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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Ohngefähr um die Mitte des siebenze-
henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju-
den abereinst tausend neue Seltenheiten,
als Vorboten ihres nahen Monarchen.
Und ehe man sichs versahe, so stund Sa-
batai Zevi
auf, und gab vor, er sey nun
endlich das Haupt in Juda, unter wel-
chem die zwölf Stämme Jsrael sollten ver-
sammlet werden. Seine Glaubensgenos-
sen eileten zu ihm aus allen Enden der Er-
den. Sie fasteten, sie kasteyeten ihren
Leib, verkauften ihre Güter und verliessen
Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa-
batai
an. Er wählete derowegen fünf
und zwanzig kleinere Fürsten, die die Jsrae-
liten nach dem heiligen Lande führen, und
die Richter dieses nunmehro glückseligen
Volks seyn sollten. Doch, er mußte zu-
vörderst nach Constantinopel. Auf dieser
Reise hatte er das Unglück, in die Hände
der Türken zu gerathen. Zwey Monathe
waren verflossen, als man ihn von Con-
stantinopel nach dem Kastel Abydos brach-
te. Hier ward er darum etwas leidlicher
gehalten, weil sich die Türken die Erlaub-
niß, diesen grossen Propheten zu sehen,
von dem häufig zulaufenden Volke gut be-

zahlen
von den falschen Messiis, Seite 66. Jm-
gleichen Bayl. Dict. hist. et crit. unter dem
Namen Barcochabas.

Ohngefaͤhr um die Mitte des ſiebenze-
henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju-
den abereinſt tauſend neue Seltenheiten,
als Vorboten ihres nahen Monarchen.
Und ehe man ſichs verſahe, ſo ſtund Sa-
batai Zevi
auf, und gab vor, er ſey nun
endlich das Haupt in Juda, unter wel-
chem die zwoͤlf Staͤmme Jſrael ſollten ver-
ſammlet werden. Seine Glaubensgenoſ-
ſen eileten zu ihm aus allen Enden der Er-
den. Sie faſteten, ſie kaſteyeten ihren
Leib, verkauften ihre Guͤter und verlieſſen
Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa-
batai
an. Er waͤhlete derowegen fuͤnf
und zwanzig kleinere Fuͤrſten, die die Jſrae-
liten nach dem heiligen Lande fuͤhren, und
die Richter dieſes nunmehro gluͤckſeligen
Volks ſeyn ſollten. Doch, er mußte zu-
voͤrderſt nach Conſtantinopel. Auf dieſer
Reiſe hatte er das Ungluͤck, in die Haͤnde
der Tuͤrken zu gerathen. Zwey Monathe
waren verfloſſen, als man ihn von Con-
ſtantinopel nach dem Kaſtel Abydos brach-
te. Hier ward er darum etwas leidlicher
gehalten, weil ſich die Tuͤrken die Erlaub-
niß, dieſen groſſen Propheten zu ſehen,
von dem haͤufig zulaufenden Volke gut be-

zahlen
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gleichen Bayl. Dict. hiſt. et crit. unter dem
Namen Barcochabas.
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[136/0156] Ohngefaͤhr um die Mitte des ſiebenze- henden Jahrhunderts, erdichteten die Ju- den abereinſt tauſend neue Seltenheiten, als Vorboten ihres nahen Monarchen. Und ehe man ſichs verſahe, ſo ſtund Sa- batai Zevi auf, und gab vor, er ſey nun endlich das Haupt in Juda, unter wel- chem die zwoͤlf Staͤmme Jſrael ſollten ver- ſammlet werden. Seine Glaubensgenoſ- ſen eileten zu ihm aus allen Enden der Er- den. Sie faſteten, ſie kaſteyeten ihren Leib, verkauften ihre Guͤter und verlieſſen Nahrung und Gewerbe. Alles hieng Sa- batai an. Er waͤhlete derowegen fuͤnf und zwanzig kleinere Fuͤrſten, die die Jſrae- liten nach dem heiligen Lande fuͤhren, und die Richter dieſes nunmehro gluͤckſeligen Volks ſeyn ſollten. Doch, er mußte zu- voͤrderſt nach Conſtantinopel. Auf dieſer Reiſe hatte er das Ungluͤck, in die Haͤnde der Tuͤrken zu gerathen. Zwey Monathe waren verfloſſen, als man ihn von Con- ſtantinopel nach dem Kaſtel Abydos brach- te. Hier ward er darum etwas leidlicher gehalten, weil ſich die Tuͤrken die Erlaub- niß, dieſen groſſen Propheten zu ſehen, von dem haͤufig zulaufenden Volke gut be- zahlen *) *) von den falſchen Meſſiis, Seite 66. Jm- gleichen Bayl. Dict. hiſt. et crit. unter dem Namen Barcochabas.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/156>, abgerufen am 23.11.2024.