Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.telstunde lang, ohne einander anzusehen, geschweige Von dieser Gegend kam nach einer Viertel- Herr Graf, mit Urlaub und mit Behagen Thue ich Euch fragen; Soll ich, Euer Knecht, Euch den Königsstuhl setzen, wie Recht? Der Hofschulze erwiederte: 8*
telſtunde lang, ohne einander anzuſehen, geſchweige Von dieſer Gegend kam nach einer Viertel- Herr Graf, mit Urlaub und mit Behagen Thue ich Euch fragen; Soll ich, Euer Knecht, Euch den Königsſtuhl ſetzen, wie Recht? Der Hofſchulze erwiederte: 8*
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telſtunde lang, ohne einander anzuſehen, geſchweige
daß ſie zuſammen geredet hätten. Jeder blickte
ſtarr und feſt vor ſich hin. Zuletzt kam der alte
Bauer, welcher mit dem Hofſchulzen geſprochen
hatte, der Frohnbote; nächſt dem Beſitzer des
Oberhofes der Kundigſte in den Sitten und Ge-
bräuchen der Väter. Dieſer ſtellte ſich außerhalb
des Kreiſes der Steine hin, auf ſeinen Knotenſtock
geſtützt und nach der Gegend des Oberhofes hin-
unterſehend.
Von dieſer Gegend kam nach einer Viertel-
ſtunde der Hofſchulze heraufgegangen, der Frei-
graf. Neben ihm ging ſein Eidam. Feiermäſſig
war auch ſein Anzug, aber gebückt und kummervoll
ſein Gang. Den Eidam ließ er an einer über
hundert Schritte vom Freiſtuhl entfernten Stelle
zurückbleiben, das Geſicht von dieſem abgekehrt.
Der Frohnbote ging dem Hofſchulzen entgegen,
führte ihn bis an den Kreis und ſagte:
Herr Graf, mit Urlaub und mit Behagen
Thue ich Euch fragen;
Soll ich, Euer Knecht,
Euch den Königsſtuhl ſetzen, wie Recht?
Der Hofſchulze erwiederte:
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