Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

abnehme, daß die Giebelwand noch weiter ausge-
wichen ist, als früher, und wahrscheinlich anfängt,
das Dach mitzunehmen.

Ganz wohl, versetzte der alte Baron. Ich wollte
nur, ein Theil des Hauses stürzte ein, ohne daß
eine merkliche Gefahr für uns Andere daraus ent-
stände, denn dann wäre dein Herr gezwungen,
Ernst zu machen, und vorläufig für die hiesigen
nothwendigsten Reparaturen zu sorgen.

Ja, aber bis daß die Sache zu Stande kommt,
möchte ich wohl ausziehen, sprach der Bediente.
Und ich wollte den gnädigen Herrn gebeten haben,
mir das Logis auf dem Schneckenberge zu geben,
da der Herr Schulmeister es nun geleert hat, und
es wäre doch Schade, wenn die angenehme Som-
merwohnung nicht benutzt würde, und mein bisheri-
ges Loch liegt dicht neben der Wand mit dem
Sprunge, und außerdem liebe ich die freie Luft und
eine Aussicht in's Grüne, und mag gerne mitunter vor
mich seyn, und auch das gnädige Fräulein kann mich
dort ungestörter sprechen, und wenn man seine Wurst
nicht mehr in Ruhe essen darf, so ist alles häusliche
Vergnügen zum Henker, und hier oben haben nun der
gnädige Herr Ihr Gerichtsregiment und --


abnehme, daß die Giebelwand noch weiter ausge-
wichen iſt, als früher, und wahrſcheinlich anfängt,
das Dach mitzunehmen.

Ganz wohl, verſetzte der alte Baron. Ich wollte
nur, ein Theil des Hauſes ſtürzte ein, ohne daß
eine merkliche Gefahr für uns Andere daraus ent-
ſtände, denn dann wäre dein Herr gezwungen,
Ernſt zu machen, und vorläufig für die hieſigen
nothwendigſten Reparaturen zu ſorgen.

Ja, aber bis daß die Sache zu Stande kommt,
möchte ich wohl ausziehen, ſprach der Bediente.
Und ich wollte den gnädigen Herrn gebeten haben,
mir das Logis auf dem Schneckenberge zu geben,
da der Herr Schulmeiſter es nun geleert hat, und
es wäre doch Schade, wenn die angenehme Som-
merwohnung nicht benutzt würde, und mein bisheri-
ges Loch liegt dicht neben der Wand mit dem
Sprunge, und außerdem liebe ich die freie Luft und
eine Ausſicht in’s Grüne, und mag gerne mitunter vor
mich ſeyn, und auch das gnädige Fräulein kann mich
dort ungeſtörter ſprechen, und wenn man ſeine Wurſt
nicht mehr in Ruhe eſſen darf, ſo iſt alles häusliche
Vergnügen zum Henker, und hier oben haben nun der
gnädige Herr Ihr Gerichtsregiment und —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0247" n="229"/>
abnehme, daß die Giebelwand noch weiter ausge-<lb/>
wichen i&#x017F;t, als früher, und wahr&#x017F;cheinlich anfängt,<lb/>
das Dach mitzunehmen.</p><lb/>
          <p>Ganz wohl, ver&#x017F;etzte der alte Baron. Ich wollte<lb/>
nur, ein Theil des Hau&#x017F;es &#x017F;türzte ein, ohne daß<lb/>
eine merkliche Gefahr für uns Andere daraus ent-<lb/>
&#x017F;tände, denn dann wäre dein Herr gezwungen,<lb/>
Ern&#x017F;t zu machen, und vorläufig für die hie&#x017F;igen<lb/>
nothwendig&#x017F;ten Reparaturen zu &#x017F;orgen.</p><lb/>
          <p>Ja, aber bis daß die Sache zu Stande kommt,<lb/>
möchte ich wohl ausziehen, &#x017F;prach der Bediente.<lb/>
Und ich wollte den gnädigen Herrn gebeten haben,<lb/>
mir das Logis auf dem Schneckenberge zu geben,<lb/>
da der Herr Schulmei&#x017F;ter es nun geleert hat, und<lb/>
es wäre doch Schade, wenn die angenehme Som-<lb/>
merwohnung nicht benutzt würde, und mein bisheri-<lb/>
ges Loch liegt dicht neben der Wand mit dem<lb/>
Sprunge, und außerdem liebe ich die freie Luft und<lb/>
eine Aus&#x017F;icht in&#x2019;s Grüne, und mag gerne mitunter vor<lb/>
mich &#x017F;eyn, und auch das gnädige Fräulein kann mich<lb/>
dort unge&#x017F;törter &#x017F;prechen, und wenn man &#x017F;eine Wur&#x017F;t<lb/>
nicht mehr in Ruhe e&#x017F;&#x017F;en darf, &#x017F;o i&#x017F;t alles häusliche<lb/>
Vergnügen zum Henker, und hier oben haben nun der<lb/>
gnädige Herr Ihr Gerichtsregiment und &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0247] abnehme, daß die Giebelwand noch weiter ausge- wichen iſt, als früher, und wahrſcheinlich anfängt, das Dach mitzunehmen. Ganz wohl, verſetzte der alte Baron. Ich wollte nur, ein Theil des Hauſes ſtürzte ein, ohne daß eine merkliche Gefahr für uns Andere daraus ent- ſtände, denn dann wäre dein Herr gezwungen, Ernſt zu machen, und vorläufig für die hieſigen nothwendigſten Reparaturen zu ſorgen. Ja, aber bis daß die Sache zu Stande kommt, möchte ich wohl ausziehen, ſprach der Bediente. Und ich wollte den gnädigen Herrn gebeten haben, mir das Logis auf dem Schneckenberge zu geben, da der Herr Schulmeiſter es nun geleert hat, und es wäre doch Schade, wenn die angenehme Som- merwohnung nicht benutzt würde, und mein bisheri- ges Loch liegt dicht neben der Wand mit dem Sprunge, und außerdem liebe ich die freie Luft und eine Ausſicht in’s Grüne, und mag gerne mitunter vor mich ſeyn, und auch das gnädige Fräulein kann mich dort ungeſtörter ſprechen, und wenn man ſeine Wurſt nicht mehr in Ruhe eſſen darf, ſo iſt alles häusliche Vergnügen zum Henker, und hier oben haben nun der gnädige Herr Ihr Gerichtsregiment und —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/247
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/247>, abgerufen am 22.12.2024.