daß solches die Zuschauer überzeugen und in ihnen den Glauben bewirken können: wie würde aber derselbe seyn beschaffen ge- wesen? Beurtheilet solches aus ihrem eige- nen Geständnisse. Matthäus im 27. Marcus im 15. und Lucas im 23. Cap. haben solches aufgezeichnet. Die Vor- übergehenden wollten bey diesem Zeichen wahrnehmen, ob Christus der Sohn Got- tes sey. Die Hohenpriester, Schriftge- lehrten, Aeltesten oder Obristen und das Volk suchten daraus zu erkennen, ob er ein König in Jsrael, ein Sohn des Höchsten, der Messias und Auserwähl- te Gottes könne genannt werden. Der Mörder, der im Unglauben an der Seite Jesu starb, machte sich anheischig, als- denn zu gestehen, er sey Christus, das ist der Messias, oder Gesalbte. Die Kriegs- knechte aber wollten dadurch erfahren, ob Jesus den Namen eines Königes der Ju- den verdiene oder nicht, oder seiner viel- mehr nur spotten.
Die unreinen Quellen dieser Forderung sind viel zu deutlich, als daß man selbige nicht sogleich, bey dem ersten Anblicke, ent- decken sollte. Denn waren vielleicht noch keine Zeugnisse der ewigen Gottheit und des Königreichs Christi, mithin der nöthig- sten Eigenschaften des Messias vorhanden? Bewies er nicht seine Gottheit durch gött- liche Werke? Suchte man ihn nicht eben
darum
daß ſolches die Zuſchauer uͤberzeugen und in ihnen den Glauben bewirken koͤnnen: wie wuͤrde aber derſelbe ſeyn beſchaffen ge- weſen? Beurtheilet ſolches aus ihrem eige- nen Geſtaͤndniſſe. Matthaͤus im 27. Marcus im 15. und Lucas im 23. Cap. haben ſolches aufgezeichnet. Die Vor- uͤbergehenden wollten bey dieſem Zeichen wahrnehmen, ob Chriſtus der Sohn Got- tes ſey. Die Hohenprieſter, Schriftge- lehrten, Aelteſten oder Obriſten und das Volk ſuchten daraus zu erkennen, ob er ein Koͤnig in Jſrael, ein Sohn des Hoͤchſten, der Meſſias und Auserwaͤhl- te Gottes koͤnne genannt werden. Der Moͤrder, der im Unglauben an der Seite Jeſu ſtarb, machte ſich anheiſchig, als- denn zu geſtehen, er ſey Chriſtus, das iſt der Meſſias, oder Geſalbte. Die Kriegs- knechte aber wollten dadurch erfahren, ob Jeſus den Namen eines Koͤniges der Ju- den verdiene oder nicht, oder ſeiner viel- mehr nur ſpotten.
Die unreinen Quellen dieſer Forderung ſind viel zu deutlich, als daß man ſelbige nicht ſogleich, bey dem erſten Anblicke, ent- decken ſollte. Denn waren vielleicht noch keine Zeugniſſe der ewigen Gottheit und des Koͤnigreichs Chriſti, mithin der noͤthig- ſten Eigenſchaften des Meſſias vorhanden? Bewies er nicht ſeine Gottheit durch goͤtt- liche Werke? Suchte man ihn nicht eben
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daß ſolches die Zuſchauer uͤberzeugen und
in ihnen den Glauben bewirken koͤnnen:
wie wuͤrde aber derſelbe ſeyn beſchaffen ge-
weſen? Beurtheilet ſolches aus ihrem eige-
nen Geſtaͤndniſſe. Matthaͤus im 27.
Marcus im 15. und Lucas im 23. Cap.
haben ſolches aufgezeichnet. Die Vor-
uͤbergehenden wollten bey dieſem Zeichen
wahrnehmen, ob Chriſtus der Sohn Got-
tes ſey. Die Hohenprieſter, Schriftge-
lehrten, Aelteſten oder Obriſten und das
Volk ſuchten daraus zu erkennen, ob er
ein Koͤnig in Jſrael, ein Sohn des
Hoͤchſten, der Meſſias und Auserwaͤhl-
te Gottes koͤnne genannt werden. Der
Moͤrder, der im Unglauben an der Seite
Jeſu ſtarb, machte ſich anheiſchig, als-
denn zu geſtehen, er ſey Chriſtus, das iſt
der Meſſias, oder Geſalbte. Die Kriegs-
knechte aber wollten dadurch erfahren, ob
Jeſus den Namen eines Koͤniges der Ju-
den verdiene oder nicht, oder ſeiner viel-
mehr nur ſpotten.
Die unreinen Quellen dieſer Forderung
ſind viel zu deutlich, als daß man ſelbige
nicht ſogleich, bey dem erſten Anblicke, ent-
decken ſollte. Denn waren vielleicht noch
keine Zeugniſſe der ewigen Gottheit und
des Koͤnigreichs Chriſti, mithin der noͤthig-
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Bewies er nicht ſeine Gottheit durch goͤtt-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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