Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

konnte nicht wissen, in welche Gefahr der Alte sich
und ihn durch das Hacken setzte, sonst würde er
ihm mit Gewalt das Beil entwunden haben.

Walpurgisnacht bei Tage! setzte er, sich den-
noch schüttelnd vor Grauen, seinen Worten hinzu.
Er sah die zweite Pistole auf dem Tische liegen,
die nahm er und das Pulverhorn dazu; beides
steckte er zu sich. Sein scharfes Auge spähte nach
Kugeln; es entdeckte sich ihm ein lederner Beutel,
der von einem Brette herabhing, welches der Alte
durch das Hinwegräumen des Gerülls von seiner
Verhüllung entblößt hatte. Er ging nach dem
Brette, seine Vermuthung täuschte ihn nicht, es
war ein Kugelbeutel, der da herabhing.

Er nahm ihn, da rollte Etwas nach, was
auch auf dem Brette vergessen gelegen hatte, es
fiel auf den Boden. Mechanisch hob er es auf;
es war ein Cylinder mit dickem Staube überzo-
gen, viele Jahre mochte der dort gelegen haben.
Ein Papier war um den Cylinder gewunden.

Der alte Baron schoß wie ein Pfeil herbei
und faßte beide Arme des jungen Mannes.
Halt Räuber! rief er, du darfst die Mitgift der
kaiserlichen Prinzessin nicht entwenden. -- Ja!

konnte nicht wiſſen, in welche Gefahr der Alte ſich
und ihn durch das Hacken ſetzte, ſonſt würde er
ihm mit Gewalt das Beil entwunden haben.

Walpurgisnacht bei Tage! ſetzte er, ſich den-
noch ſchüttelnd vor Grauen, ſeinen Worten hinzu.
Er ſah die zweite Piſtole auf dem Tiſche liegen,
die nahm er und das Pulverhorn dazu; beides
ſteckte er zu ſich. Sein ſcharfes Auge ſpähte nach
Kugeln; es entdeckte ſich ihm ein lederner Beutel,
der von einem Brette herabhing, welches der Alte
durch das Hinwegräumen des Gerülls von ſeiner
Verhüllung entblößt hatte. Er ging nach dem
Brette, ſeine Vermuthung täuſchte ihn nicht, es
war ein Kugelbeutel, der da herabhing.

Er nahm ihn, da rollte Etwas nach, was
auch auf dem Brette vergeſſen gelegen hatte, es
fiel auf den Boden. Mechaniſch hob er es auf;
es war ein Cylinder mit dickem Staube überzo-
gen, viele Jahre mochte der dort gelegen haben.
Ein Papier war um den Cylinder gewunden.

Der alte Baron ſchoß wie ein Pfeil herbei
und faßte beide Arme des jungen Mannes.
Halt Räuber! rief er, du darfſt die Mitgift der
kaiſerlichen Prinzeſſin nicht entwenden. — Ja!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0396" n="382"/>
konnte nicht wi&#x017F;&#x017F;en, in welche Gefahr der Alte &#x017F;ich<lb/>
und ihn durch das Hacken &#x017F;etzte, &#x017F;on&#x017F;t würde er<lb/>
ihm mit Gewalt das Beil entwunden haben.</p><lb/>
          <p>Walpurgisnacht bei Tage! &#x017F;etzte er, &#x017F;ich den-<lb/>
noch &#x017F;chüttelnd vor Grauen, &#x017F;einen Worten hinzu.<lb/>
Er &#x017F;ah die zweite Pi&#x017F;tole auf dem Ti&#x017F;che liegen,<lb/>
die nahm er und das Pulverhorn dazu; beides<lb/>
&#x017F;teckte er zu &#x017F;ich. Sein &#x017F;charfes Auge &#x017F;pähte nach<lb/>
Kugeln; es entdeckte &#x017F;ich ihm ein lederner Beutel,<lb/>
der von einem Brette herabhing, welches der Alte<lb/>
durch das Hinwegräumen des Gerülls von &#x017F;einer<lb/>
Verhüllung entblößt hatte. Er ging nach dem<lb/>
Brette, &#x017F;eine Vermuthung täu&#x017F;chte ihn nicht, es<lb/>
war ein Kugelbeutel, der da herabhing.</p><lb/>
          <p>Er nahm ihn, da rollte Etwas nach, was<lb/>
auch auf dem Brette verge&#x017F;&#x017F;en gelegen hatte, es<lb/>
fiel auf den Boden. Mechani&#x017F;ch hob er es auf;<lb/>
es war ein Cylinder mit dickem Staube überzo-<lb/>
gen, viele Jahre mochte der dort gelegen haben.<lb/>
Ein Papier war um den Cylinder gewunden.</p><lb/>
          <p>Der alte Baron &#x017F;choß wie ein Pfeil herbei<lb/>
und faßte beide Arme des jungen Mannes.<lb/>
Halt Räuber! rief er, du darf&#x017F;t die Mitgift der<lb/>
kai&#x017F;erlichen Prinze&#x017F;&#x017F;in nicht entwenden. &#x2014; Ja!<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0396] konnte nicht wiſſen, in welche Gefahr der Alte ſich und ihn durch das Hacken ſetzte, ſonſt würde er ihm mit Gewalt das Beil entwunden haben. Walpurgisnacht bei Tage! ſetzte er, ſich den- noch ſchüttelnd vor Grauen, ſeinen Worten hinzu. Er ſah die zweite Piſtole auf dem Tiſche liegen, die nahm er und das Pulverhorn dazu; beides ſteckte er zu ſich. Sein ſcharfes Auge ſpähte nach Kugeln; es entdeckte ſich ihm ein lederner Beutel, der von einem Brette herabhing, welches der Alte durch das Hinwegräumen des Gerülls von ſeiner Verhüllung entblößt hatte. Er ging nach dem Brette, ſeine Vermuthung täuſchte ihn nicht, es war ein Kugelbeutel, der da herabhing. Er nahm ihn, da rollte Etwas nach, was auch auf dem Brette vergeſſen gelegen hatte, es fiel auf den Boden. Mechaniſch hob er es auf; es war ein Cylinder mit dickem Staube überzo- gen, viele Jahre mochte der dort gelegen haben. Ein Papier war um den Cylinder gewunden. Der alte Baron ſchoß wie ein Pfeil herbei und faßte beide Arme des jungen Mannes. Halt Räuber! rief er, du darfſt die Mitgift der kaiſerlichen Prinzeſſin nicht entwenden. — Ja!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/396
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/396>, abgerufen am 22.11.2024.