Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Dem Frager mit diesen Worten antwortet
die Vernunft, ein festes Ja! Denn hier, wo
jeder, auch der entfernteste Versuch, durch
Analogien einer wirklichen Einsicht näher
zu kommen, dem Irrthum entgegen schreitet,
ist der hart anthropomorphisierende Ausdruck,
als offenbar symbolisch, der Vernunft -- die
entgegengesetzte Wirkungsarten nie
kann assimilieren wollen
-- der liebste.

Nie habe ich begreifen können, wie eine
maschinistische Vorstellungsart der Schö-
pfung -- das ist der Möglichkeit des Welt-
alls -- vernünftiger, erhabener, dem höchsten
Wesen, das wir alle, auf irgend eine
Weise
, vorauszusetzen genöthigt sind, annä-
hernder, als eine anthropomorphistische seyn
sollte. Der Glaube an ein höchstes Wesen über-
haupt, als der Quelle alles Seyns und alles
Werdens; und der Glaube an einen Gott, der
ein Geist ist, sind beyde dem Menschen in
der unerforschlichen Thatsache seiner Sponta-
neität und Freyheit, ohne welche nicht einmal

Dem Frager mit dieſen Worten antwortet
die Vernunft, ein feſtes Ja! Denn hier, wo
jeder, auch der entfernteſte Verſuch, durch
Analogien einer wirklichen Einſicht naͤher
zu kommen, dem Irrthum entgegen ſchreitet,
iſt der hart anthropomorphiſierende Ausdruck,
als offenbar ſymboliſch, der Vernunft — die
entgegengeſetzte Wirkungsarten nie
kann aſſimilieren wollen
— der liebſte.

Nie habe ich begreifen koͤnnen, wie eine
maſchiniſtiſche Vorſtellungsart der Schoͤ-
pfung — das iſt der Moͤglichkeit des Welt-
alls — vernuͤnftiger, erhabener, dem hoͤchſten
Weſen, das wir alle, auf irgend eine
Weiſe
, vorauszuſetzen genoͤthigt ſind, annaͤ-
hernder, als eine anthropomorphiſtiſche ſeyn
ſollte. Der Glaube an ein hoͤchſtes Weſen uͤber-
haupt, als der Quelle alles Seyns und alles
Werdens; und der Glaube an einen Gott, der
ein Geiſt iſt, ſind beyde dem Menſchen in
der unerforſchlichen Thatſache ſeiner Sponta-
neitaͤt und Freyheit, ohne welche nicht einmal

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0353" n="315"/>
          <p>Dem Frager mit die&#x017F;en Worten antwortet<lb/>
die Vernunft, ein fe&#x017F;tes <hi rendition="#g">Ja</hi>! Denn hier, wo<lb/>
jeder, auch der entfernte&#x017F;te Ver&#x017F;uch, durch<lb/>
Analogien einer <hi rendition="#g">wirklichen Ein&#x017F;icht</hi> na&#x0364;her<lb/>
zu kommen, dem Irrthum entgegen &#x017F;chreitet,<lb/>
i&#x017F;t der hart anthropomorphi&#x017F;ierende Ausdruck,<lb/>
als offenbar &#x017F;ymboli&#x017F;ch, der Vernunft &#x2014; <hi rendition="#g">die<lb/>
entgegenge&#x017F;etzte Wirkungsarten nie<lb/>
kann a&#x017F;&#x017F;imilieren wollen</hi> &#x2014; der lieb&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Nie habe ich begreifen ko&#x0364;nnen, wie eine<lb/><hi rendition="#g">ma&#x017F;chini&#x017F;ti&#x017F;che</hi> Vor&#x017F;tellungsart der Scho&#x0364;-<lb/>
pfung &#x2014; das i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Mo&#x0364;glichkeit</hi> des Welt-<lb/>
alls &#x2014; vernu&#x0364;nftiger, erhabener, dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
We&#x017F;en, das wir alle, <hi rendition="#g">auf irgend eine<lb/>
Wei&#x017F;e</hi>, vorauszu&#x017F;etzen geno&#x0364;thigt &#x017F;ind, anna&#x0364;-<lb/>
hernder, als eine anthropomorphi&#x017F;ti&#x017F;che &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte. Der Glaube an ein ho&#x0364;ch&#x017F;tes We&#x017F;en u&#x0364;ber-<lb/>
haupt, als der Quelle alles Seyns und alles<lb/>
Werdens; und der Glaube an einen Gott, der<lb/>
ein <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t</hi> i&#x017F;t, &#x017F;ind beyde dem Men&#x017F;chen in<lb/>
der unerfor&#x017F;chlichen That&#x017F;ache &#x017F;einer Sponta-<lb/>
neita&#x0364;t und Freyheit, ohne welche nicht einmal<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0353] Dem Frager mit dieſen Worten antwortet die Vernunft, ein feſtes Ja! Denn hier, wo jeder, auch der entfernteſte Verſuch, durch Analogien einer wirklichen Einſicht naͤher zu kommen, dem Irrthum entgegen ſchreitet, iſt der hart anthropomorphiſierende Ausdruck, als offenbar ſymboliſch, der Vernunft — die entgegengeſetzte Wirkungsarten nie kann aſſimilieren wollen — der liebſte. Nie habe ich begreifen koͤnnen, wie eine maſchiniſtiſche Vorſtellungsart der Schoͤ- pfung — das iſt der Moͤglichkeit des Welt- alls — vernuͤnftiger, erhabener, dem hoͤchſten Weſen, das wir alle, auf irgend eine Weiſe, vorauszuſetzen genoͤthigt ſind, annaͤ- hernder, als eine anthropomorphiſtiſche ſeyn ſollte. Der Glaube an ein hoͤchſtes Weſen uͤber- haupt, als der Quelle alles Seyns und alles Werdens; und der Glaube an einen Gott, der ein Geiſt iſt, ſind beyde dem Menſchen in der unerforſchlichen Thatſache ſeiner Sponta- neitaͤt und Freyheit, ohne welche nicht einmal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/353
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/353>, abgerufen am 21.11.2024.