von den Völkern begehren, länger Ein- richtungen zu dulden und bestehen zu lassen, die durchaus mit dem Wohlseyn und der geistigen und sittlichen Fortbildung unvereinbarlich sind? Auf diese Weise dürften mit weit mehrerem Rechte alle Hebräer verlangen, daß man ihrem Wucher und Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betrü- gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß, noch Ziel setzen solle, weil der Weltheiland von einer Jüdin geboren ward!
Die Säkularisation enthielt keine Ungerechtig- keit weder gegen die Bischöfe, noch gegen die Klo- stergeistlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen- sionen angewiesen wurden, von denen sie gemäch- lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten. Giengen auch nachher manche dieser Jahrgehalte und Entschädigungen verloren; so haben andere Menschen durch die Ereignisse der Zeit nicht minder große Verluste erlitten, für die sie von Niemanden entschädiget wurden. Und was haben Bischöfe,
Jahrhunderte waͤren der einzige ſichere Bewahrungs- ort und die Moͤnche die einzigen faͤhigen Werkzeuge zur Ueberlieferung jener literariſchen Schaͤtze gewe- ſen; welches Recht gaͤbe dies wohl unſern heutigen Auguſtinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie die haͤßliche Brut der Dummheit, des Aberglau- bens und der Bosheit weiter heißen mag, unſere Dankbarkeit in Anſpruch zu nehmen? Wie koͤnnen ſie deshalb von den Voͤlkern begehren, laͤnger Ein- richtungen zu dulden und beſtehen zu laſſen, die durchaus mit dem Wohlſeyn und der geiſtigen und ſittlichen Fortbildung unvereinbarlich ſind? Auf dieſe Weiſe duͤrften mit weit mehrerem Rechte alle Hebraͤer verlangen, daß man ihrem Wucher und Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betruͤ- gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß, noch Ziel ſetzen ſolle, weil der Weltheiland von einer Juͤdin geboren ward!
Die Saͤkulariſation enthielt keine Ungerechtig- keit weder gegen die Biſchoͤfe, noch gegen die Klo- ſtergeiſtlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen- ſionen angewieſen wurden, von denen ſie gemaͤch- lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten. Giengen auch nachher manche dieſer Jahrgehalte und Entſchaͤdigungen verloren; ſo haben andere Menſchen durch die Ereigniſſe der Zeit nicht minder große Verluſte erlitten, fuͤr die ſie von Niemanden entſchaͤdiget wurden. Und was haben Biſchoͤfe,
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Jahrhunderte waͤren der einzige ſichere Bewahrungs-
ort und die Moͤnche die einzigen faͤhigen Werkzeuge
zur Ueberlieferung jener literariſchen Schaͤtze gewe-
ſen; welches Recht gaͤbe dies wohl unſern heutigen
Auguſtinern, Kapuzinern, Benediktinern und wie
die haͤßliche Brut der Dummheit, des Aberglau-
bens und der Bosheit weiter heißen mag, unſere
Dankbarkeit in Anſpruch zu nehmen? Wie koͤnnen
ſie deshalb von den Voͤlkern begehren, laͤnger Ein-
richtungen zu dulden und beſtehen zu laſſen, die
durchaus mit dem Wohlſeyn und der geiſtigen und
ſittlichen Fortbildung unvereinbarlich ſind? Auf
dieſe Weiſe duͤrften mit weit mehrerem Rechte alle
Hebraͤer verlangen, daß man ihrem Wucher und
Schacher, ihrem Hange zum Stehlen, zum Betruͤ-
gen und ihren andern Schelmereien weder Maaß,
noch Ziel ſetzen ſolle, weil der Weltheiland von
einer Juͤdin geboren ward!
Die Saͤkulariſation enthielt keine Ungerechtig-
keit weder gegen die Biſchoͤfe, noch gegen die Klo-
ſtergeiſtlichen, da bekanntlich ihnen reichliche Pen-
ſionen angewieſen wurden, von denen ſie gemaͤch-
lich und ohne Zwang und Arbeit leben konnten.
Giengen auch nachher manche dieſer Jahrgehalte
und Entſchaͤdigungen verloren; ſo haben andere
Menſchen durch die Ereigniſſe der Zeit nicht minder
große Verluſte erlitten, fuͤr die ſie von Niemanden
entſchaͤdiget wurden. Und was haben Biſchoͤfe,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/293>, abgerufen am 21.11.2024.
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