Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





Vollkommenheiten denjenigen Zusam-
menhang der Dinge erwehlen, in wel-
chem die gröste (*) Anzahl kan erhalten
werden.

§. 3.

Vermöge dieses Satzes kan es sich
zutragen, daß ein Mensch in dem jetzigen
Zusammenhange der Dinge verlohren
gehet, der in einem andern sich zur Gott-
seeligkeit gelencket hätte.

§. 4.

Jndessen kan sich ein solcher über GOtt
nicht beschwehren, wenn er ihm nur hin-
längliche
Gelegenheit giebt seine See-
ligkeit zu suchen. Denn niemand kann
von dem weisesten Schöpfer verlangen,
daß er eines oder etlicher Menschen wegen
solte ausserordentliche Dinge thun, durch
deren Gelegenheit sie erhalten, aber eine
noch weit grössere Menge in das Verder-
ben gestürtzet würde.



§. 5.
(*) Wenn hier von der grösten Anzahl der
Seeligen geredet wird, so vergleicht man
sie nicht mit der Anzahl unseeliger Men-
schen, sondern mit der Menge der See-
ligen, die in einer jeden andern mögli-
chen Verfassung der Welt könnte erhal-
ten werden.





Vollkommenheiten denjenigen Zuſam-
menhang der Dinge erwehlen, in wel-
chem die groͤſte (*) Anzahl kan erhalten
werden.

§. 3.

Vermoͤge dieſes Satzes kan es ſich
zutragen, daß ein Menſch in dem jetzigen
Zuſammenhange der Dinge verlohren
gehet, der in einem andern ſich zur Gott-
ſeeligkeit gelencket haͤtte.

§. 4.

Jndeſſen kan ſich ein ſolcher uͤber GOtt
nicht beſchwehren, wenn er ihm nur hin-
laͤngliche
Gelegenheit giebt ſeine See-
ligkeit zu ſuchen. Denn niemand kann
von dem weiſeſten Schoͤpfer verlangen,
daß er eines oder etlicher Menſchen wegen
ſolte auſſerordentliche Dinge thun, durch
deren Gelegenheit ſie erhalten, aber eine
noch weit groͤſſere Menge in das Verder-
ben geſtuͤrtzet wuͤrde.



§. 5.
(*) Wenn hier von der groͤſten Anzahl der
Seeligen geredet wird, ſo vergleicht man
ſie nicht mit der Anzahl unſeeliger Men-
ſchen, ſondern mit der Menge der See-
ligen, die in einer jeden andern moͤgli-
chen Verfaſſung der Welt koͤnnte erhal-
ten werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0017" n="13"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Vollkommenheiten denjenigen Zu&#x017F;am-<lb/>
menhang der Dinge erwehlen, in wel-<lb/>
chem die gro&#x0364;&#x017F;te <note place="foot" n="(*)">Wenn hier von der gro&#x0364;&#x017F;ten Anzahl der<lb/>
Seeligen geredet wird, &#x017F;o vergleicht man<lb/>
&#x017F;ie nicht mit der Anzahl un&#x017F;eeliger Men-<lb/>
&#x017F;chen, &#x017F;ondern mit der Menge der See-<lb/>
ligen, die in einer jeden andern mo&#x0364;gli-<lb/>
chen Verfa&#x017F;&#x017F;ung der Welt ko&#x0364;nnte erhal-<lb/>
ten werden.</note> Anzahl kan erhalten<lb/>
werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Vermo&#x0364;ge die&#x017F;es Satzes kan es &#x017F;ich<lb/>
zutragen, daß ein Men&#x017F;ch in dem jetzigen<lb/>
Zu&#x017F;ammenhange der Dinge verlohren<lb/>
gehet, der in einem andern &#x017F;ich zur Gott-<lb/>
&#x017F;eeligkeit gelencket ha&#x0364;tte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head><lb/>
            <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en kan &#x017F;ich ein &#x017F;olcher u&#x0364;ber GOtt<lb/>
nicht be&#x017F;chwehren, wenn er ihm nur <hi rendition="#fr">hin-<lb/>
la&#x0364;ngliche</hi> Gelegenheit giebt &#x017F;eine See-<lb/>
ligkeit zu &#x017F;uchen. Denn niemand kann<lb/>
von dem wei&#x017F;e&#x017F;ten Scho&#x0364;pfer verlangen,<lb/>
daß er eines oder etlicher Men&#x017F;chen wegen<lb/>
&#x017F;olte au&#x017F;&#x017F;erordentliche Dinge thun, durch<lb/>
deren Gelegenheit &#x017F;ie erhalten, aber eine<lb/>
noch weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Menge in das Verder-<lb/>
ben ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet wu&#x0364;rde.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 5.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0017] Vollkommenheiten denjenigen Zuſam- menhang der Dinge erwehlen, in wel- chem die groͤſte (*) Anzahl kan erhalten werden. §. 3. Vermoͤge dieſes Satzes kan es ſich zutragen, daß ein Menſch in dem jetzigen Zuſammenhange der Dinge verlohren gehet, der in einem andern ſich zur Gott- ſeeligkeit gelencket haͤtte. §. 4. Jndeſſen kan ſich ein ſolcher uͤber GOtt nicht beſchwehren, wenn er ihm nur hin- laͤngliche Gelegenheit giebt ſeine See- ligkeit zu ſuchen. Denn niemand kann von dem weiſeſten Schoͤpfer verlangen, daß er eines oder etlicher Menſchen wegen ſolte auſſerordentliche Dinge thun, durch deren Gelegenheit ſie erhalten, aber eine noch weit groͤſſere Menge in das Verder- ben geſtuͤrtzet wuͤrde. §. 5. (*) Wenn hier von der groͤſten Anzahl der Seeligen geredet wird, ſo vergleicht man ſie nicht mit der Anzahl unſeeliger Men- ſchen, ſondern mit der Menge der See- ligen, die in einer jeden andern moͤgli- chen Verfaſſung der Welt koͤnnte erhal- ten werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/17
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/17>, abgerufen am 21.11.2024.