Einverständnissen und von solchen eigennützigen Er- höhungen der Bücherpreise nichts zu besorgen; wer bürgt uns, daß ihre Kinder und Nachfolger so denken werden, wie sie; daß diese sich nicht einer Freiheit bedienen werden, die ihre Väter und Vor- fahren aus wohlbekannter "Solidität und Billig- keit" nicht benutzten?
An ein Maximum der Bücherpreise, welches, wie Sie meynen, noch überdies von Buchhändlern festgestellt werden sollte, ist gar nicht zu denken. Dies ist ein gordischer, ganz unauflösbarer Knoten. Nach welchem Maaßstabe wollte man das Maxi- mum wohl bestimmen? Nach der Größe des Ho- norars, der Kosten für Papier, Druck, Versendung u. s. w., nach dem Preise der Lebensbedürfnisse an dem Wohnort des Verlegers? Diese Kosten müß- ten alle, bei Bestimmung eines Maximums in An- schlag kommen, und sie sind, wie wir wissen, schon im Königreich Würtemberg, wie viel mehr in ganz Deutschland äußerst verschieden; sie wechseln täglich und stündlich, und manche von ihnen hängen außer- dem von persönlichen und Familienverhältnissen ab.
Jch bin überzeugt, daß für den Buchhandel sich durchaus kein Maximum festsetzen läßt. Man kann wohl auf einige Tage in einer einzelnen Stadt für sehr einfache Gegenstände, wie Brod und Fleisch ein Maximum bestimmen; allein wie will man das bei einem so zusammen gesetzten, in so viele Aeste
Einverſtaͤndniſſen und von ſolchen eigennuͤtzigen Er- hoͤhungen der Buͤcherpreiſe nichts zu beſorgen; wer buͤrgt uns, daß ihre Kinder und Nachfolger ſo denken werden, wie ſie; daß dieſe ſich nicht einer Freiheit bedienen werden, die ihre Vaͤter und Vor- fahren aus wohlbekannter »Soliditaͤt und Billig- keit« nicht benutzten?
An ein Maximum der Buͤcherpreiſe, welches, wie Sie meynen, noch uͤberdies von Buchhaͤndlern feſtgeſtellt werden ſollte, iſt gar nicht zu denken. Dies iſt ein gordiſcher, ganz unaufloͤsbarer Knoten. Nach welchem Maaßſtabe wollte man das Maxi- mum wohl beſtimmen? Nach der Groͤße des Ho- norars, der Koſten fuͤr Papier, Druck, Verſendung u. ſ. w., nach dem Preiſe der Lebensbeduͤrfniſſe an dem Wohnort des Verlegers? Dieſe Koſten muͤß- ten alle, bei Beſtimmung eines Maximums in An- ſchlag kommen, und ſie ſind, wie wir wiſſen, ſchon im Koͤnigreich Wuͤrtemberg, wie viel mehr in ganz Deutſchland aͤußerſt verſchieden; ſie wechſeln taͤglich und ſtuͤndlich, und manche von ihnen haͤngen außer- dem von perſoͤnlichen und Familienverhaͤltniſſen ab.
Jch bin uͤberzeugt, daß fuͤr den Buchhandel ſich durchaus kein Maximum feſtſetzen laͤßt. Man kann wohl auf einige Tage in einer einzelnen Stadt fuͤr ſehr einfache Gegenſtaͤnde, wie Brod und Fleiſch ein Maximum beſtimmen; allein wie will man das bei einem ſo zuſammen geſetzten, in ſo viele Aeſte
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Einverſtaͤndniſſen und von ſolchen eigennuͤtzigen Er-
hoͤhungen der Buͤcherpreiſe nichts zu beſorgen; wer
buͤrgt uns, daß ihre Kinder und Nachfolger ſo
denken werden, wie ſie; daß dieſe ſich nicht einer
Freiheit bedienen werden, die ihre Vaͤter und Vor-
fahren aus wohlbekannter »Soliditaͤt und Billig-
keit« nicht benutzten?
An ein Maximum der Buͤcherpreiſe, welches,
wie Sie meynen, noch uͤberdies von Buchhaͤndlern
feſtgeſtellt werden ſollte, iſt gar nicht zu denken.
Dies iſt ein gordiſcher, ganz unaufloͤsbarer Knoten.
Nach welchem Maaßſtabe wollte man das Maxi-
mum wohl beſtimmen? Nach der Groͤße des Ho-
norars, der Koſten fuͤr Papier, Druck, Verſendung
u. ſ. w., nach dem Preiſe der Lebensbeduͤrfniſſe an
dem Wohnort des Verlegers? Dieſe Koſten muͤß-
ten alle, bei Beſtimmung eines Maximums in An-
ſchlag kommen, und ſie ſind, wie wir wiſſen, ſchon
im Koͤnigreich Wuͤrtemberg, wie viel mehr in ganz
Deutſchland aͤußerſt verſchieden; ſie wechſeln taͤglich
und ſtuͤndlich, und manche von ihnen haͤngen außer-
dem von perſoͤnlichen und Familienverhaͤltniſſen ab.
Jch bin uͤberzeugt, daß fuͤr den Buchhandel
ſich durchaus kein Maximum feſtſetzen laͤßt. Man
kann wohl auf einige Tage in einer einzelnen Stadt
fuͤr ſehr einfache Gegenſtaͤnde, wie Brod und Fleiſch
ein Maximum beſtimmen; allein wie will man das
bei einem ſo zuſammen geſetzten, in ſo viele Aeſte
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/81>, abgerufen am 18.12.2024.
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