Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.Alldieweil die Sonne mit Rechte Bescheinet Herren und Knechte Und alle unsere Werke, Spreche ich, das Recht zu stärken, Den Stuhl zu setzen eben, Und rechte Maaß zu geben. Der Frohnbote ging hierauf durch den Kreis zu Herr Grafe, lieber Herre; Ich vermahne Euch bei Eurer Ehre, Ich bin Euer Knecht, Darum sagt mir für Recht, Ob diese Maaß ist gleich Für Arm und Reich, Zu messen Land und Sand Bei Eurer Seelen Pfand? Der Hofschulze antwortete: Ich erlaube Recht und verbiete Unrecht Bei Peen der alten erkannten Recht. Er ging nun auch in den Kreis, schritt, ohne Alldieweil die Sonne mit Rechte Beſcheinet Herren und Knechte Und alle unſere Werke, Spreche ich, das Recht zu ſtärken, Den Stuhl zu ſetzen eben, Und rechte Maaß zu geben. Der Frohnbote ging hierauf durch den Kreis zu Herr Grafe, lieber Herre; Ich vermahne Euch bei Eurer Ehre, Ich bin Euer Knecht, Darum ſagt mir für Recht, Ob dieſe Maaß iſt gleich Für Arm und Reich, Zu meſſen Land und Sand Bei Eurer Seelen Pfand? Der Hofſchulze antwortete: Ich erlaube Recht und verbiete Unrecht Bei Peen der alten erkannten Recht. Er ging nun auch in den Kreis, ſchritt, ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0128" n="116"/> <lg type="poem"> <l>Alldieweil die Sonne mit Rechte</l><lb/> <l>Beſcheinet Herren und Knechte</l><lb/> <l>Und alle unſere <hi rendition="#g">Werke</hi>,</l><lb/> <l>Spreche ich, das Recht zu ſtärken,</l><lb/> <l>Den Stuhl zu ſetzen eben,</l><lb/> <l>Und rechte Maaß zu geben.</l> </lg><lb/> <p>Der Frohnbote ging hierauf durch den Kreis zu<lb/> dem großen Steine unter den drei alten Linden,<lb/> legte die Hand an denſelben, als ſetzte er ihn<lb/> wie einen Stuhl zurecht, ſtellte ein kleines Korn-<lb/> maaß, welches er unter dem Rocke hervorzog, vor<lb/> den Stein, blieb ſelbſt daneben ſtehen und rief<lb/> dem Hofſchulzen, der ſich noch immer außerhalb<lb/> des Kreiſes befand, folgenden Spruch zu:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Herr Grafe, lieber Herre;</l><lb/> <l>Ich vermahne Euch bei Eurer Ehre,</l><lb/> <l>Ich bin Euer Knecht,</l><lb/> <l>Darum ſagt mir für Recht,</l><lb/> <l>Ob dieſe Maaß iſt gleich</l><lb/> <l>Für Arm und Reich,</l><lb/> <l>Zu meſſen Land und Sand</l><lb/> <l>Bei Eurer Seelen Pfand?</l> </lg><lb/> <p>Der Hofſchulze antwortete:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ich erlaube Recht und verbiete Unrecht</l><lb/> <l>Bei Peen der alten erkannten Recht.</l> </lg><lb/> <p>Er ging nun auch in den Kreis, ſchritt, ohne<lb/> von ſeinen Genoſſen begrüßt zu werden, oder<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0128]
Alldieweil die Sonne mit Rechte
Beſcheinet Herren und Knechte
Und alle unſere Werke,
Spreche ich, das Recht zu ſtärken,
Den Stuhl zu ſetzen eben,
Und rechte Maaß zu geben.
Der Frohnbote ging hierauf durch den Kreis zu
dem großen Steine unter den drei alten Linden,
legte die Hand an denſelben, als ſetzte er ihn
wie einen Stuhl zurecht, ſtellte ein kleines Korn-
maaß, welches er unter dem Rocke hervorzog, vor
den Stein, blieb ſelbſt daneben ſtehen und rief
dem Hofſchulzen, der ſich noch immer außerhalb
des Kreiſes befand, folgenden Spruch zu:
Herr Grafe, lieber Herre;
Ich vermahne Euch bei Eurer Ehre,
Ich bin Euer Knecht,
Darum ſagt mir für Recht,
Ob dieſe Maaß iſt gleich
Für Arm und Reich,
Zu meſſen Land und Sand
Bei Eurer Seelen Pfand?
Der Hofſchulze antwortete:
Ich erlaube Recht und verbiete Unrecht
Bei Peen der alten erkannten Recht.
Er ging nun auch in den Kreis, ſchritt, ohne
von ſeinen Genoſſen begrüßt zu werden, oder
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