Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

und in neun Jahren, seit die Frauen in Deutsch-
land zur Zahnärztin promovieren konnten,
60 Frauen ihr zahnärztliches Examen abgelegt
haben. Die Erwerbsaussichten werden günstig ge-
nannt. 1911 praktizierten in Deutschland 59 prak-
tische Zahnärztinnen und 26 weibliche Doctors
of Dental Surgery
.

Das pharmazeutische Studium ist den Frauen
in Deutschland seit 1899 freigegeben. Jn jenem
Jahr legte eine Pharmazeutin das Examen ab,
1911 gab es deren 40. Die Aussichten sind in bezug
auf dereinstige Selbständigkeit sehr schlecht, da das
Apothekenwesen in Deutschland konzessioniert ist,
eine Konzession sehr schwer zu erlangen, und der
Ankauf einer Apotheke sehr teuer ist. Auch für
ältere Gehilfen sind passende Stellungen sehr
schwer zu finden, nur Lehrlinge und jüngere Ge-
hilfen sind gesucht.

Zu den juristischen Staatsprüfungen sind die
Frauen nicht zugelassen, infolgedessen auch nicht
zur Anwaltspraxis. Nur die Doktorpromotion
können sie ablegen. Die Verwertung ihrer Kennt-
nisse ist demnach für die Juristin nicht leicht. Aus
einer ebenfalls für die Frauenausstellung herge-
stellten Tabelle ist zu entnehmen, daß eine Juristin
als Hilfsarbeiterin bei den Gewerberäten mit
einem Gehalt von 2400 Mark angestellt ist, drei
als Leiterinnen von Rechtsschutzstellen mit einem

und in neun Jahren, seit die Frauen in Deutsch-
land zur Zahnärztin promovieren konnten,
60 Frauen ihr zahnärztliches Examen abgelegt
haben. Die Erwerbsaussichten werden günstig ge-
nannt. 1911 praktizierten in Deutschland 59 prak-
tische Zahnärztinnen und 26 weibliche Doctors
of Dental Surgery
.

Das pharmazeutische Studium ist den Frauen
in Deutschland seit 1899 freigegeben. Jn jenem
Jahr legte eine Pharmazeutin das Examen ab,
1911 gab es deren 40. Die Aussichten sind in bezug
auf dereinstige Selbständigkeit sehr schlecht, da das
Apothekenwesen in Deutschland konzessioniert ist,
eine Konzession sehr schwer zu erlangen, und der
Ankauf einer Apotheke sehr teuer ist. Auch für
ältere Gehilfen sind passende Stellungen sehr
schwer zu finden, nur Lehrlinge und jüngere Ge-
hilfen sind gesucht.

Zu den juristischen Staatsprüfungen sind die
Frauen nicht zugelassen, infolgedessen auch nicht
zur Anwaltspraxis. Nur die Doktorpromotion
können sie ablegen. Die Verwertung ihrer Kennt-
nisse ist demnach für die Juristin nicht leicht. Aus
einer ebenfalls für die Frauenausstellung herge-
stellten Tabelle ist zu entnehmen, daß eine Juristin
als Hilfsarbeiterin bei den Gewerberäten mit
einem Gehalt von 2400 Mark angestellt ist, drei
als Leiterinnen von Rechtsschutzstellen mit einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="155"/>
und in neun Jahren, seit die Frauen in Deutsch-<lb/>
land zur Zahnärztin promovieren konnten,<lb/>
60 Frauen ihr zahnärztliches Examen abgelegt<lb/>
haben. Die Erwerbsaussichten werden günstig ge-<lb/>
nannt. 1911 praktizierten in Deutschland 59 prak-<lb/>
tische Zahnärztinnen und 26 weibliche <hi rendition="#aq">Doctors<lb/>
of Dental Surgery</hi>.</p><lb/>
          <p>Das pharmazeutische Studium ist den Frauen<lb/>
in Deutschland seit 1899 freigegeben. Jn jenem<lb/>
Jahr legte eine Pharmazeutin das Examen ab,<lb/>
1911 gab es deren 40. Die Aussichten sind in bezug<lb/>
auf dereinstige Selbständigkeit sehr schlecht, da das<lb/>
Apothekenwesen in Deutschland konzessioniert ist,<lb/>
eine Konzession sehr schwer zu erlangen, und der<lb/>
Ankauf einer Apotheke sehr teuer ist. Auch für<lb/>
ältere Gehilfen sind passende Stellungen sehr<lb/>
schwer zu finden, nur Lehrlinge und jüngere Ge-<lb/>
hilfen sind gesucht.</p><lb/>
          <p>Zu den juristischen Staatsprüfungen sind die<lb/>
Frauen nicht zugelassen, infolgedessen auch nicht<lb/>
zur Anwaltspraxis. Nur die Doktorpromotion<lb/>
können sie ablegen. Die Verwertung ihrer Kennt-<lb/>
nisse ist demnach für die Juristin nicht leicht. Aus<lb/>
einer ebenfalls für die Frauenausstellung herge-<lb/>
stellten Tabelle ist zu entnehmen, daß eine Juristin<lb/>
als Hilfsarbeiterin bei den Gewerberäten mit<lb/>
einem Gehalt von 2400 Mark angestellt ist, drei<lb/>
als Leiterinnen von Rechtsschutzstellen mit einem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0159] und in neun Jahren, seit die Frauen in Deutsch- land zur Zahnärztin promovieren konnten, 60 Frauen ihr zahnärztliches Examen abgelegt haben. Die Erwerbsaussichten werden günstig ge- nannt. 1911 praktizierten in Deutschland 59 prak- tische Zahnärztinnen und 26 weibliche Doctors of Dental Surgery. Das pharmazeutische Studium ist den Frauen in Deutschland seit 1899 freigegeben. Jn jenem Jahr legte eine Pharmazeutin das Examen ab, 1911 gab es deren 40. Die Aussichten sind in bezug auf dereinstige Selbständigkeit sehr schlecht, da das Apothekenwesen in Deutschland konzessioniert ist, eine Konzession sehr schwer zu erlangen, und der Ankauf einer Apotheke sehr teuer ist. Auch für ältere Gehilfen sind passende Stellungen sehr schwer zu finden, nur Lehrlinge und jüngere Ge- hilfen sind gesucht. Zu den juristischen Staatsprüfungen sind die Frauen nicht zugelassen, infolgedessen auch nicht zur Anwaltspraxis. Nur die Doktorpromotion können sie ablegen. Die Verwertung ihrer Kennt- nisse ist demnach für die Juristin nicht leicht. Aus einer ebenfalls für die Frauenausstellung herge- stellten Tabelle ist zu entnehmen, daß eine Juristin als Hilfsarbeiterin bei den Gewerberäten mit einem Gehalt von 2400 Mark angestellt ist, drei als Leiterinnen von Rechtsschutzstellen mit einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/159
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/159>, abgerufen am 27.04.2024.