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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt,
daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu
fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er-
forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat-
sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht
anders lauten als: Menschenökonomie. "Wir
müssen die entsprechenden Kompensationen aus-
bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue-
rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll-
zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen,
daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge-
samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser
sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge-
bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann.
Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie-
kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben
bisher das organische Kapital nicht genügend be-
achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur
auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be-
schränken"

Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders
dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen
Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der
Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen-
produktion, denn niemand hat so sehr unter der
Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt
es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst
aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch

Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt,
daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu
fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er-
forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat-
sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht
anders lauten als: Menschenökonomie. „Wir
müssen die entsprechenden Kompensationen aus-
bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue-
rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll-
zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen,
daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge-
samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser
sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge-
bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann.
Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie-
kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben
bisher das organische Kapital nicht genügend be-
achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur
auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be-
schränken“

Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders
dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen
Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der
Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen-
produktion, denn niemand hat so sehr unter der
Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt
es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst
aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch

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[187/0191] Selektion züchtet, sondern das Milieu. Er zeigt, daß wir uns vor der Untervölkerung nicht zu fürchten brauchen, wenn wir rechtzeitig die er- forderliche Konsequenz aus den veränderten Tat- sachen ziehen. Und diese Konsequenz kann nicht anders lauten als: Menschenökonomie. „Wir müssen die entsprechenden Kompensationen aus- bauen, um der Umgestaltung des Gattungserneue- rungsprozesses, der sich in der modernen Zeit voll- zieht, voll gerecht zu werden, wir müssen erkennen, daß die Menschenökonomie die Grundlage der ge- samten Wirtschaft darstellt, und daß nur auf dieser sorgsam ausgebauten Grundlage sich ein festes Ge- bäude der nationalen Wirtschaft erhalten kann. Neben dem Bodenkapital, neben dem Jndustrie- kapital, neben dem Finanzkapital haben wir eben bisher das organische Kapital nicht genügend be- achtet, wir lebten von diesem selber, statt uns nur auf dessen natürlichen Zinsenertrag zu be- schränken“ Die Frauen müssen Goldscheid ganz besonders dankbar sein für den von ihm geschaffenen neuen Begriff der Menschenökonomie, der Erkenntnis der Notwendigkeit der Rationalisierung der Menschen- produktion, denn niemand hat so sehr unter der Menschenvergeudung gelitten, wie sie. Man hielt es für die Pflicht der Frau, sich im Gattungsdienst aufzureiben, ohne zu bedenken, daß ihr dadurch

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/191>, abgerufen am 27.04.2024.