Dienste der ursprünglichen Lebens- quelle geschäftig ist, aus welcher erste Richtung, letzte Bestimmung, Kraft, Be- wegung und That einzig hervorgehen.
Nur ein Preßwerk, ihm das Blut durch die Adern zu spritzen, kein Herz muß der- jenige im Busen tragen, der sich auf dieser un- serer Erde zu einer fortdaurenden Gemüthsruhe stimmen, und darin die Erfüllung seiner Wün- sche schmecken kann. -- Und der sollte glück- lich seyn -- glücklich vor allen? Es giebt der Feigen genug, die vor jedem Zufalle beben, und doch fast keinen unter ihnen, selbst unter Betagten, der in eure Freystätten flüchtete; alle wagen immer von neuem ihre Haut, um der Freuden mehr zu haschen, um die Fülle ihres Lebens zu geniessen. So schuf den Menschen Gott, und es ist doch wohl ein bischen un- sinnig, zu behaupten, er wäre besser, wie Gott ihn nicht haben wollte.
Glaube mir, Holde, Liebe, das beste ist,
Dienſte der urſpruͤnglichen Lebens- quelle geſchaͤftig iſt, aus welcher erſte Richtung, letzte Beſtimmung, Kraft, Be- wegung und That einzig hervorgehen.
Nur ein Preßwerk, ihm das Blut durch die Adern zu ſpritzen, kein Herz muß der- jenige im Buſen tragen, der ſich auf dieſer un- ſerer Erde zu einer fortdaurenden Gemuͤthsruhe ſtimmen, und darin die Erfuͤllung ſeiner Wuͤn- ſche ſchmecken kann. — Und der ſollte gluͤck- lich ſeyn — gluͤcklich vor allen? Es giebt der Feigen genug, die vor jedem Zufalle beben, und doch faſt keinen unter ihnen, ſelbſt unter Betagten, der in eure Freyſtaͤtten fluͤchtete; alle wagen immer von neuem ihre Haut, um der Freuden mehr zu haſchen, um die Fuͤlle ihres Lebens zu genieſſen. So ſchuf den Menſchen Gott, und es iſt doch wohl ein bischen un- ſinnig, zu behaupten, er waͤre beſſer, wie Gott ihn nicht haben wollte.
Glaube mir, Holde, Liebe, das beſte iſt,
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Dienſte der urſpruͤnglichen Lebens-
quelle geſchaͤftig iſt, aus welcher erſte
Richtung, letzte Beſtimmung, Kraft, Be-
wegung und That einzig hervorgehen.
Nur ein Preßwerk, ihm das Blut durch
die Adern zu ſpritzen, kein Herz muß der-
jenige im Buſen tragen, der ſich auf dieſer un-
ſerer Erde zu einer fortdaurenden Gemuͤthsruhe
ſtimmen, und darin die Erfuͤllung ſeiner Wuͤn-
ſche ſchmecken kann. — Und der ſollte gluͤck-
lich ſeyn — gluͤcklich vor allen? Es giebt
der Feigen genug, die vor jedem Zufalle beben,
und doch faſt keinen unter ihnen, ſelbſt unter
Betagten, der in eure Freyſtaͤtten fluͤchtete; alle
wagen immer von neuem ihre Haut, um der
Freuden mehr zu haſchen, um die Fuͤlle ihres
Lebens zu genieſſen. So ſchuf den Menſchen
Gott, und es iſt doch wohl ein bischen un-
ſinnig, zu behaupten, er waͤre beſſer, wie
Gott ihn nicht haben wollte.
Glaube mir, Holde, Liebe, das beſte iſt,
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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