Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

hängen, und Brillianten in das Haar stecken und
den Fuß der Trauten auf Teppiche von Brüssel
setzen darf.

So schwärmte und scherzte sich der Jüngling
die Bilder der lachendsten Zukunft zusammen. Es
war hoch Mitternacht geworden und sein Körper
denn doch der Ruhe bedürftig. Auf der Höhe des
Gebirges fand er einen einsamen Schoppen. Er
ging hinein und fühlte, daß der Raum voll Heu war.
Abgehärtet durch seine Reisen und in den letzten
Wochen nicht verwöhnt, stellte ihn dieses einfache
Lager vollkommen zufrieden. Er beschloß die Nacht
in den Schoppen zuzubringen. Als er die Augen
schloß, sagte er: Jetzt wird sie träumen und dich
auch im Traume mit lieben Namen nennen!

Das sagte er vielleicht in dem Augenblicke,
als Lisbeth in ihrem Bette von den wüthenden
Schmerzen überwältigt, sich krampfhaft krümmte
und endlich doch in ein leises und jammervolles
Stöhnen ausbrach.



hängen, und Brillianten in das Haar ſtecken und
den Fuß der Trauten auf Teppiche von Brüſſel
ſetzen darf.

So ſchwärmte und ſcherzte ſich der Jüngling
die Bilder der lachendſten Zukunft zuſammen. Es
war hoch Mitternacht geworden und ſein Körper
denn doch der Ruhe bedürftig. Auf der Höhe des
Gebirges fand er einen einſamen Schoppen. Er
ging hinein und fühlte, daß der Raum voll Heu war.
Abgehärtet durch ſeine Reiſen und in den letzten
Wochen nicht verwöhnt, ſtellte ihn dieſes einfache
Lager vollkommen zufrieden. Er beſchloß die Nacht
in den Schoppen zuzubringen. Als er die Augen
ſchloß, ſagte er: Jetzt wird ſie träumen und dich
auch im Traume mit lieben Namen nennen!

Das ſagte er vielleicht in dem Augenblicke,
als Lisbeth in ihrem Bette von den wüthenden
Schmerzen überwältigt, ſich krampfhaft krümmte
und endlich doch in ein leiſes und jammervolles
Stöhnen ausbrach.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="140"/>
hängen, und Brillianten in das Haar &#x017F;tecken und<lb/>
den Fuß der Trauten auf Teppiche von Brü&#x017F;&#x017F;el<lb/>
&#x017F;etzen darf.</p><lb/>
          <p>So &#x017F;chwärmte und &#x017F;cherzte &#x017F;ich der Jüngling<lb/>
die Bilder der lachend&#x017F;ten Zukunft zu&#x017F;ammen. Es<lb/>
war hoch Mitternacht geworden und &#x017F;ein Körper<lb/>
denn doch der Ruhe bedürftig. Auf der Höhe des<lb/>
Gebirges fand er einen ein&#x017F;amen Schoppen. Er<lb/>
ging hinein und fühlte, daß der Raum voll Heu war.<lb/>
Abgehärtet durch &#x017F;eine Rei&#x017F;en und in den letzten<lb/>
Wochen nicht verwöhnt, &#x017F;tellte ihn die&#x017F;es einfache<lb/>
Lager vollkommen zufrieden. Er be&#x017F;chloß die Nacht<lb/>
in den Schoppen zuzubringen. Als er die Augen<lb/>
&#x017F;chloß, &#x017F;agte er: Jetzt wird &#x017F;ie träumen und dich<lb/>
auch im Traume mit lieben Namen nennen!</p><lb/>
          <p>Das &#x017F;agte er vielleicht in dem Augenblicke,<lb/>
als Lisbeth in ihrem Bette von den wüthenden<lb/>
Schmerzen überwältigt, &#x017F;ich krampfhaft krümmte<lb/>
und endlich doch in ein lei&#x017F;es und jammervolles<lb/>
Stöhnen ausbrach.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] hängen, und Brillianten in das Haar ſtecken und den Fuß der Trauten auf Teppiche von Brüſſel ſetzen darf. So ſchwärmte und ſcherzte ſich der Jüngling die Bilder der lachendſten Zukunft zuſammen. Es war hoch Mitternacht geworden und ſein Körper denn doch der Ruhe bedürftig. Auf der Höhe des Gebirges fand er einen einſamen Schoppen. Er ging hinein und fühlte, daß der Raum voll Heu war. Abgehärtet durch ſeine Reiſen und in den letzten Wochen nicht verwöhnt, ſtellte ihn dieſes einfache Lager vollkommen zufrieden. Er beſchloß die Nacht in den Schoppen zuzubringen. Als er die Augen ſchloß, ſagte er: Jetzt wird ſie träumen und dich auch im Traume mit lieben Namen nennen! Das ſagte er vielleicht in dem Augenblicke, als Lisbeth in ihrem Bette von den wüthenden Schmerzen überwältigt, ſich krampfhaft krümmte und endlich doch in ein leiſes und jammervolles Stöhnen ausbrach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/154
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/154>, abgerufen am 24.11.2024.