meinen Nachbarn mit, die jedoch, ganz in die Würde des Festes versenkt, meiner Worte nicht achteten. Nach den Reden sang die Grille folgende
Gegenstrophe:
Und ist er denn ein Schweinichen, Brumm! Brumm! Und hat sie denn sechs Beinichen, Summ! Summ! So reicht einander jetzt die Füß' Und sei der Ehestand Euch süß; Brumm! Brumm! Summ! Summ! Summ! Summ!
Indem es aber nun zur Ceremonie kommen sollte, und die Ziegen Sisi und Quiqui das Paar ersuchten einander die Füße zu geben, nahm die Feierlichkeit eine plötzliche unerwartete und unglück- liche Wendung. Denn zur Rechten wurde in der Entfernung der Hufschlag eines Pferdes hörbar, und zur Linken kroch unten durch einen Bergspalt ein Fuchs, oder ein Wolf oder ein anderes Raub- thier. Ich weiß nicht, was dem Pferde begegnen mochte, das aber sah ich, weil ich auf der äußer- sten Linie des Kreises stand, daß das Raubthier ein Stück Fleisch im Rachen trug. Alsobald drang in die beiden jungen Leute auf dem Steine eine convulsivische Bewegung, ihren scharfen Sinnen
meinen Nachbarn mit, die jedoch, ganz in die Würde des Feſtes verſenkt, meiner Worte nicht achteten. Nach den Reden ſang die Grille folgende
Gegenſtrophe:
Und iſt er denn ein Schweinichen, Brumm! Brumm! Und hat ſie denn ſechs Beinichen, Summ! Summ! So reicht einander jetzt die Füß’ Und ſei der Eheſtand Euch ſüß; Brumm! Brumm! Summ! Summ! Summ! Summ!
Indem es aber nun zur Ceremonie kommen ſollte, und die Ziegen Siſi und Quiqui das Paar erſuchten einander die Füße zu geben, nahm die Feierlichkeit eine plötzliche unerwartete und unglück- liche Wendung. Denn zur Rechten wurde in der Entfernung der Hufſchlag eines Pferdes hörbar, und zur Linken kroch unten durch einen Bergſpalt ein Fuchs, oder ein Wolf oder ein anderes Raub- thier. Ich weiß nicht, was dem Pferde begegnen mochte, das aber ſah ich, weil ich auf der äußer- ſten Linie des Kreiſes ſtand, daß das Raubthier ein Stück Fleiſch im Rachen trug. Alſobald drang in die beiden jungen Leute auf dem Steine eine convulſiviſche Bewegung, ihren ſcharfen Sinnen
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meinen Nachbarn mit, die jedoch, ganz in die Würde
des Feſtes verſenkt, meiner Worte nicht achteten.
Nach den Reden ſang die Grille folgende
Gegenſtrophe:
Und iſt er denn ein Schweinichen,
Brumm! Brumm!
Und hat ſie denn ſechs Beinichen,
Summ! Summ!
So reicht einander jetzt die Füß’
Und ſei der Eheſtand Euch ſüß;
Brumm! Brumm! Summ! Summ! Summ!
Summ!
Indem es aber nun zur Ceremonie kommen
ſollte, und die Ziegen Siſi und Quiqui das Paar
erſuchten einander die Füße zu geben, nahm die
Feierlichkeit eine plötzliche unerwartete und unglück-
liche Wendung. Denn zur Rechten wurde in der
Entfernung der Hufſchlag eines Pferdes hörbar,
und zur Linken kroch unten durch einen Bergſpalt
ein Fuchs, oder ein Wolf oder ein anderes Raub-
thier. Ich weiß nicht, was dem Pferde begegnen
mochte, das aber ſah ich, weil ich auf der äußer-
ſten Linie des Kreiſes ſtand, daß das Raubthier
ein Stück Fleiſch im Rachen trug. Alſobald drang
in die beiden jungen Leute auf dem Steine eine
convulſiviſche Bewegung, ihren ſcharfen Sinnen
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/190>, abgerufen am 22.12.2024.
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