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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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wo es von sieben Fürsten der Perser und
Meder heisset, daß sie die nechsten bey dem
Könige gewesen und sein Angesicht ge-
sehen.
Hier wird nicht nur die Gegen-
wart dieser Herren um den König ange-
deutet, sondern auch dieses, daß sie bey dem-
selben in besondern Gnaden gestanden und
seiner Liebe und Umganges gewürdiget
worden und seiner Herrlichkeit genossen.
Und wenn Absolon 2. Sam. 14. v. 32.
bittet, das Angesicht des Königes zu se-
hen, so verlanget er nicht nur die Erlaub-
niß, vor den König zu kommen, sondern
besonders seine Gnade wieder zu erhalten
und an der Herrlichkeit des Hoffes wieder
Theil zu haben. Beiderley Bedeutung
findet auf gewisse Arth statt, wenn von
den Seligen gesagt wird, daß sie GOtt se-
hen sollen. Sie sollen GOtt sehen, wie
er ist, das heist, sie sollen GOtt und seine
Vollkommenheiten auf das deutlichste er-
kennen, so klar, als wir einen Cörper sehen,
wenn seine Strahlen unsere Augen berüh-
ren, 1. Joh. 3. v. 2. Die Armen werden
Matth. 5. v. 8. selig gepriesen, weil sie
GOtt sehen werden, d. i. weil sie nicht nur
näher mit GOtt sollen vereiniget werden,
sondern auch seine Gnade mit dem grösten

Troste
J 3





wo es von ſieben Fuͤrſten der Perſer und
Meder heiſſet, daß ſie die nechſten bey dem
Koͤnige geweſen und ſein Angeſicht ge-
ſehen.
Hier wird nicht nur die Gegen-
wart dieſer Herren um den Koͤnig ange-
deutet, ſondern auch dieſes, daß ſie bey dem-
ſelben in beſondern Gnaden geſtanden und
ſeiner Liebe und Umganges gewuͤrdiget
worden und ſeiner Herrlichkeit genoſſen.
Und wenn Abſolon 2. Sam. 14. v. 32.
bittet, das Angeſicht des Koͤniges zu ſe-
hen, ſo verlanget er nicht nur die Erlaub-
niß, vor den Koͤnig zu kommen, ſondern
beſonders ſeine Gnade wieder zu erhalten
und an der Herrlichkeit des Hoffes wieder
Theil zu haben. Beiderley Bedeutung
findet auf gewiſſe Arth ſtatt, wenn von
den Seligen geſagt wird, daß ſie GOtt ſe-
hen ſollen. Sie ſollen GOtt ſehen, wie
er iſt, das heiſt, ſie ſollen GOtt und ſeine
Vollkommenheiten auf das deutlichſte er-
kennen, ſo klar, als wir einen Coͤrper ſehen,
wenn ſeine Strahlen unſere Augen beruͤh-
ren, 1. Joh. 3. v. 2. Die Armen werden
Matth. 5. v. 8. ſelig geprieſen, weil ſie
GOtt ſehen werden, d. i. weil ſie nicht nur
naͤher mit GOtt ſollen vereiniget werden,
ſondern auch ſeine Gnade mit dem groͤſten

Troſte
J 3
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[133[129]/0165] wo es von ſieben Fuͤrſten der Perſer und Meder heiſſet, daß ſie die nechſten bey dem Koͤnige geweſen und ſein Angeſicht ge- ſehen. Hier wird nicht nur die Gegen- wart dieſer Herren um den Koͤnig ange- deutet, ſondern auch dieſes, daß ſie bey dem- ſelben in beſondern Gnaden geſtanden und ſeiner Liebe und Umganges gewuͤrdiget worden und ſeiner Herrlichkeit genoſſen. Und wenn Abſolon 2. Sam. 14. v. 32. bittet, das Angeſicht des Koͤniges zu ſe- hen, ſo verlanget er nicht nur die Erlaub- niß, vor den Koͤnig zu kommen, ſondern beſonders ſeine Gnade wieder zu erhalten und an der Herrlichkeit des Hoffes wieder Theil zu haben. Beiderley Bedeutung findet auf gewiſſe Arth ſtatt, wenn von den Seligen geſagt wird, daß ſie GOtt ſe- hen ſollen. Sie ſollen GOtt ſehen, wie er iſt, das heiſt, ſie ſollen GOtt und ſeine Vollkommenheiten auf das deutlichſte er- kennen, ſo klar, als wir einen Coͤrper ſehen, wenn ſeine Strahlen unſere Augen beruͤh- ren, 1. Joh. 3. v. 2. Die Armen werden Matth. 5. v. 8. ſelig geprieſen, weil ſie GOtt ſehen werden, d. i. weil ſie nicht nur naͤher mit GOtt ſollen vereiniget werden, ſondern auch ſeine Gnade mit dem groͤſten Troſte J 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 133[129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/165>, abgerufen am 24.11.2024.