endl. Ewigkeit keine lange und verdrießliche Zeit empfinden? Jch würde die schönen Gegenden und angenehmen Veränderun- gen des Himmels ein weneg lebhaffter ab- schildern, wenn mir die göttliche Offen- bahrung die Worte dazu liehe, weil selbi- ge aber besondere Umstände davon ent- decket, so werde keine bessere Beschreibung davon geben können, als wenn ich sage: daß die Anmuthigkeit der himmlischen Ge- genden und Abwechselungen unaussprech- lich sey.
§. 16.
Endlich muß ich auch mit wenigen aufDer seli- gen Ver- richtun- gen. die Verrichtungen der Seligen kommen. Man macht sich hierbey viele unrichtige Begriffe, welche bey manchem verursa- chen, daß er von der Freude jenes Lebens keine lebendige Uberzeugung erhalten kann. Viele, besonders unter den gemeinen Leu- ten, stellen sich den Himmel als einen gros- sen Saal vor, wo einer dem andern in alle Ewigkeit unbeweglich im Schoosse sitzet, und was andere dergleichen unge- gründete Einbildungen sind. Die Heil. Schrifft giebt uns darzu keine Gelegen- heit, sondern lässet uns ein gantz an- ders muthmassen. Eine von den vor-
nehm-
J 4
endl. Ewigkeit keine lange und verdrießliche Zeit empfinden? Jch wuͤrde die ſchoͤnen Gegenden und angenehmen Veraͤnderun- gen des Himmels ein weneg lebhaffter ab- ſchildern, wenn mir die goͤttliche Offen- bahrung die Worte dazu liehe, weil ſelbi- ge aber beſondere Umſtaͤnde davon ent- decket, ſo werde keine beſſere Beſchreibung davon geben koͤnnen, als wenn ich ſage: daß die Anmuthigkeit der himmliſchen Ge- genden und Abwechſelungen unausſprech- lich ſey.
§. 16.
Endlich muß ich auch mit wenigen aufDer ſeli- gen Ver- richtun- gen. die Verrichtungen der Seligen kommen. Man macht ſich hierbey viele unrichtige Begriffe, welche bey manchem verurſa- chen, daß er von der Freude jenes Lebens keine lebendige Uberzeugung erhalten kann. Viele, beſonders unter den gemeinen Leu- ten, ſtellen ſich den Himmel als einen groſ- ſen Saal vor, wo einer dem andern in alle Ewigkeit unbeweglich im Schooſſe ſitzet, und was andere dergleichen unge- gruͤndete Einbildungen ſind. Die Heil. Schrifft giebt uns darzu keine Gelegen- heit, ſondern laͤſſet uns ein gantz an- ders muthmaſſen. Eine von den vor-
nehm-
J 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0167"n="135[131]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
endl. Ewigkeit keine lange und verdrießliche<lb/>
Zeit empfinden? Jch wuͤrde die ſchoͤnen<lb/>
Gegenden und angenehmen Veraͤnderun-<lb/>
gen des Himmels ein weneg lebhaffter ab-<lb/>ſchildern, wenn mir die goͤttliche Offen-<lb/>
bahrung die Worte dazu liehe, weil ſelbi-<lb/>
ge aber beſondere Umſtaͤnde davon ent-<lb/>
decket, ſo werde keine beſſere Beſchreibung<lb/>
davon geben koͤnnen, als wenn ich ſage:<lb/>
daß die Anmuthigkeit der himmliſchen Ge-<lb/>
genden und Abwechſelungen unausſprech-<lb/>
lich ſey.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 16.</head><lb/><p>Endlich muß ich auch mit wenigen auf<noteplace="right">Der ſeli-<lb/>
gen Ver-<lb/>
richtun-<lb/>
gen.</note><lb/>
die Verrichtungen der Seligen kommen.<lb/>
Man macht ſich hierbey viele unrichtige<lb/>
Begriffe, welche bey manchem verurſa-<lb/>
chen, daß er von der Freude jenes Lebens<lb/>
keine lebendige Uberzeugung erhalten kann.<lb/>
Viele, beſonders unter den gemeinen Leu-<lb/>
ten, ſtellen ſich den Himmel als einen groſ-<lb/>ſen Saal vor, wo einer dem andern in<lb/>
alle Ewigkeit unbeweglich im Schooſſe<lb/>ſitzet, und was andere dergleichen unge-<lb/>
gruͤndete Einbildungen ſind. Die Heil.<lb/>
Schrifft giebt uns darzu keine Gelegen-<lb/>
heit, ſondern laͤſſet uns ein gantz an-<lb/>
ders muthmaſſen. Eine von den vor-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nehm-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[135[131]/0167]
endl. Ewigkeit keine lange und verdrießliche
Zeit empfinden? Jch wuͤrde die ſchoͤnen
Gegenden und angenehmen Veraͤnderun-
gen des Himmels ein weneg lebhaffter ab-
ſchildern, wenn mir die goͤttliche Offen-
bahrung die Worte dazu liehe, weil ſelbi-
ge aber beſondere Umſtaͤnde davon ent-
decket, ſo werde keine beſſere Beſchreibung
davon geben koͤnnen, als wenn ich ſage:
daß die Anmuthigkeit der himmliſchen Ge-
genden und Abwechſelungen unausſprech-
lich ſey.
§. 16.
Endlich muß ich auch mit wenigen auf
die Verrichtungen der Seligen kommen.
Man macht ſich hierbey viele unrichtige
Begriffe, welche bey manchem verurſa-
chen, daß er von der Freude jenes Lebens
keine lebendige Uberzeugung erhalten kann.
Viele, beſonders unter den gemeinen Leu-
ten, ſtellen ſich den Himmel als einen groſ-
ſen Saal vor, wo einer dem andern in
alle Ewigkeit unbeweglich im Schooſſe
ſitzet, und was andere dergleichen unge-
gruͤndete Einbildungen ſind. Die Heil.
Schrifft giebt uns darzu keine Gelegen-
heit, ſondern laͤſſet uns ein gantz an-
ders muthmaſſen. Eine von den vor-
nehm-
Der ſeli-
gen Ver-
richtun-
gen.
J 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 135[131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/167>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.