Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.ehren nennen, nemlich durch allerhand äusserliche Merckmahle sehen lassen, daß man für jemand eine innere Hochach- tung habe und seine Vollkommenheiten zu schätzen wisse. Endlich wird durch dieses Wort auch angezeiget, was wir rühmen und loben nennen, da man sich bemühet nicht nur eines Vollkommen- heiten bekant zu machen, sondern auch andere dahin zu bewegen, daß sie gleiche Hochachtung für selbige haben. Wer also alles thut, was durch dieses Wort angedeutet wird, der hat eine liebreiche Hochachtung gegen den andern, und läs- set selbige auf alle Weise blicken, damit so wol andere diese Hochachtung erken- nen, als auch zu einer gleichen Vereh- rung bewogen werden. Wir wollen noch näher an dem Exempel eines Kin- des zeigen, wie man jemand ehren und bey andern verherrlichen könne. Ein Kind ehret seine Eltern erstlich, wenn es seine innere Hochachtung durch liebreiche Worte und demüthige Geberden an den Tag leget. Zweytens ehret ein Kind seine Eltern in einem noch höhern Grad, wenn es sich aus Liebe gegen sie [i]n allen Dingen nach ihrem Willen [r]ichtet, und durch einen unterthänigen Gehorsam sich ihnen sucht gefällig zu nachen. Den höchsten Grad der Ehre zei-
ehren nennen, nemlich durch allerhand aͤuſſerliche Merckmahle ſehen laſſen, daß man fuͤr jemand eine innere Hochach- tung habe und ſeine Vollkommenheiten zu ſchaͤtzen wiſſe. Endlich wird durch dieſes Wort auch angezeiget, was wir ruͤhmen und loben nennen, da man ſich bemuͤhet nicht nur eines Vollkommen- heiten bekant zu machen, ſondern auch andere dahin zu bewegen, daß ſie gleiche Hochachtung fuͤr ſelbige haben. Wer alſo alles thut, was durch dieſes Wort angedeutet wird, der hat eine liebreiche Hochachtung gegen den andern, und laͤſ- ſet ſelbige auf alle Weiſe blicken, damit ſo wol andere dieſe Hochachtung erken- nen, als auch zu einer gleichen Vereh- rung bewogen werden. Wir wollen noch naͤher an dem Exempel eines Kin- des zeigen, wie man jemand ehren und bey andern verherrlichen koͤnne. Ein Kind ehret ſeine Eltern erſtlich, wenn es ſeine innere Hochachtung durch liebreiche Worte und demuͤthige Geberden an den Tag leget. Zweytens ehret ein Kind ſeine Eltern in einem noch hoͤhern Grad, wenn es ſich aus Liebe gegen ſie [i]n allen Dingen nach ihrem Willen [r]ichtet, und durch einen unterthaͤnigen Gehorſam ſich ihnen ſucht gefaͤllig zu nachen. Den hoͤchſten Grad der Ehre zei-
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ehren nennen, nemlich durch allerhand
aͤuſſerliche Merckmahle ſehen laſſen, daß
man fuͤr jemand eine innere Hochach-
tung habe und ſeine Vollkommenheiten
zu ſchaͤtzen wiſſe. Endlich wird durch
dieſes Wort auch angezeiget, was wir
ruͤhmen und loben nennen, da man ſich
bemuͤhet nicht nur eines Vollkommen-
heiten bekant zu machen, ſondern auch
andere dahin zu bewegen, daß ſie gleiche
Hochachtung fuͤr ſelbige haben. Wer
alſo alles thut, was durch dieſes Wort
angedeutet wird, der hat eine liebreiche
Hochachtung gegen den andern, und laͤſ-
ſet ſelbige auf alle Weiſe blicken, damit
ſo wol andere dieſe Hochachtung erken-
nen, als auch zu einer gleichen Vereh-
rung bewogen werden. Wir wollen
noch naͤher an dem Exempel eines Kin-
des zeigen, wie man jemand ehren und
bey andern verherrlichen koͤnne. Ein
Kind ehret ſeine Eltern erſtlich, wenn es
ſeine innere Hochachtung durch liebreiche
Worte und demuͤthige Geberden an
den Tag leget. Zweytens ehret ein
Kind ſeine Eltern in einem noch hoͤhern
Grad, wenn es ſich aus Liebe gegen ſie
in allen Dingen nach ihrem Willen
richtet, und durch einen unterthaͤnigen
Gehorſam ſich ihnen ſucht gefaͤllig zu
nachen. Den hoͤchſten Grad der Ehre
zei-
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