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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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unbewegten Mittelpunkt der Gruppe, um welchen
die Bauern, die dem Handel mit aufgesperrten
Mäulern zuhorchten, der Knecht, der das Gefäß an
den Henkeln gefaßt, dem Hause zustrebte, und der
Alterthümler, welcher dasselbe am untern Ende
festhielt, die aufgeregten Seiten- und Nebenfiguren
bildeten. Zuletzt sagte der Hofschulze, daß er in
Willens gewesen sei, seinem Gaste den Topf, wie
so manches früher aufgefundene Stück zu schenken,
weil er selbst seine Freude daran habe, die alten
Sachen auf den Brettern der Sammlung an den
Wänden ringsherum in Ordnung gestellt, zu sehen,
daß ihm aber die beständigen Angriffe auf das
Schwert Caroli Magni verdrießlich seien, und daß
er deßhalb auch mit dem Topfe seinen Willen behal-
ten wolle.

Kleinlauten Tons versetzte hierauf der Sammler
nach einer Pause, daß Irren menschlich wäre, daß
die Waffen des Mittelalters sich nach den Zeital-
tern oft nicht genau unterscheiden ließen, daß er
auf diese Ueberbleibsel sich weniger, als auf Romer-
sachen verstände, und daß allerdings Manches an
dem Schwerte auf ein höheres, über die Soester
Fehde hinausreichendes Alter zu deuten schiene.

unbewegten Mittelpunkt der Gruppe, um welchen
die Bauern, die dem Handel mit aufgeſperrten
Mäulern zuhorchten, der Knecht, der das Gefäß an
den Henkeln gefaßt, dem Hauſe zuſtrebte, und der
Alterthümler, welcher daſſelbe am untern Ende
feſthielt, die aufgeregten Seiten- und Nebenfiguren
bildeten. Zuletzt ſagte der Hofſchulze, daß er in
Willens geweſen ſei, ſeinem Gaſte den Topf, wie
ſo manches früher aufgefundene Stück zu ſchenken,
weil er ſelbſt ſeine Freude daran habe, die alten
Sachen auf den Brettern der Sammlung an den
Wänden ringsherum in Ordnung geſtellt, zu ſehen,
daß ihm aber die beſtändigen Angriffe auf das
Schwert Caroli Magni verdrießlich ſeien, und daß
er deßhalb auch mit dem Topfe ſeinen Willen behal-
ten wolle.

Kleinlauten Tons verſetzte hierauf der Sammler
nach einer Pauſe, daß Irren menſchlich wäre, daß
die Waffen des Mittelalters ſich nach den Zeital-
tern oft nicht genau unterſcheiden ließen, daß er
auf dieſe Ueberbleibſel ſich weniger, als auf Romer-
ſachen verſtände, und daß allerdings Manches an
dem Schwerte auf ein höheres, über die Soeſter
Fehde hinausreichendes Alter zu deuten ſchiene.

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[285/0293] unbewegten Mittelpunkt der Gruppe, um welchen die Bauern, die dem Handel mit aufgeſperrten Mäulern zuhorchten, der Knecht, der das Gefäß an den Henkeln gefaßt, dem Hauſe zuſtrebte, und der Alterthümler, welcher daſſelbe am untern Ende feſthielt, die aufgeregten Seiten- und Nebenfiguren bildeten. Zuletzt ſagte der Hofſchulze, daß er in Willens geweſen ſei, ſeinem Gaſte den Topf, wie ſo manches früher aufgefundene Stück zu ſchenken, weil er ſelbſt ſeine Freude daran habe, die alten Sachen auf den Brettern der Sammlung an den Wänden ringsherum in Ordnung geſtellt, zu ſehen, daß ihm aber die beſtändigen Angriffe auf das Schwert Caroli Magni verdrießlich ſeien, und daß er deßhalb auch mit dem Topfe ſeinen Willen behal- ten wolle. Kleinlauten Tons verſetzte hierauf der Sammler nach einer Pauſe, daß Irren menſchlich wäre, daß die Waffen des Mittelalters ſich nach den Zeital- tern oft nicht genau unterſcheiden ließen, daß er auf dieſe Ueberbleibſel ſich weniger, als auf Romer- ſachen verſtände, und daß allerdings Manches an dem Schwerte auf ein höheres, über die Soeſter Fehde hinausreichendes Alter zu deuten ſchiene.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/293>, abgerufen am 13.06.2024.