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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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ander gespült hatte, saßen der junge Ritter Kon-
rad und die Schöne, welche er ohne magische Künste
aus dem Schlummer geweckt hatte. Lieblich dräng-
ten sich rothe, blaue und gelbe Kelche aus den Grä-
sern um sie her, und das Paar blühte in Jugend
und Schönheit, der Ritter in seinem bunten Schmuck,
die Jungfrau in ihren silberglänzenden Schleiern,
als die herrlichste Blume aus diesem Schmelz empor.
Er hatte seinen Arm sanft um ihren Leib gelegt
und sagte, ihr treu und zärtlich in das Auge sehend:
Bei der Asche meiner lieben Mutter, und bei dem
heiligen Zeichen auf dem Griffe dieses Schwerts,
ich bin, der ich mich dir genannt habe, Herr mei-
ner Schlösser und meiner Tage, und beschwöre dich
nun, du holdseliges Wunder dieses Forstes, daß
deine Lippen das Wort sprechen, welches mich auf
ewig dir in den Besitz geben wird, den der Prie-
ster vor dem Altare weihen und segnen soll. --

Was für ein Wort begehrst du noch? sagte
die Schöne leise, indem sie züchtig die Wimpern
senkte. Hat nicht mein Auge, meine Wange, mein
klopfender Busen Alles gesprochen? Minne ist eine
gewaltige Königin; sie fährt daher unversehens und
ergreift, den sie mag, ohne Widerstand zu dulden.

Immermann's Münchhausen. 3. Th. 12

ander geſpült hatte, ſaßen der junge Ritter Kon-
rad und die Schöne, welche er ohne magiſche Künſte
aus dem Schlummer geweckt hatte. Lieblich dräng-
ten ſich rothe, blaue und gelbe Kelche aus den Grä-
ſern um ſie her, und das Paar blühte in Jugend
und Schönheit, der Ritter in ſeinem bunten Schmuck,
die Jungfrau in ihren ſilberglänzenden Schleiern,
als die herrlichſte Blume aus dieſem Schmelz empor.
Er hatte ſeinen Arm ſanft um ihren Leib gelegt
und ſagte, ihr treu und zärtlich in das Auge ſehend:
Bei der Aſche meiner lieben Mutter, und bei dem
heiligen Zeichen auf dem Griffe dieſes Schwerts,
ich bin, der ich mich dir genannt habe, Herr mei-
ner Schlöſſer und meiner Tage, und beſchwöre dich
nun, du holdſeliges Wunder dieſes Forſtes, daß
deine Lippen das Wort ſprechen, welches mich auf
ewig dir in den Beſitz geben wird, den der Prie-
ſter vor dem Altare weihen und ſegnen ſoll. —

Was für ein Wort begehrſt du noch? ſagte
die Schöne leiſe, indem ſie züchtig die Wimpern
ſenkte. Hat nicht mein Auge, meine Wange, mein
klopfender Buſen Alles geſprochen? Minne iſt eine
gewaltige Königin; ſie fährt daher unverſehens und
ergreift, den ſie mag, ohne Widerſtand zu dulden.

Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 12
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[177/0191] ander geſpült hatte, ſaßen der junge Ritter Kon- rad und die Schöne, welche er ohne magiſche Künſte aus dem Schlummer geweckt hatte. Lieblich dräng- ten ſich rothe, blaue und gelbe Kelche aus den Grä- ſern um ſie her, und das Paar blühte in Jugend und Schönheit, der Ritter in ſeinem bunten Schmuck, die Jungfrau in ihren ſilberglänzenden Schleiern, als die herrlichſte Blume aus dieſem Schmelz empor. Er hatte ſeinen Arm ſanft um ihren Leib gelegt und ſagte, ihr treu und zärtlich in das Auge ſehend: Bei der Aſche meiner lieben Mutter, und bei dem heiligen Zeichen auf dem Griffe dieſes Schwerts, ich bin, der ich mich dir genannt habe, Herr mei- ner Schlöſſer und meiner Tage, und beſchwöre dich nun, du holdſeliges Wunder dieſes Forſtes, daß deine Lippen das Wort ſprechen, welches mich auf ewig dir in den Beſitz geben wird, den der Prie- ſter vor dem Altare weihen und ſegnen ſoll. — Was für ein Wort begehrſt du noch? ſagte die Schöne leiſe, indem ſie züchtig die Wimpern ſenkte. Hat nicht mein Auge, meine Wange, mein klopfender Buſen Alles geſprochen? Minne iſt eine gewaltige Königin; ſie fährt daher unverſehens und ergreift, den ſie mag, ohne Widerſtand zu dulden. Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 12

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/191>, abgerufen am 21.11.2024.