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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Besondere Aufmercksamkeit verdienet das
drey und funftzigste Capitel. Clericus
meinet zwar, es könne dieses Capitel auch
einiger Massen, wiewohl nicht genau nach
allen Worten und Umständen, von dem
Jüdischen Volck in und nach der Baby-
lonischen Gefängniß erkläret werden. Wenn
man aber alles in genaueren Verstande
nehmen wolle, so schicke es sich auf nieman-
den, als auf den Meßias. Allein uns deucht,
daß derjenige, von welchem hier die Rede
ist, von dem Jüdischen Volcke gar zu ge-
nau und deutlich unterschieden werde, und
also der Knecht des HErrn, so hier beschrie-
ben wird, eine eintzelne Person sey. Be-
sonders wird er Vers 8. am Ende mit aus-
drücklichen Worten von dem Volcke GOt-
tes unterschieden. Wie denn auch Cle-
ricus
selber die mehresten Umstände von
den Meßias gantz allein zu erklären durch
die Deutlichkeit der Worte sich genöthiget
siehet. Wir aber wollen diese Person nicht
Meßias nennen, weil wir uns vorgenom-
men, anjetzt bloß mit dem Jesaias zu reden.
Wir nennen ihn denjenigen, durch welchen
nach der Weissagung des Propheten die
Erkenntniß GOttes unter die Heiden kom-

men



Beſondere Aufmerckſamkeit verdienet das
drey und funftzigſte Capitel. Clericus
meinet zwar, es koͤnne dieſes Capitel auch
einiger Maſſen, wiewohl nicht genau nach
allen Worten und Umſtaͤnden, von dem
Juͤdiſchen Volck in und nach der Baby-
loniſchen Gefaͤngniß erklaͤret werden. Wenn
man aber alles in genaueren Verſtande
nehmen wolle, ſo ſchicke es ſich auf nieman-
den, als auf den Meßias. Allein uns deucht,
daß derjenige, von welchem hier die Rede
iſt, von dem Juͤdiſchen Volcke gar zu ge-
nau und deutlich unterſchieden werde, und
alſo der Knecht des HErrn, ſo hier beſchrie-
ben wird, eine eintzelne Perſon ſey. Be-
ſonders wird er Vers 8. am Ende mit aus-
druͤcklichen Worten von dem Volcke GOt-
tes unterſchieden. Wie denn auch Cle-
ricus
ſelber die mehreſten Umſtaͤnde von
den Meßias gantz allein zu erklaͤren durch
die Deutlichkeit der Worte ſich genoͤthiget
ſiehet. Wir aber wollen dieſe Perſon nicht
Meßias nennen, weil wir uns vorgenom-
men, anjetzt bloß mit dem Jeſaias zu reden.
Wir nennen ihn denjenigen, durch welchen
nach der Weiſſagung des Propheten die
Erkenntniß GOttes unter die Heiden kom-

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[111/0129] Beſondere Aufmerckſamkeit verdienet das drey und funftzigſte Capitel. Clericus meinet zwar, es koͤnne dieſes Capitel auch einiger Maſſen, wiewohl nicht genau nach allen Worten und Umſtaͤnden, von dem Juͤdiſchen Volck in und nach der Baby- loniſchen Gefaͤngniß erklaͤret werden. Wenn man aber alles in genaueren Verſtande nehmen wolle, ſo ſchicke es ſich auf nieman- den, als auf den Meßias. Allein uns deucht, daß derjenige, von welchem hier die Rede iſt, von dem Juͤdiſchen Volcke gar zu ge- nau und deutlich unterſchieden werde, und alſo der Knecht des HErrn, ſo hier beſchrie- ben wird, eine eintzelne Perſon ſey. Be- ſonders wird er Vers 8. am Ende mit aus- druͤcklichen Worten von dem Volcke GOt- tes unterſchieden. Wie denn auch Cle- ricus ſelber die mehreſten Umſtaͤnde von den Meßias gantz allein zu erklaͤren durch die Deutlichkeit der Worte ſich genoͤthiget ſiehet. Wir aber wollen dieſe Perſon nicht Meßias nennen, weil wir uns vorgenom- men, anjetzt bloß mit dem Jeſaias zu reden. Wir nennen ihn denjenigen, durch welchen nach der Weiſſagung des Propheten die Erkenntniß GOttes unter die Heiden kom- men

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/129>, abgerufen am 21.11.2024.