Recht ist. Darauf ging er über den Hof nach den Ställen. Zwischen der Scheure und dem Pferde- stalle war ein schmaler Gang, der noch dazu durch Rasen und Reisig etwas versperrt war. Diese Hin- dernisse räumte der Frohnbote hinweg, legte sie jedoch so, daß sie mit leichter Mühe wieder an ihren Platz gethan werden konnten. Von dem Gange gelangte er auf ein kleines dunkeles Plätz- chen hinter der Scheure, welches kaum acht Fuß im Gevierte hielt. Nur ihm und dem Hofschulzen war das Daseyn dieses Plätzchens kund, auf wel- chem der alte Brunnen des Oberhofes stand, der, welcher gebraucht worden war, ehe durch den Bau der neuen Scheure vor dreißig Jahren das Plätz- chen verbaut wurde, welches durch einen Winkel der hinter der Scheure durchziehenden Hofesmauer entstand.
Ein großer Hollunderbaum, welcher an dieser Mauer grünte, überschattete das Plätzchen und machte es feucht. Nesseln und Unkrautspflanzen wucherten dort in wilder Fülle. Der Frohnbote schlug einige der höchsten Nesseln zurück, und seine rauhen Fäuste empfanden nichts von ihrem Bren- nen. Er stieß mit dem Fuße die Kröten fort,
Recht iſt. Darauf ging er über den Hof nach den Ställen. Zwiſchen der Scheure und dem Pferde- ſtalle war ein ſchmaler Gang, der noch dazu durch Raſen und Reiſig etwas verſperrt war. Dieſe Hin- derniſſe räumte der Frohnbote hinweg, legte ſie jedoch ſo, daß ſie mit leichter Mühe wieder an ihren Platz gethan werden konnten. Von dem Gange gelangte er auf ein kleines dunkeles Plätz- chen hinter der Scheure, welches kaum acht Fuß im Gevierte hielt. Nur ihm und dem Hofſchulzen war das Daſeyn dieſes Plätzchens kund, auf wel- chem der alte Brunnen des Oberhofes ſtand, der, welcher gebraucht worden war, ehe durch den Bau der neuen Scheure vor dreißig Jahren das Plätz- chen verbaut wurde, welches durch einen Winkel der hinter der Scheure durchziehenden Hofesmauer entſtand.
Ein großer Hollunderbaum, welcher an dieſer Mauer grünte, überſchattete das Plätzchen und machte es feucht. Neſſeln und Unkrautspflanzen wucherten dort in wilder Fülle. Der Frohnbote ſchlug einige der höchſten Neſſeln zurück, und ſeine rauhen Fäuſte empfanden nichts von ihrem Bren- nen. Er ſtieß mit dem Fuße die Kröten fort,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0140"n="128"/>
Recht iſt. Darauf ging er über den Hof nach den<lb/>
Ställen. Zwiſchen der Scheure und dem Pferde-<lb/>ſtalle war ein ſchmaler Gang, der noch dazu durch<lb/>
Raſen und Reiſig etwas verſperrt war. Dieſe Hin-<lb/>
derniſſe räumte der Frohnbote hinweg, legte ſie<lb/>
jedoch ſo, daß ſie mit leichter Mühe wieder an<lb/>
ihren Platz gethan werden konnten. Von dem<lb/>
Gange gelangte er auf ein kleines dunkeles Plätz-<lb/>
chen hinter der Scheure, welches kaum acht Fuß<lb/>
im Gevierte hielt. Nur ihm und dem Hofſchulzen<lb/>
war das Daſeyn dieſes Plätzchens kund, auf wel-<lb/>
chem der alte Brunnen des Oberhofes ſtand, der,<lb/>
welcher gebraucht worden war, ehe durch den Bau<lb/>
der neuen Scheure vor dreißig Jahren das Plätz-<lb/>
chen verbaut wurde, welches durch einen Winkel<lb/>
der hinter der Scheure durchziehenden Hofesmauer<lb/>
entſtand.</p><lb/><p>Ein großer Hollunderbaum, welcher an dieſer<lb/>
Mauer grünte, überſchattete das Plätzchen und<lb/>
machte es feucht. Neſſeln und Unkrautspflanzen<lb/>
wucherten dort in wilder Fülle. Der Frohnbote<lb/>ſchlug einige der höchſten Neſſeln zurück, und ſeine<lb/>
rauhen Fäuſte empfanden nichts von ihrem Bren-<lb/>
nen. Er ſtieß mit dem Fuße die Kröten fort,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[128/0140]
Recht iſt. Darauf ging er über den Hof nach den
Ställen. Zwiſchen der Scheure und dem Pferde-
ſtalle war ein ſchmaler Gang, der noch dazu durch
Raſen und Reiſig etwas verſperrt war. Dieſe Hin-
derniſſe räumte der Frohnbote hinweg, legte ſie
jedoch ſo, daß ſie mit leichter Mühe wieder an
ihren Platz gethan werden konnten. Von dem
Gange gelangte er auf ein kleines dunkeles Plätz-
chen hinter der Scheure, welches kaum acht Fuß
im Gevierte hielt. Nur ihm und dem Hofſchulzen
war das Daſeyn dieſes Plätzchens kund, auf wel-
chem der alte Brunnen des Oberhofes ſtand, der,
welcher gebraucht worden war, ehe durch den Bau
der neuen Scheure vor dreißig Jahren das Plätz-
chen verbaut wurde, welches durch einen Winkel
der hinter der Scheure durchziehenden Hofesmauer
entſtand.
Ein großer Hollunderbaum, welcher an dieſer
Mauer grünte, überſchattete das Plätzchen und
machte es feucht. Neſſeln und Unkrautspflanzen
wucherten dort in wilder Fülle. Der Frohnbote
ſchlug einige der höchſten Neſſeln zurück, und ſeine
rauhen Fäuſte empfanden nichts von ihrem Bren-
nen. Er ſtieß mit dem Fuße die Kröten fort,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/140>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.