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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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der Geburt geruht hatten, übertraf nach Guzzoni
degli Ancarani das Durchschnittsgewicht der Kinder
um 205 Gramm, bei 26 tägiger Ruhe vor der Ge-
burt nach Borde um 420 Gramm, bei 60 tägiger
Ruhe um 490 Gramm das Durchschnittsgewicht der
Kinder bei Frauen, die unmittelbar von andauernd
schwerer Arbeit zur Geburt kamen. Jn Deutsch-
land stellten E. u. L. Oberwarth in 634 Fällen
einen deutlichen Einfluß dreiwöchigen Nicht-
arbeitens vor der Geburt auf das Gewicht des
Kindes fest. Professor v. Franque kommt zu
dem Schluß, daß im ganzen durch Vernichtung
oder Schädigung der Mutter in der Geburt min-
destens 60000 Säuglinge im Jahre in Deutschland
von vornherein zur künstlichen Ernährung ver-
urteilt werden. Dazu kommen noch die 140000
durch die Schwangerschafts- und Geburtsschädi-
gungen direkt zum Tode beförderten Kinder.
200000 Kinder, die in Deutschland jährlich ge-
opfert oder in höchste Gefahr gebracht werden, sind
also der zahlenmäßige Ausdruck für die Wirkungen
der Schwangerschafts- und Geburtsschädigungen,
wobei nicht zu vergessen ist, daß eine weitere sehr
große Anzahl von Opfern nicht zahlenmäßig ge-
faßt werden kann.

Angesichts solcher Tatsachen mußten einsichtige
Ärzte und Sozialpolitiker zur Erkenntnis der Not-
wendigkeit des Mutterschutzes kommen. Der Jn-

13*

der Geburt geruht hatten, übertraf nach Guzzoni
degli Ancarani das Durchschnittsgewicht der Kinder
um 205 Gramm, bei 26 tägiger Ruhe vor der Ge-
burt nach Borde um 420 Gramm, bei 60 tägiger
Ruhe um 490 Gramm das Durchschnittsgewicht der
Kinder bei Frauen, die unmittelbar von andauernd
schwerer Arbeit zur Geburt kamen. Jn Deutsch-
land stellten E. u. L. Oberwarth in 634 Fällen
einen deutlichen Einfluß dreiwöchigen Nicht-
arbeitens vor der Geburt auf das Gewicht des
Kindes fest. Professor v. Franqué kommt zu
dem Schluß, daß im ganzen durch Vernichtung
oder Schädigung der Mutter in der Geburt min-
destens 60000 Säuglinge im Jahre in Deutschland
von vornherein zur künstlichen Ernährung ver-
urteilt werden. Dazu kommen noch die 140000
durch die Schwangerschafts- und Geburtsschädi-
gungen direkt zum Tode beförderten Kinder.
200000 Kinder, die in Deutschland jährlich ge-
opfert oder in höchste Gefahr gebracht werden, sind
also der zahlenmäßige Ausdruck für die Wirkungen
der Schwangerschafts- und Geburtsschädigungen,
wobei nicht zu vergessen ist, daß eine weitere sehr
große Anzahl von Opfern nicht zahlenmäßig ge-
faßt werden kann.

Angesichts solcher Tatsachen mußten einsichtige
Ärzte und Sozialpolitiker zur Erkenntnis der Not-
wendigkeit des Mutterschutzes kommen. Der Jn-

13*
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[195/0199] der Geburt geruht hatten, übertraf nach Guzzoni degli Ancarani das Durchschnittsgewicht der Kinder um 205 Gramm, bei 26 tägiger Ruhe vor der Ge- burt nach Borde um 420 Gramm, bei 60 tägiger Ruhe um 490 Gramm das Durchschnittsgewicht der Kinder bei Frauen, die unmittelbar von andauernd schwerer Arbeit zur Geburt kamen. Jn Deutsch- land stellten E. u. L. Oberwarth in 634 Fällen einen deutlichen Einfluß dreiwöchigen Nicht- arbeitens vor der Geburt auf das Gewicht des Kindes fest. Professor v. Franqué kommt zu dem Schluß, daß im ganzen durch Vernichtung oder Schädigung der Mutter in der Geburt min- destens 60000 Säuglinge im Jahre in Deutschland von vornherein zur künstlichen Ernährung ver- urteilt werden. Dazu kommen noch die 140000 durch die Schwangerschafts- und Geburtsschädi- gungen direkt zum Tode beförderten Kinder. 200000 Kinder, die in Deutschland jährlich ge- opfert oder in höchste Gefahr gebracht werden, sind also der zahlenmäßige Ausdruck für die Wirkungen der Schwangerschafts- und Geburtsschädigungen, wobei nicht zu vergessen ist, daß eine weitere sehr große Anzahl von Opfern nicht zahlenmäßig ge- faßt werden kann. Angesichts solcher Tatsachen mußten einsichtige Ärzte und Sozialpolitiker zur Erkenntnis der Not- wendigkeit des Mutterschutzes kommen. Der Jn- 13*

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/199>, abgerufen am 28.04.2024.