Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.darum zu tödten? Joh. C. 5. v. 18. Zeigte Wozu bedurfte es denn dieser neuen Magog *) Es ist wahrscheinlich, daß die Verkündi-
gungen des Alten Bundes hiezu unschuldiger Weise Gelegenheit gegeben, weil sie größ- tentheils auf irdische Dinge gehen. Man merkte in Jsrael auf nichts eher, als auf die Glückseligkeiten dieser Zeit. Was war denn geschickter, dieß Volk bey den Weissa- gungen von Christo achtsam zu machen, als eben solche sinnliche Bilder? darum zu toͤdten? Joh. C. 5. v. 18. Zeigte Wozu bedurfte es denn dieſer neuen Magog *) Es iſt wahrſcheinlich, daß die Verkuͤndi-
gungen des Alten Bundes hiezu unſchuldiger Weiſe Gelegenheit gegeben, weil ſie groͤß- tentheils auf irdiſche Dinge gehen. Man merkte in Jſrael auf nichts eher, als auf die Gluͤckſeligkeiten dieſer Zeit. Was war denn geſchickter, dieß Volk bey den Weiſſa- gungen von Chriſto achtſam zu machen, als eben ſolche ſinnliche Bilder? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0145" n="125"/> darum zu toͤdten? Joh. C. 5. v. 18. Zeigte<lb/> nicht Chriſtus aus den Weiſſagungen der<lb/> Propheten, durch ſeine Macht und durch<lb/> ſeine Geſetze, daß er der Koͤnig ſey, der<lb/> Jſrael verheiſſen war? Und mußte nicht<lb/> eben dieſes nachher ein Vorwand werden,<lb/> warum man ihn dem Roͤmiſchen Landpfle-<lb/> ger Pilatus uͤberantworten konnte. Luc.<lb/> C. 23. v. 2.</p><lb/> <p>Wozu bedurfte es denn dieſer neuen<lb/> Probe? Man kann, ohne Furcht zu irren,<lb/> behaupten, daß die Perſon und das Reich<lb/> des Erloͤſers den vorgefaßten Meynungen<lb/> der Juden widerſprochen, und daß ſie<lb/> nichts anders, als eine Bekraͤftigung ihrer<lb/> Vorurtheile verlanget haben. Der Be-<lb/> griff, den ſie von ihrem Meſſias hegten,<lb/> iſt ja ſo unbekannt nicht, daß man daran<lb/> zweifeln duͤrfte. Jhr erwarteter Koͤnig<lb/> ſollte ein maͤchtiger, ein unuͤberwindlicher<lb/> Regente der Erden ſeyn <note place="foot" n="*)">Es iſt wahrſcheinlich, daß die Verkuͤndi-<lb/> gungen des Alten Bundes hiezu unſchuldiger<lb/> Weiſe Gelegenheit gegeben, weil ſie groͤß-<lb/> tentheils auf irdiſche Dinge gehen. Man<lb/> merkte in Jſrael auf nichts eher, als auf<lb/> die Gluͤckſeligkeiten dieſer Zeit. Was war<lb/> denn geſchickter, dieß Volk bey den Weiſſa-<lb/> gungen von Chriſto achtſam zu machen, als<lb/> eben ſolche ſinnliche Bilder?</note>. Gog und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Magog</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0145]
darum zu toͤdten? Joh. C. 5. v. 18. Zeigte
nicht Chriſtus aus den Weiſſagungen der
Propheten, durch ſeine Macht und durch
ſeine Geſetze, daß er der Koͤnig ſey, der
Jſrael verheiſſen war? Und mußte nicht
eben dieſes nachher ein Vorwand werden,
warum man ihn dem Roͤmiſchen Landpfle-
ger Pilatus uͤberantworten konnte. Luc.
C. 23. v. 2.
Wozu bedurfte es denn dieſer neuen
Probe? Man kann, ohne Furcht zu irren,
behaupten, daß die Perſon und das Reich
des Erloͤſers den vorgefaßten Meynungen
der Juden widerſprochen, und daß ſie
nichts anders, als eine Bekraͤftigung ihrer
Vorurtheile verlanget haben. Der Be-
griff, den ſie von ihrem Meſſias hegten,
iſt ja ſo unbekannt nicht, daß man daran
zweifeln duͤrfte. Jhr erwarteter Koͤnig
ſollte ein maͤchtiger, ein unuͤberwindlicher
Regente der Erden ſeyn *). Gog und
Magog
*) Es iſt wahrſcheinlich, daß die Verkuͤndi-
gungen des Alten Bundes hiezu unſchuldiger
Weiſe Gelegenheit gegeben, weil ſie groͤß-
tentheils auf irdiſche Dinge gehen. Man
merkte in Jſrael auf nichts eher, als auf
die Gluͤckſeligkeiten dieſer Zeit. Was war
denn geſchickter, dieß Volk bey den Weiſſa-
gungen von Chriſto achtſam zu machen, als
eben ſolche ſinnliche Bilder?
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