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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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dem es in dieser Sprache gantz gewöhnlich,
daß man mit dem Futuro das Perfectum,
und besonders das Imperfectum ausdrücke,
da die Hebräer kein eigenes Imperfectum
haben. Man lese indessen Jes. Cap. 41.
v. 2. 3. B. der Richt. Cap. 5. v. 8.
Von den Worten gehen wir fort zu der
Sache, so darinnen liegt. Der Prophet will
dem Könige Ahas Muth machen, und ihn
zu dem Vertrauen gegen den lebendigen
GOtt bewegen. Derowegen hält er ihm
vor, daß das Volck zu Damascus schon lan-
ge Krieg geführet, und doch noch nichts ge-
wonnen. Jhr König sey bis auf diesen Tag
nichts, als ein König von Damascus. Es
habe dieses Volck so gar gantzer fünf und
sechtzig Jahr wider das Königreich Jsrael
gestritten; sey auch so glücklich gewesen, daß
es Ephraim und so gar die Haupt-Stadt Sa-
maria in die äusserste Noth gebracht. Den-
noch aber habe der HErr Samaria erhal-
ten, und es habe selbiges bis auf diese Stun-
de seinen eigenen König. Noch vielweni-
ger würden sie wider den Willen des HErrn
Jerusalem und das Königreich Juda einbe-
kommen, da Pekah und Rezin nur als rau-
chende Brände anzusehen, welche leicht zu
dämpfen wären. Der vernünftige Leser ur-
theile, wie genau dieses alles mit der Absicht
des Propheten übereinstimme, und wie ge-
nau nach dieser Erklärung alles zusammen
hange. Wegen der Zeit-Rechnung findet
sich nach dieser Erklärung auch nicht die ge-
ringste Schwürigkeit. Es wird dieses ei-
nem jeden in die Augen leuchten, wenn ich
beweise, daß die Syrer einen fünf und sech-
tzig-jährigen Krieg mit Ephraim geführet.
Der-


dem es in dieſer Sprache gantz gewoͤhnlich,
daß man mit dem Futuro das Perfectum,
und beſonders das Imperfectum ausdruͤcke,
da die Hebraͤer kein eigenes Imperfectum
haben. Man leſe indeſſen Jeſ. Cap. 41.
v. 2. 3. B. der Richt. Cap. 5. v. 8.
Von den Worten gehen wir fort zu der
Sache, ſo darinnen liegt. Der Prophet will
dem Koͤnige Ahas Muth machen, und ihn
zu dem Vertrauen gegen den lebendigen
GOtt bewegen. Derowegen haͤlt er ihm
vor, daß das Volck zu Damaſcus ſchon lan-
ge Krieg gefuͤhret, und doch noch nichts ge-
wonnen. Jhr Koͤnig ſey bis auf dieſen Tag
nichts, als ein Koͤnig von Damaſcus. Es
habe dieſes Volck ſo gar gantzer fuͤnf und
ſechtzig Jahr wider das Koͤnigreich Jſrael
geſtritten; ſey auch ſo gluͤcklich geweſen, daß
es Ephraim und ſo gar die Haupt-Stadt Sa-
maria in die aͤuſſerſte Noth gebracht. Den-
noch aber habe der HErr Samaria erhal-
ten, und es habe ſelbiges bis auf dieſe Stun-
de ſeinen eigenen Koͤnig. Noch vielweni-
ger wuͤrden ſie wider den Willen des HErrn
Jeruſalem und das Koͤnigreich Juda einbe-
kommen, da Pekah und Rezin nur als rau-
chende Braͤnde anzuſehen, welche leicht zu
daͤmpfen waͤren. Der vernuͤnftige Leſer ur-
theile, wie genau dieſes alles mit der Abſicht
des Propheten uͤbereinſtimme, und wie ge-
nau nach dieſer Erklaͤrung alles zuſammen
hange. Wegen der Zeit-Rechnung findet
ſich nach dieſer Erklaͤrung auch nicht die ge-
ringſte Schwuͤrigkeit. Es wird dieſes ei-
nem jeden in die Augen leuchten, wenn ich
beweiſe, daß die Syrer einen fuͤnf und ſech-
tzig-jaͤhrigen Krieg mit Ephraim gefuͤhret.
Der-
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[77/0095] (*) (*) dem es in dieſer Sprache gantz gewoͤhnlich, daß man mit dem Futuro das Perfectum, und beſonders das Imperfectum ausdruͤcke, da die Hebraͤer kein eigenes Imperfectum haben. Man leſe indeſſen Jeſ. Cap. 41. v. 2. 3. B. der Richt. Cap. 5. v. 8. Von den Worten gehen wir fort zu der Sache, ſo darinnen liegt. Der Prophet will dem Koͤnige Ahas Muth machen, und ihn zu dem Vertrauen gegen den lebendigen GOtt bewegen. Derowegen haͤlt er ihm vor, daß das Volck zu Damaſcus ſchon lan- ge Krieg gefuͤhret, und doch noch nichts ge- wonnen. Jhr Koͤnig ſey bis auf dieſen Tag nichts, als ein Koͤnig von Damaſcus. Es habe dieſes Volck ſo gar gantzer fuͤnf und ſechtzig Jahr wider das Koͤnigreich Jſrael geſtritten; ſey auch ſo gluͤcklich geweſen, daß es Ephraim und ſo gar die Haupt-Stadt Sa- maria in die aͤuſſerſte Noth gebracht. Den- noch aber habe der HErr Samaria erhal- ten, und es habe ſelbiges bis auf dieſe Stun- de ſeinen eigenen Koͤnig. Noch vielweni- ger wuͤrden ſie wider den Willen des HErrn Jeruſalem und das Koͤnigreich Juda einbe- kommen, da Pekah und Rezin nur als rau- chende Braͤnde anzuſehen, welche leicht zu daͤmpfen waͤren. Der vernuͤnftige Leſer ur- theile, wie genau dieſes alles mit der Abſicht des Propheten uͤbereinſtimme, und wie ge- nau nach dieſer Erklaͤrung alles zuſammen hange. Wegen der Zeit-Rechnung findet ſich nach dieſer Erklaͤrung auch nicht die ge- ringſte Schwuͤrigkeit. Es wird dieſes ei- nem jeden in die Augen leuchten, wenn ich beweiſe, daß die Syrer einen fuͤnf und ſech- tzig-jaͤhrigen Krieg mit Ephraim gefuͤhret. Der-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/95>, abgerufen am 09.11.2024.