Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Ferner, was setzet uns in solche Ver-
wunderung bey dem erlittenen Tode des
Erlösers? Glaubet man nicht, es wäre
das gewisseste Zeichen des Messias gewesen,
wenn er sich durch seine Macht von demsel-
ben errettet hätte? Und was ist es, daß
man sich überredet, der Heiland habe sich
allem Volke wieder lebendig zeigen müssen?
Meynet man nicht im Gegentheile eine Ent-
schuldigung derer zu finden, die seine Auf-
erstehung geleugnet haben? Lasset uns also
2) bemerken, daß beydes die Wahrheit
und das Leben Jesu durch nichts weni-
ger, als dadurch wäre bestätiget; hin-
gegen der Unglaube nur befördert
worden.

Der Beweis dieser Sätze wird uns zu
den weisen Absichten des Höchsten führen,
die wir suchen.

§. 3.

Erstlich waren die erwünschten Folgen,Das gefor-
derte Zei-
chen würde
den wahren
Glauben
nicht gewir-
ket haben.

die man annimmt, wol niemals zu hoffen:
Und wenn der Heiland entweder seinem
Tode entgangen, oder hernach auch seinen
Feinden erschienen wäre, so würde doch
ihr Glaube an denselben unterblieben
seyn.

Setzet, Christus wäre wirklich vom
Kreuze gestiegen. Nehmet an, daß er sei-
ne göttliche Majestät durch dieß Zeichen be-
wiesen. Wir wollen einmal einräumen,

daß

Ferner, was ſetzet uns in ſolche Ver-
wunderung bey dem erlittenen Tode des
Erloͤſers? Glaubet man nicht, es waͤre
das gewiſſeſte Zeichen des Meſſias geweſen,
wenn er ſich durch ſeine Macht von demſel-
ben errettet haͤtte? Und was iſt es, daß
man ſich uͤberredet, der Heiland habe ſich
allem Volke wieder lebendig zeigen muͤſſen?
Meynet man nicht im Gegentheile eine Ent-
ſchuldigung derer zu finden, die ſeine Auf-
erſtehung geleugnet haben? Laſſet uns alſo
2) bemerken, daß beydes die Wahrheit
und das Leben Jeſu durch nichts weni-
ger, als dadurch waͤre beſtaͤtiget; hin-
gegen der Unglaube nur befoͤrdert
worden.

Der Beweis dieſer Saͤtze wird uns zu
den weiſen Abſichten des Hoͤchſten fuͤhren,
die wir ſuchen.

§. 3.

Erſtlich waren die erwuͤnſchten Folgen,Das gefor-
derte Zei-
chen wuͤrde
den wahren
Glauben
nicht gewir-
ket haben.

die man annimmt, wol niemals zu hoffen:
Und wenn der Heiland entweder ſeinem
Tode entgangen, oder hernach auch ſeinen
Feinden erſchienen waͤre, ſo wuͤrde doch
ihr Glaube an denſelben unterblieben
ſeyn.

Setzet, Chriſtus waͤre wirklich vom
Kreuze geſtiegen. Nehmet an, daß er ſei-
ne goͤttliche Majeſtaͤt durch dieß Zeichen be-
wieſen. Wir wollen einmal einraͤumen,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0143" n="123"/>
          <p>Ferner, was &#x017F;etzet uns in &#x017F;olche Ver-<lb/>
wunderung bey dem erlittenen Tode des<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ers? Glaubet man nicht, es wa&#x0364;re<lb/>
das gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Zeichen des Me&#x017F;&#x017F;ias gewe&#x017F;en,<lb/>
wenn er &#x017F;ich durch &#x017F;eine Macht von dem&#x017F;el-<lb/>
ben errettet ha&#x0364;tte? Und was i&#x017F;t es, daß<lb/>
man &#x017F;ich u&#x0364;berredet, der Heiland habe &#x017F;ich<lb/>
allem Volke wieder lebendig zeigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Meynet man nicht im Gegentheile eine Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigung derer zu finden, die &#x017F;eine Auf-<lb/>
er&#x017F;tehung geleugnet haben? La&#x017F;&#x017F;et uns al&#x017F;o<lb/>
2) bemerken, <hi rendition="#fr">daß beydes die Wahrheit<lb/>
und das Leben Je&#x017F;u durch nichts weni-<lb/>
ger, als dadurch wa&#x0364;re be&#x017F;ta&#x0364;tiget; hin-<lb/>
gegen der Unglaube nur befo&#x0364;rdert<lb/>
worden.</hi></p><lb/>
          <p>Der Beweis die&#x017F;er Sa&#x0364;tze wird uns zu<lb/>
den wei&#x017F;en Ab&#x017F;ichten des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten fu&#x0364;hren,<lb/>
die wir &#x017F;uchen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich</hi> waren die erwu&#x0364;n&#x017F;chten Folgen,<note place="right">Das gefor-<lb/>
derte Zei-<lb/>
chen wu&#x0364;rde<lb/>
den wahren<lb/>
Glauben<lb/>
nicht gewir-<lb/>
ket haben.</note><lb/>
die man annimmt, wol niemals zu hoffen:<lb/>
Und wenn der Heiland entweder &#x017F;einem<lb/>
Tode entgangen, oder hernach auch &#x017F;einen<lb/>
Feinden er&#x017F;chienen wa&#x0364;re, &#x017F;o <hi rendition="#fr">wu&#x0364;rde</hi> doch<lb/><hi rendition="#fr">ihr Glaube an den&#x017F;elben unterblieben<lb/>
&#x017F;eyn.</hi></p><lb/>
          <p>Setzet, Chri&#x017F;tus wa&#x0364;re wirklich vom<lb/>
Kreuze ge&#x017F;tiegen. Nehmet an, daß er &#x017F;ei-<lb/>
ne go&#x0364;ttliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t durch dieß Zeichen be-<lb/>
wie&#x017F;en. Wir wollen einmal einra&#x0364;umen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0143] Ferner, was ſetzet uns in ſolche Ver- wunderung bey dem erlittenen Tode des Erloͤſers? Glaubet man nicht, es waͤre das gewiſſeſte Zeichen des Meſſias geweſen, wenn er ſich durch ſeine Macht von demſel- ben errettet haͤtte? Und was iſt es, daß man ſich uͤberredet, der Heiland habe ſich allem Volke wieder lebendig zeigen muͤſſen? Meynet man nicht im Gegentheile eine Ent- ſchuldigung derer zu finden, die ſeine Auf- erſtehung geleugnet haben? Laſſet uns alſo 2) bemerken, daß beydes die Wahrheit und das Leben Jeſu durch nichts weni- ger, als dadurch waͤre beſtaͤtiget; hin- gegen der Unglaube nur befoͤrdert worden. Der Beweis dieſer Saͤtze wird uns zu den weiſen Abſichten des Hoͤchſten fuͤhren, die wir ſuchen. §. 3. Erſtlich waren die erwuͤnſchten Folgen, die man annimmt, wol niemals zu hoffen: Und wenn der Heiland entweder ſeinem Tode entgangen, oder hernach auch ſeinen Feinden erſchienen waͤre, ſo wuͤrde doch ihr Glaube an denſelben unterblieben ſeyn. Das gefor- derte Zei- chen wuͤrde den wahren Glauben nicht gewir- ket haben. Setzet, Chriſtus waͤre wirklich vom Kreuze geſtiegen. Nehmet an, daß er ſei- ne goͤttliche Majeſtaͤt durch dieß Zeichen be- wieſen. Wir wollen einmal einraͤumen, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/143
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/143>, abgerufen am 21.11.2024.