Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.Um die Lehren eurer klugen Weisheit zu Es ist die hohlste Idee von der Welt, daß P 3
Um die Lehren eurer klugen Weisheit zu Es iſt die hohlſte Idee von der Welt, daß P 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0267" n="229"/> <p>Um die Lehren eurer klugen Weisheit zu<lb/> verſtehen, um ſie annehmlich zu <hi rendition="#g">finden</hi>,<lb/> muß die Seele ſich im Zuſtande des Gleich-<lb/> gewichts befinden, muͤſſen ihre lebhafteſten<lb/> Begierden — eingeſchlaͤfert ſeyn; welches ſo<lb/> viel geſagt iſt, als ſie muß auſſer Stand,<lb/> oder doch wenigſtens auſſer der Lage ſeyn, ir-<lb/> gend eine entzuͤckende Freude zu empfinden. —<lb/> Hole der Henker einen ſolchen Zuſtand fuͤr<lb/> jeden wackern Jungen! <hi rendition="#g">Genießen</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Leiden</hi> iſt die Beſtimmung des Menſchen.<lb/> Der <hi rendition="#g">Feige</hi> nur laͤßt ſich durch Drohungen<lb/> abhalten, ſeine Wuͤnſche zu verfolgen: der<lb/> Herzhafte ſpottet des; ruft <hi rendition="#g">Liebe bis in<lb/> den Tod</hi>! und weiß ſein Schickſal zu er-<lb/> tragen.</p><lb/> <p>Es iſt die hohlſte Idee von der Welt, daß<lb/><hi rendition="#g">bloße</hi> Vernunft die Baſis unſrer Handlun-<lb/> gen ſeyn koͤnne; da ſie fuͤr ſich allein nur<lb/> das Vermoͤgen hat, gegebene Empfindungen<lb/> und Neigungen dem Herzen vorzuſchemati-<lb/> ſieren, und augenſcheinlich uͤberall nur im<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0267]
Um die Lehren eurer klugen Weisheit zu
verſtehen, um ſie annehmlich zu finden,
muß die Seele ſich im Zuſtande des Gleich-
gewichts befinden, muͤſſen ihre lebhafteſten
Begierden — eingeſchlaͤfert ſeyn; welches ſo
viel geſagt iſt, als ſie muß auſſer Stand,
oder doch wenigſtens auſſer der Lage ſeyn, ir-
gend eine entzuͤckende Freude zu empfinden. —
Hole der Henker einen ſolchen Zuſtand fuͤr
jeden wackern Jungen! Genießen und
Leiden iſt die Beſtimmung des Menſchen.
Der Feige nur laͤßt ſich durch Drohungen
abhalten, ſeine Wuͤnſche zu verfolgen: der
Herzhafte ſpottet des; ruft Liebe bis in
den Tod! und weiß ſein Schickſal zu er-
tragen.
Es iſt die hohlſte Idee von der Welt, daß
bloße Vernunft die Baſis unſrer Handlun-
gen ſeyn koͤnne; da ſie fuͤr ſich allein nur
das Vermoͤgen hat, gegebene Empfindungen
und Neigungen dem Herzen vorzuſchemati-
ſieren, und augenſcheinlich uͤberall nur im
P 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |