scheinungen der Gegenwart, der Kinderaus- beutung, geführt hat.
Durch die Jsolierung und die Schwierigkeit der Organisierung der Heimarbeiter gestalteten sich ihre Löhne bedeutend schlechter als die der Fabrikarbeiter, trotzdem sie Auslagen haben, die die letzteren nicht zu machen brauchen. Das Zwischenmeistersystem beutet sie bis auf den letzten Tropfen aus. So sehen wir denn, wie die Heim- arbeit trotz angespanntester Tätigkeit nur zum Elend führt. Nicht genug daran, birgt sie aber auch noch für das Publikum Gefahren, was Pro- fessor Dr. Sommerfeld hierüber auf dem Heim- arbeiterkongreß berichtete, mußte auch die Gleich- gültigsten aufrütteln. Jn Frage kommt hierbei hauptsächlich die Kleider- und Wäschekonfektion, und die Hausindustrie für Nahrungs- und Genuß- mittel. Welch eine Quelle von Ansteckungsge- fahren diese großen Gebiete bergen, ist in die Augen springend, wenn man sich vergegenwärtigt, unter welchen Bedingungen sie ausgeübt werden, wie beschränkt die räumlichen Verhältnisse bei den Hausarbeitern sind, wie undurchführbar eine Jso- lierung Kranker oder eine Desinfizierung der Fabrikate bei ihnen ist.
Doppelt und dreifach leiden die Frauen unter den furchtbaren Mißständen in der Heimarbeit, da sie, wie in allen Niederungen des Erwerbslebens,
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scheinungen der Gegenwart, der Kinderaus- beutung, geführt hat.
Durch die Jsolierung und die Schwierigkeit der Organisierung der Heimarbeiter gestalteten sich ihre Löhne bedeutend schlechter als die der Fabrikarbeiter, trotzdem sie Auslagen haben, die die letzteren nicht zu machen brauchen. Das Zwischenmeistersystem beutet sie bis auf den letzten Tropfen aus. So sehen wir denn, wie die Heim- arbeit trotz angespanntester Tätigkeit nur zum Elend führt. Nicht genug daran, birgt sie aber auch noch für das Publikum Gefahren, was Pro- fessor Dr. Sommerfeld hierüber auf dem Heim- arbeiterkongreß berichtete, mußte auch die Gleich- gültigsten aufrütteln. Jn Frage kommt hierbei hauptsächlich die Kleider- und Wäschekonfektion, und die Hausindustrie für Nahrungs- und Genuß- mittel. Welch eine Quelle von Ansteckungsge- fahren diese großen Gebiete bergen, ist in die Augen springend, wenn man sich vergegenwärtigt, unter welchen Bedingungen sie ausgeübt werden, wie beschränkt die räumlichen Verhältnisse bei den Hausarbeitern sind, wie undurchführbar eine Jso- lierung Kranker oder eine Desinfizierung der Fabrikate bei ihnen ist.
Doppelt und dreifach leiden die Frauen unter den furchtbaren Mißständen in der Heimarbeit, da sie, wie in allen Niederungen des Erwerbslebens,
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scheinungen der Gegenwart, der Kinderaus-
beutung, geführt hat.
Durch die Jsolierung und die Schwierigkeit
der Organisierung der Heimarbeiter gestalteten
sich ihre Löhne bedeutend schlechter als die der
Fabrikarbeiter, trotzdem sie Auslagen haben, die
die letzteren nicht zu machen brauchen. Das
Zwischenmeistersystem beutet sie bis auf den letzten
Tropfen aus. So sehen wir denn, wie die Heim-
arbeit trotz angespanntester Tätigkeit nur zum
Elend führt. Nicht genug daran, birgt sie aber
auch noch für das Publikum Gefahren, was Pro-
fessor Dr. Sommerfeld hierüber auf dem Heim-
arbeiterkongreß berichtete, mußte auch die Gleich-
gültigsten aufrütteln. Jn Frage kommt hierbei
hauptsächlich die Kleider- und Wäschekonfektion,
und die Hausindustrie für Nahrungs- und Genuß-
mittel. Welch eine Quelle von Ansteckungsge-
fahren diese großen Gebiete bergen, ist in die
Augen springend, wenn man sich vergegenwärtigt,
unter welchen Bedingungen sie ausgeübt werden,
wie beschränkt die räumlichen Verhältnisse bei den
Hausarbeitern sind, wie undurchführbar eine Jso-
lierung Kranker oder eine Desinfizierung der
Fabrikate bei ihnen ist.
Doppelt und dreifach leiden die Frauen unter
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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/71>, abgerufen am 11.02.2025.
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