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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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nes sind. Dieser einige GOtt nun, in so
ferne ihn die Schrift einen Sohn nennet,
hat sich auf eine persönliche Art mit einer
menschlichen Natur vereiniget. Und die-
se Person, so GOtt und Mensch zugleich
ist, ist der eingebohrne Sohn, von welchem
hier die Rede ist. Es ist JEsus selber, der
hier redet. Dieser ist gesandt vom Va-
ter, auf daß alle, die an ihn gläuben, nicht
verlohren werden, sondern das ewige
Leben haben.
Diese letztern Worte se-
tzen feste, daß die Menschen ohne JEsum
wären verlohren gewesen, durch ihn aber
wieder einen offenen Weg zu einem ewi-
gen und seligen Leben haben. Wir wol-
len den wahren Zusammenhang dieser
Wahrheiten aus andern Orten der Schrift
zusammen suchen. Der seligste GOtt hat-
te den Menschen nach seinem Bilde zu ei-
ner vollkommenen Seligkeit erschaffen. Jn
diesem glücklichen Zustande zu bleiben, war
ein ehrerbietiger Gehorsam gegen den ober-
sten Beherrscher und eine beständige Rich-
tung aller Kräfte auf das Gute vonnöthen.
Der Mensch ließ sich aber von den Gei-
stern der Finsterniß verführen, und wich
von dem Gehorsam gegen seinen Schöpf-

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nes ſind. Dieſer einige GOtt nun, in ſo
ferne ihn die Schrift einen Sohn nennet,
hat ſich auf eine perſoͤnliche Art mit einer
menſchlichen Natur vereiniget. Und die-
ſe Perſon, ſo GOtt und Menſch zugleich
iſt, iſt der eingebohrne Sohn, von welchem
hier die Rede iſt. Es iſt JEſus ſelber, der
hier redet. Dieſer iſt geſandt vom Va-
ter, auf daß alle, die an ihn glaͤuben, nicht
verlohren werden, ſondern das ewige
Leben haben.
Dieſe letztern Worte ſe-
tzen feſte, daß die Menſchen ohne JEſum
waͤren verlohren geweſen, durch ihn aber
wieder einen offenen Weg zu einem ewi-
gen und ſeligen Leben haben. Wir wol-
len den wahren Zuſammenhang dieſer
Wahrheiten aus andern Orten der Schrift
zuſammen ſuchen. Der ſeligſte GOtt hat-
te den Menſchen nach ſeinem Bilde zu ei-
ner vollkommenen Seligkeit erſchaffen. Jn
dieſem gluͤcklichen Zuſtande zu bleiben, war
ein ehrerbietiger Gehorſam gegen den ober-
ſten Beherrſcher und eine beſtaͤndige Rich-
tung aller Kraͤfte auf das Gute vonnoͤthen.
Der Menſch ließ ſich aber von den Gei-
ſtern der Finſterniß verfuͤhren, und wich
von dem Gehorſam gegen ſeinen Schoͤpf-

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[343/0361] nes ſind. Dieſer einige GOtt nun, in ſo ferne ihn die Schrift einen Sohn nennet, hat ſich auf eine perſoͤnliche Art mit einer menſchlichen Natur vereiniget. Und die- ſe Perſon, ſo GOtt und Menſch zugleich iſt, iſt der eingebohrne Sohn, von welchem hier die Rede iſt. Es iſt JEſus ſelber, der hier redet. Dieſer iſt geſandt vom Va- ter, auf daß alle, die an ihn glaͤuben, nicht verlohren werden, ſondern das ewige Leben haben. Dieſe letztern Worte ſe- tzen feſte, daß die Menſchen ohne JEſum waͤren verlohren geweſen, durch ihn aber wieder einen offenen Weg zu einem ewi- gen und ſeligen Leben haben. Wir wol- len den wahren Zuſammenhang dieſer Wahrheiten aus andern Orten der Schrift zuſammen ſuchen. Der ſeligſte GOtt hat- te den Menſchen nach ſeinem Bilde zu ei- ner vollkommenen Seligkeit erſchaffen. Jn dieſem gluͤcklichen Zuſtande zu bleiben, war ein ehrerbietiger Gehorſam gegen den ober- ſten Beherrſcher und eine beſtaͤndige Rich- tung aller Kraͤfte auf das Gute vonnoͤthen. Der Menſch ließ ſich aber von den Gei- ſtern der Finſterniß verfuͤhren, und wich von dem Gehorſam gegen ſeinen Schoͤpf- fer Y 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/361>, abgerufen am 02.06.2024.