Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.Eliza Ichenhaeuser. Anfang des Jahres einen grossen Erfolg und die Majori-tät, mit der unsere Bill in zweiter Lesung angenommen wurde, war so gross, dass das Unterhaus selbst darüber erstaunt war. Dieses Parlament hat durch diese Annahme das Princip des Frauenwahlrechts anerkannt. Viele meinen, dass wir arg enttäuscht sind über die Ereignisse der letzten Tage, aber ich fühlte mich niemals so wohl- gemuth wie jetzt. Ich glaube, dass die Taktik des Unterhauses nicht so beleidigend für die Massregel wie für das Haus selbst war, durch die falsche Methode, die es einem Gesetz gegenüber anwandte, dessen Princip es wenige Monate vorher selbst anerkannt hatte. Ich hörte von einem Gegner, dass er sich so angeekelt fühlte über das, was in jenen wenigen Stunden am Donnerstag vorging, dass er sich entschloss, das nächste Mal, wenn es wieder vor das Haus kommt, dafür zu stimmen. Und es wird wieder vor das Haus kommen. Unsere besten Rathgeber sagen uns, dass wir eine Bill nur ständig ein- zubringen brauchen und wenn sie mit solcher Majorität angenommen wird wie in diesem Jahr, kann keine Re- gierung sie übersehen. Es erfordert nur Zeit." Das ist es, es erfordert nur Zeit, aber es kommt Eliza Ichenhaeuser. Anfang des Jahres einen grossen Erfolg und die Majori-tät, mit der unsere Bill in zweiter Lesung angenommen wurde, war so gross, dass das Unterhaus selbst darüber erstaunt war. Dieses Parlament hat durch diese Annahme das Princip des Frauenwahlrechts anerkannt. Viele meinen, dass wir arg enttäuscht sind über die Ereignisse der letzten Tage, aber ich fühlte mich niemals so wohl- gemuth wie jetzt. Ich glaube, dass die Taktik des Unterhauses nicht so beleidigend für die Massregel wie für das Haus selbst war, durch die falsche Methode, die es einem Gesetz gegenüber anwandte, dessen Princip es wenige Monate vorher selbst anerkannt hatte. Ich hörte von einem Gegner, dass er sich so angeekelt fühlte über das, was in jenen wenigen Stunden am Donnerstag vorging, dass er sich entschloss, das nächste Mal, wenn es wieder vor das Haus kommt, dafür zu stimmen. Und es wird wieder vor das Haus kommen. Unsere besten Rathgeber sagen uns, dass wir eine Bill nur ständig ein- zubringen brauchen und wenn sie mit solcher Majorität angenommen wird wie in diesem Jahr, kann keine Re- gierung sie übersehen. Es erfordert nur Zeit.« Das ist es, es erfordert nur Zeit, aber es kommt <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0059" n="46"/><fw place="top" type="header">Eliza Ichenhaeuser.</fw><lb/> Anfang des Jahres einen grossen Erfolg und die Majori-<lb/> tät, mit der unsere Bill in zweiter Lesung angenommen wurde,<lb/> war so gross, dass das Unterhaus selbst darüber<lb/> erstaunt war. Dieses Parlament hat durch diese Annahme<lb/> das Princip des Frauenwahlrechts anerkannt. Viele<lb/> meinen, dass wir arg enttäuscht sind über die Ereignisse<lb/> der letzten Tage, aber ich fühlte mich niemals so wohl-<lb/> gemuth wie jetzt. Ich glaube, dass die Taktik des<lb/> Unterhauses nicht so beleidigend für die Massregel wie<lb/> für das Haus selbst war, durch die falsche Methode,<lb/> die es einem Gesetz gegenüber anwandte, dessen Princip<lb/> es wenige Monate vorher selbst anerkannt hatte. Ich<lb/> hörte von einem Gegner, dass er sich so angeekelt fühlte<lb/> über das, was in jenen wenigen Stunden am Donnerstag<lb/> vorging, dass er sich entschloss, das nächste Mal, wenn<lb/> es wieder vor das Haus kommt, dafür zu stimmen. Und<lb/> es wird wieder vor das Haus kommen. Unsere besten<lb/> Rathgeber sagen uns, dass wir eine Bill nur ständig ein-<lb/> zubringen brauchen und wenn sie mit solcher Majorität<lb/> angenommen wird wie in diesem Jahr, kann keine Re-<lb/> gierung sie übersehen. Es erfordert nur Zeit.«</p><lb/> <p>Das ist es, es erfordert nur Zeit, aber es kommt<lb/> gewiss und zwar binnen kurzem, das Frauenstimmrecht<lb/> in England. Sie haben bereits eine gewaltige Majorität<lb/> erreicht, in der die Misserfolge sie nun zu weiterer Arbeit<lb/> anspornen – an der eben erwähnten Generalversammlung<lb/> wurde ein noch engerer Zusammenschluss der einzelnen<lb/> Frauenwahlrechtsvereine, eine noch intensivere Arbeit,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [46/0059]
Eliza Ichenhaeuser.
Anfang des Jahres einen grossen Erfolg und die Majori-
tät, mit der unsere Bill in zweiter Lesung angenommen wurde,
war so gross, dass das Unterhaus selbst darüber
erstaunt war. Dieses Parlament hat durch diese Annahme
das Princip des Frauenwahlrechts anerkannt. Viele
meinen, dass wir arg enttäuscht sind über die Ereignisse
der letzten Tage, aber ich fühlte mich niemals so wohl-
gemuth wie jetzt. Ich glaube, dass die Taktik des
Unterhauses nicht so beleidigend für die Massregel wie
für das Haus selbst war, durch die falsche Methode,
die es einem Gesetz gegenüber anwandte, dessen Princip
es wenige Monate vorher selbst anerkannt hatte. Ich
hörte von einem Gegner, dass er sich so angeekelt fühlte
über das, was in jenen wenigen Stunden am Donnerstag
vorging, dass er sich entschloss, das nächste Mal, wenn
es wieder vor das Haus kommt, dafür zu stimmen. Und
es wird wieder vor das Haus kommen. Unsere besten
Rathgeber sagen uns, dass wir eine Bill nur ständig ein-
zubringen brauchen und wenn sie mit solcher Majorität
angenommen wird wie in diesem Jahr, kann keine Re-
gierung sie übersehen. Es erfordert nur Zeit.«
Das ist es, es erfordert nur Zeit, aber es kommt
gewiss und zwar binnen kurzem, das Frauenstimmrecht
in England. Sie haben bereits eine gewaltige Majorität
erreicht, in der die Misserfolge sie nun zu weiterer Arbeit
anspornen – an der eben erwähnten Generalversammlung
wurde ein noch engerer Zusammenschluss der einzelnen
Frauenwahlrechtsvereine, eine noch intensivere Arbeit,
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Zitationshilfe: | Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/59>, abgerufen am 16.02.2025. |