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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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überwältigt, zu Betrachtungen allgemeiner Art ab,
die mit seinen vorigen Aeußerungen keinen erkennba-
ren Zusammenhang hatten. -- Ich habe immer, rief er
angenehm lebhaft, im Stillen lachen müssen, wenn
man sich, wie es jetzt Mode ist, den Kopf darüber
zerbricht, durch welche styptische Mittel der allge-
meinen Erschlaffung des Menschengeschlechtes ent-
gegenzutreten sei. Das Abnüchtern und Versanden
der Jetztlebenden ist ein ziemlich constatirtes Fac-
tum. Das will man nun mit Religion, Patrio-
tismus, Philosophie, Naturbetrachtung, mit, was
weiß ich noch? hemmen. Es hilft nichts, da liegt
der Trost nicht, er steckt ganz wo anders, ist mit
Händen zu greifen, und Niemand hat ihn gefaßt,
es geht damit, wie mit dem Ei des Columbus.

Wie entstehen die Menschen? Wie entstehen
sie denn, mein Bester? Der Schwächling heirathet
die kräftige Jungfrau, der kräftige Mann die Bleich-
süchtige, häufig kommen auch Hektik und Hektik
zusammen. Was für Kinder muß das geben?
Auf das Physische wird gar nicht mehr gesehen,
es ist, als ob wir nichts als Geist, Rücksicht, Ver-
hältniß, Geld wären. Daher rührt denn das matte,
aschgraue, todtlebendige Geschlecht.


überwältigt, zu Betrachtungen allgemeiner Art ab,
die mit ſeinen vorigen Aeußerungen keinen erkennba-
ren Zuſammenhang hatten. — Ich habe immer, rief er
angenehm lebhaft, im Stillen lachen müſſen, wenn
man ſich, wie es jetzt Mode iſt, den Kopf darüber
zerbricht, durch welche ſtyptiſche Mittel der allge-
meinen Erſchlaffung des Menſchengeſchlechtes ent-
gegenzutreten ſei. Das Abnüchtern und Verſanden
der Jetztlebenden iſt ein ziemlich conſtatirtes Fac-
tum. Das will man nun mit Religion, Patrio-
tismus, Philoſophie, Naturbetrachtung, mit, was
weiß ich noch? hemmen. Es hilft nichts, da liegt
der Troſt nicht, er ſteckt ganz wo anders, iſt mit
Händen zu greifen, und Niemand hat ihn gefaßt,
es geht damit, wie mit dem Ei des Columbus.

Wie entſtehen die Menſchen? Wie entſtehen
ſie denn, mein Beſter? Der Schwächling heirathet
die kräftige Jungfrau, der kräftige Mann die Bleich-
ſüchtige, häufig kommen auch Hektik und Hektik
zuſammen. Was für Kinder muß das geben?
Auf das Phyſiſche wird gar nicht mehr geſehen,
es iſt, als ob wir nichts als Geiſt, Rückſicht, Ver-
hältniß, Geld wären. Daher rührt denn das matte,
aſchgraue, todtlebendige Geſchlecht.


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[202/0216] überwältigt, zu Betrachtungen allgemeiner Art ab, die mit ſeinen vorigen Aeußerungen keinen erkennba- ren Zuſammenhang hatten. — Ich habe immer, rief er angenehm lebhaft, im Stillen lachen müſſen, wenn man ſich, wie es jetzt Mode iſt, den Kopf darüber zerbricht, durch welche ſtyptiſche Mittel der allge- meinen Erſchlaffung des Menſchengeſchlechtes ent- gegenzutreten ſei. Das Abnüchtern und Verſanden der Jetztlebenden iſt ein ziemlich conſtatirtes Fac- tum. Das will man nun mit Religion, Patrio- tismus, Philoſophie, Naturbetrachtung, mit, was weiß ich noch? hemmen. Es hilft nichts, da liegt der Troſt nicht, er ſteckt ganz wo anders, iſt mit Händen zu greifen, und Niemand hat ihn gefaßt, es geht damit, wie mit dem Ei des Columbus. Wie entſtehen die Menſchen? Wie entſtehen ſie denn, mein Beſter? Der Schwächling heirathet die kräftige Jungfrau, der kräftige Mann die Bleich- ſüchtige, häufig kommen auch Hektik und Hektik zuſammen. Was für Kinder muß das geben? Auf das Phyſiſche wird gar nicht mehr geſehen, es iſt, als ob wir nichts als Geiſt, Rückſicht, Ver- hältniß, Geld wären. Daher rührt denn das matte, aſchgraue, todtlebendige Geſchlecht.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/216>, abgerufen am 24.11.2024.