dens-Art nicht im angeführtem Verstan- de nähmen, so bürdet man ihnen insgesamt nach der heutigen Mode etwas auf, wor- an doch die wenigsten wol gedacht haben. Denn daß sie nicht zugeben, daß jene Lei- ber weder in Ansehung aller Theile, woraus sie bestehen, noch in Absicht auf ihre Voll- kommenheiten eben die jetzigen Leiber seyn werden, ist aus diesem eintzigen klar. Sie behaupten aus der Schrifft, daß die Un- vollkommenheiten unserer jetzigen Cörper im Grabe bleiben und nicht mit aufferste- hen werden, ja daß so gar diejenigen Glied- massen, welche manchen Menschen in die- sem Leben von der Natur versagt worden, dorten nicht fehlen, sondern vollkommen da seyn werden. Wer siehet allso hieraus nicht, wen anders kein Geist der Verleum- dung blind gemacht, was die Theologen sagen wollen, wenn sie behaupten, daß wir mit eben derselben Haut werden umgeben werden, welche hier Fleisch und Knochen bekleidet hat? (*)
(*) Es giebt zu diesen Jrrungen eine Redens- Arth der Theologen Anlaß, welche man nicht recht verstehet. Die GOttes Gelehrten sagen: Resurget corpus idem numero quoad substan- tiam: Dieses erklären die Gegner so: Resutget corpus idem numero quoad omnes partes,
quae
dens-Art nicht im angefuͤhrtem Verſtan- de naͤhmen, ſo buͤrdet man ihnen insgeſamt nach der heutigen Mode etwas auf, wor- an doch die wenigſten wol gedacht haben. Denn daß ſie nicht zugeben, daß jene Lei- ber weder in Anſehung aller Theile, woraus ſie beſtehen, noch in Abſicht auf ihre Voll- kommenheiten eben die jetzigen Leiber ſeyn werden, iſt aus dieſem eintzigen klar. Sie behaupten aus der Schrifft, daß die Un- vollkommenheiten unſerer jetzigen Coͤrper im Grabe bleiben und nicht mit aufferſte- hen werden, ja daß ſo gar diejenigen Glied- maſſen, welche manchen Menſchen in die- ſem Leben von der Natur verſagt worden, dorten nicht fehlen, ſondern vollkommen da ſeyn werden. Wer ſiehet allſo hieraus nicht, wen anders kein Geiſt der Verleum- dung blind gemacht, was die Theologen ſagen wollen, wenn ſie behaupten, daß wir mit eben derſelben Haut werden umgeben werden, welche hier Fleiſch und Knochen bekleidet hat? (*)
(*) Es giebt zu dieſen Jrrungen eine Redens- Arth der Theologen Anlaß, welche man nicht recht verſtehet. Die GOttes Gelehrten ſagen: Reſurget corpus idem numero quoad ſubſtan- tiam: Dieſes erklaͤren die Gegner ſo: Reſutget corpus idem numero quoad omnes partes,
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[125[121]/0157]
dens-Art nicht im angefuͤhrtem Verſtan-
de naͤhmen, ſo buͤrdet man ihnen insgeſamt
nach der heutigen Mode etwas auf, wor-
an doch die wenigſten wol gedacht haben.
Denn daß ſie nicht zugeben, daß jene Lei-
ber weder in Anſehung aller Theile, woraus
ſie beſtehen, noch in Abſicht auf ihre Voll-
kommenheiten eben die jetzigen Leiber ſeyn
werden, iſt aus dieſem eintzigen klar. Sie
behaupten aus der Schrifft, daß die Un-
vollkommenheiten unſerer jetzigen Coͤrper
im Grabe bleiben und nicht mit aufferſte-
hen werden, ja daß ſo gar diejenigen Glied-
maſſen, welche manchen Menſchen in die-
ſem Leben von der Natur verſagt worden,
dorten nicht fehlen, ſondern vollkommen
da ſeyn werden. Wer ſiehet allſo hieraus
nicht, wen anders kein Geiſt der Verleum-
dung blind gemacht, was die Theologen
ſagen wollen, wenn ſie behaupten, daß wir
mit eben derſelben Haut werden umgeben
werden, welche hier Fleiſch und Knochen
bekleidet hat? (*)
(*) Es giebt zu dieſen Jrrungen eine Redens-
Arth der Theologen Anlaß, welche man nicht
recht verſtehet. Die GOttes Gelehrten ſagen:
Reſurget corpus idem numero quoad ſubſtan-
tiam: Dieſes erklaͤren die Gegner ſo: Reſutget
corpus idem numero quoad omnes partes,
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 125[121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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