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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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und selbigen, daß ein GOtt sey, überreden kön-
nen, findet man wenig genug. Jch will also de-
nen, welche nicht im Stande sind, einen tieffsin-
nigen Beweiß von dem Seyn eines GOttes zu
zergliedern und einzusehen, kürtzlich zeigen, wie
sie sich von dieser edelsten Wahrheit überreden
können.
Stelle dir derowegen vor, mein Mensch, du
kämest an die See, und hättest noch niemahls ein
Schiff gesehen, du würdest gewahr, daß von fer-
ne ein grosses Ding geschwommen käme, auf wel-
chen du keinen eintzigen Menschen erblicktest.
Jndem nun dieses grosse Ding je mehr und mehr
heran nahete, so erkennetest du die grossen und
kleinen Seegel, welche aus grossen Stücken Lei-
newand zusammen gesetzt, du bemercktest die vie-
len Stricke und Thaue, die hohen und niedrigen
Masten mit ihren schönen Flaggen. Du betrach-
tetest ferner den Bau, und sähest daß dieses grosse
Bebäude aus dem stärcksten Holtze zusammen
gefüget, mit starcken Nägeln und Klammern ver-
wahret, und mit Theer und Pech überzogen wä-
re. Du mercktest, daß an diesem Gebäude auch
ein kleines Ruder wäre, welches sich bald so bald
anders bewegte und verursachte, daß sich das
Schiff bald hieher bald dorthin drehete, und
zwischen gefährlichen Klippen unversehrt durch-
seegelte. Du würdest ferner nach einer kurtzen
Zeit gewahr, daß sich an diesem Gebäude ein klei-
nes Thürchen aufthäte, aus welchem Feuer und
Rauch mit dem stärcksten Geprassel heraus füh-
re, und nach diesem Knalle thäte sich das Thür-
chen wieder zu. Wie würdest du wol urtheilen,
was vor einen Schluß würde wol deine Uberle-
gungs-Krafft hervor bringen. Würdest du auch
wol gedencken, alles dieses Holtz, diese Breter,
Bäume, Stricke, Flaggen, Ruder und Seegel sind
so zusammen kommen, ohne daß ein vernünffti-
ges





und ſelbigen, daß ein GOtt ſey, uͤberreden koͤn-
nen, findet man wenig genug. Jch will alſo de-
nen, welche nicht im Stande ſind, einen tieffſin-
nigen Beweiß von dem Seyn eines GOttes zu
zergliedern und einzuſehen, kuͤrtzlich zeigen, wie
ſie ſich von dieſer edelſten Wahrheit uͤberreden
koͤnnen.
Stelle dir derowegen vor, mein Menſch, du
kaͤmeſt an die See, und haͤtteſt noch niemahls ein
Schiff geſehen, du wuͤrdeſt gewahr, daß von fer-
ne ein groſſes Ding geſchwommen kaͤme, auf wel-
chen du keinen eintzigen Menſchen erblickteſt.
Jndem nun dieſes groſſe Ding je mehr und mehr
heran nahete, ſo erkenneteſt du die groſſen und
kleinen Seegel, welche aus groſſen Stuͤcken Lei-
newand zuſammen geſetzt, du bemerckteſt die vie-
len Stricke und Thaue, die hohen und niedrigen
Maſten mit ihren ſchoͤnen Flaggen. Du betrach-
teteſt ferner den Bau, und ſaͤheſt daß dieſes groſſe
Bebaͤude aus dem ſtaͤrckſten Holtze zuſammen
gefuͤget, mit ſtarcken Naͤgeln und Klammern ver-
wahret, und mit Theer und Pech uͤberzogen waͤ-
re. Du merckteſt, daß an dieſem Gebaͤude auch
ein kleines Ruder waͤre, welches ſich bald ſo bald
anders bewegte und verurſachte, daß ſich das
Schiff bald hieher bald dorthin drehete, und
zwiſchen gefaͤhrlichen Klippen unverſehrt durch-
ſeegelte. Du wuͤrdeſt ferner nach einer kurtzen
Zeit gewahr, daß ſich an dieſem Gebaͤude ein klei-
nes Thuͤrchen aufthaͤte, aus welchem Feuer und
Rauch mit dem ſtaͤrckſten Gepraſſel heraus fuͤh-
re, und nach dieſem Knalle thaͤte ſich das Thuͤr-
chen wieder zu. Wie wuͤrdeſt du wol urtheilen,
was vor einen Schluß wuͤrde wol deine Uberle-
gungs-Krafft hervor bringen. Wuͤrdeſt du auch
wol gedencken, alles dieſes Holtz, dieſe Breter,
Baͤume, Stricke, Flaggen, Ruder und Seegel ſind
ſo zuſammen kommen, ohne daß ein vernuͤnffti-
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[11/0047] (*) (*) und ſelbigen, daß ein GOtt ſey, uͤberreden koͤn- nen, findet man wenig genug. Jch will alſo de- nen, welche nicht im Stande ſind, einen tieffſin- nigen Beweiß von dem Seyn eines GOttes zu zergliedern und einzuſehen, kuͤrtzlich zeigen, wie ſie ſich von dieſer edelſten Wahrheit uͤberreden koͤnnen. Stelle dir derowegen vor, mein Menſch, du kaͤmeſt an die See, und haͤtteſt noch niemahls ein Schiff geſehen, du wuͤrdeſt gewahr, daß von fer- ne ein groſſes Ding geſchwommen kaͤme, auf wel- chen du keinen eintzigen Menſchen erblickteſt. Jndem nun dieſes groſſe Ding je mehr und mehr heran nahete, ſo erkenneteſt du die groſſen und kleinen Seegel, welche aus groſſen Stuͤcken Lei- newand zuſammen geſetzt, du bemerckteſt die vie- len Stricke und Thaue, die hohen und niedrigen Maſten mit ihren ſchoͤnen Flaggen. Du betrach- teteſt ferner den Bau, und ſaͤheſt daß dieſes groſſe Bebaͤude aus dem ſtaͤrckſten Holtze zuſammen gefuͤget, mit ſtarcken Naͤgeln und Klammern ver- wahret, und mit Theer und Pech uͤberzogen waͤ- re. Du merckteſt, daß an dieſem Gebaͤude auch ein kleines Ruder waͤre, welches ſich bald ſo bald anders bewegte und verurſachte, daß ſich das Schiff bald hieher bald dorthin drehete, und zwiſchen gefaͤhrlichen Klippen unverſehrt durch- ſeegelte. Du wuͤrdeſt ferner nach einer kurtzen Zeit gewahr, daß ſich an dieſem Gebaͤude ein klei- nes Thuͤrchen aufthaͤte, aus welchem Feuer und Rauch mit dem ſtaͤrckſten Gepraſſel heraus fuͤh- re, und nach dieſem Knalle thaͤte ſich das Thuͤr- chen wieder zu. Wie wuͤrdeſt du wol urtheilen, was vor einen Schluß wuͤrde wol deine Uberle- gungs-Krafft hervor bringen. Wuͤrdeſt du auch wol gedencken, alles dieſes Holtz, dieſe Breter, Baͤume, Stricke, Flaggen, Ruder und Seegel ſind ſo zuſammen kommen, ohne daß ein vernuͤnffti- ges

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/47>, abgerufen am 23.11.2024.