ist mir; und eine stachelnde Unruhe läßt mich keinen Augenblick zufrieden, wenn ich weiß, daß Du unpäßlich, mißvergnügt oder schwer- müthig bist. Nach Deinem jüngsten Briefe scheinst Du jetzt ziemlich gesund; auch machen Dir die ** und die *** noch manche Stun- de angenehm, wofür ich ihnen so herzlich gern dankte, wenn Dank hier Platz fände.
Du wirfst mir vor, daß ich Dir nicht mehr von Ferdinand erzähle. Der Junge ist eben kaum drey Jahre alt; daher sich nicht viel anderes von ihm erzählen läßt, als wie er aussieht; und dies -- wie erzählt man dies? Er ist klein und rund, hat ein etwas finster liegendes Auge; doch kann er sehr freundlich daraus kucken, und Feuer ist die Menge darin. Du weißt, daß Clerdon sich schon längst verbürgt hat, wir würden an diesem Ferdinand den besten, freymüthigsten Jungen von der Welt bekommen. An mir hängt er wie ein Klette, und Bruder Heinrich holt ihn alle Morgen, ohne Fehl, aus seinem Bett-
iſt mir; und eine ſtachelnde Unruhe laͤßt mich keinen Augenblick zufrieden, wenn ich weiß, daß Du unpaͤßlich, mißvergnuͤgt oder ſchwer- muͤthig biſt. Nach Deinem juͤngſten Briefe ſcheinſt Du jetzt ziemlich geſund; auch machen Dir die ** und die *** noch manche Stun- de angenehm, wofuͤr ich ihnen ſo herzlich gern dankte, wenn Dank hier Platz faͤnde.
Du wirfſt mir vor, daß ich Dir nicht mehr von Ferdinand erzaͤhle. Der Junge iſt eben kaum drey Jahre alt; daher ſich nicht viel anderes von ihm erzaͤhlen laͤßt, als wie er ausſieht; und dies — wie erzaͤhlt man dies? Er iſt klein und rund, hat ein etwas finſter liegendes Auge; doch kann er ſehr freundlich daraus kucken, und Feuer iſt die Menge darin. Du weißt, daß Clerdon ſich ſchon laͤngſt verbuͤrgt hat, wir wuͤrden an dieſem Ferdinand den beſten, freymuͤthigſten Jungen von der Welt bekommen. An mir haͤngt er wie ein Klette, und Bruder Heinrich holt ihn alle Morgen, ohne Fehl, aus ſeinem Bett-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><div><p><pbfacs="#f0094"n="56"/>
iſt mir; und eine ſtachelnde Unruhe laͤßt mich<lb/>
keinen Augenblick zufrieden, wenn ich weiß,<lb/>
daß Du unpaͤßlich, mißvergnuͤgt oder ſchwer-<lb/>
muͤthig biſt. Nach Deinem juͤngſten Briefe<lb/>ſcheinſt Du jetzt ziemlich geſund; auch machen<lb/>
Dir die ** und die *** noch manche Stun-<lb/>
de angenehm, wofuͤr ich ihnen ſo herzlich gern<lb/>
dankte, wenn Dank hier Platz faͤnde.</p><lb/><p>Du wirfſt mir vor, daß ich Dir nicht<lb/><hirendition="#g">mehr</hi> von Ferdinand erzaͤhle. Der Junge<lb/>
iſt eben kaum drey Jahre alt; daher ſich nicht<lb/>
viel anderes von ihm erzaͤhlen laͤßt, als wie<lb/>
er ausſieht; und dies — wie erzaͤhlt man dies?<lb/>
Er iſt klein und rund, hat ein etwas finſter<lb/>
liegendes Auge; doch kann er ſehr freundlich<lb/>
daraus kucken, und Feuer iſt die Menge<lb/>
darin. Du weißt, daß Clerdon ſich ſchon<lb/>
laͤngſt verbuͤrgt hat, wir wuͤrden an dieſem<lb/>
Ferdinand den beſten, freymuͤthigſten Jungen<lb/>
von der Welt bekommen. An mir haͤngt er<lb/>
wie ein Klette, und Bruder Heinrich holt ihn<lb/>
alle Morgen, ohne Fehl, aus ſeinem Bett-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[56/0094]
iſt mir; und eine ſtachelnde Unruhe laͤßt mich
keinen Augenblick zufrieden, wenn ich weiß,
daß Du unpaͤßlich, mißvergnuͤgt oder ſchwer-
muͤthig biſt. Nach Deinem juͤngſten Briefe
ſcheinſt Du jetzt ziemlich geſund; auch machen
Dir die ** und die *** noch manche Stun-
de angenehm, wofuͤr ich ihnen ſo herzlich gern
dankte, wenn Dank hier Platz faͤnde.
Du wirfſt mir vor, daß ich Dir nicht
mehr von Ferdinand erzaͤhle. Der Junge
iſt eben kaum drey Jahre alt; daher ſich nicht
viel anderes von ihm erzaͤhlen laͤßt, als wie
er ausſieht; und dies — wie erzaͤhlt man dies?
Er iſt klein und rund, hat ein etwas finſter
liegendes Auge; doch kann er ſehr freundlich
daraus kucken, und Feuer iſt die Menge
darin. Du weißt, daß Clerdon ſich ſchon
laͤngſt verbuͤrgt hat, wir wuͤrden an dieſem
Ferdinand den beſten, freymuͤthigſten Jungen
von der Welt bekommen. An mir haͤngt er
wie ein Klette, und Bruder Heinrich holt ihn
alle Morgen, ohne Fehl, aus ſeinem Bett-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/94>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.