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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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Du mich nur bitterlicher weinen. Du weißt:
Arria lächelte auch. -- Ach, Sylli, Du kannst
nicht leben ohne Liebe; und was ist Liebe ohne
Zuversicht? Sage was Du willst; Liebe, die
sich nicht ewig weiß und ewig erwiedert, das
ist keine Liebe; das ist bloßes Ergötzen, dem
Du nur, in der Angst, jenen Namen liehest --
Blumenfreude, Schmuck, Tanz und Spiel.
Und hieran sollte Dir genügen -- Dir Sylli? --
Seifenblasen zu werfen -- und alles, alles
Seifenblase? -- Je mehr ich nachgrübele ...!
O, ich fühle, daß es Dir das Herz zersprengen
muß.

Lenore.

Auf der Zunge: "Bist Du bald fertig,
Clärchen?" trat ich ins Zimmer. Clärchens
Anblick hemmte mir Sprache und Gang, und
mein Herz hob sich zu dem Schlage, bey dem
es einem auf einmal so ganz anders wird. Sie
schob, ohne ihre Stellung zu verändern, das
Geschriebene mir zu. Nachdem ich es gelesen,
hierauf einen Augenblick gesessen hatte, gieng

Du mich nur bitterlicher weinen. Du weißt:
Arria laͤchelte auch. — Ach, Sylli, Du kannſt
nicht leben ohne Liebe; und was iſt Liebe ohne
Zuverſicht? Sage was Du willſt; Liebe, die
ſich nicht ewig weiß und ewig erwiedert, das
iſt keine Liebe; das iſt bloßes Ergoͤtzen, dem
Du nur, in der Angſt, jenen Namen lieheſt —
Blumenfreude, Schmuck, Tanz und Spiel.
Und hieran ſollte Dir genuͤgen — Dir Sylli? —
Seifenblaſen zu werfen — und alles, alles
Seifenblaſe? — Je mehr ich nachgruͤbele …!
O, ich fuͤhle, daß es Dir das Herz zerſprengen
muß.

Lenore.

Auf der Zunge: „Biſt Du bald fertig,
Claͤrchen?” trat ich ins Zimmer. Claͤrchens
Anblick hemmte mir Sprache und Gang, und
mein Herz hob ſich zu dem Schlage, bey dem
es einem auf einmal ſo ganz anders wird. Sie
ſchob, ohne ihre Stellung zu veraͤndern, das
Geſchriebene mir zu. Nachdem ich es geleſen,
hierauf einen Augenblick geſeſſen hatte, gieng

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[62/0100] Du mich nur bitterlicher weinen. Du weißt: Arria laͤchelte auch. — Ach, Sylli, Du kannſt nicht leben ohne Liebe; und was iſt Liebe ohne Zuverſicht? Sage was Du willſt; Liebe, die ſich nicht ewig weiß und ewig erwiedert, das iſt keine Liebe; das iſt bloßes Ergoͤtzen, dem Du nur, in der Angſt, jenen Namen lieheſt — Blumenfreude, Schmuck, Tanz und Spiel. Und hieran ſollte Dir genuͤgen — Dir Sylli? — Seifenblaſen zu werfen — und alles, alles Seifenblaſe? — Je mehr ich nachgruͤbele …! O, ich fuͤhle, daß es Dir das Herz zerſprengen muß. Lenore. Auf der Zunge: „Biſt Du bald fertig, Claͤrchen?” trat ich ins Zimmer. Claͤrchens Anblick hemmte mir Sprache und Gang, und mein Herz hob ſich zu dem Schlage, bey dem es einem auf einmal ſo ganz anders wird. Sie ſchob, ohne ihre Stellung zu veraͤndern, das Geſchriebene mir zu. Nachdem ich es geleſen, hierauf einen Augenblick geſeſſen hatte, gieng

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/100>, abgerufen am 21.11.2024.