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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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O ihr Obern, ihr Väter des Vater-
landes, lasset doch euer Herz gegen uns
brechen. Lasset unser Winseln zu euren
Ohren kommen. Unsere leiblichen Väter
versagen uns eine Pflicht, wozu sie Gott
und die Natur auf das theuerste verbin-
det. Sie lassen uns eines langsamen und
jämmerlichen Todes sterben. Erbarmet
euch doch über uns Verlassene. Jhr seyd
ja mitleidig gegen einen groben Uebelthäter,
und bestrafet einen Nachrichter, wenn sei-
ne Unvorsichtigkeit jenes Quaal vermehret.
Sind wir denn keines Mitleidens werth,
die wir tausendmal so viel ausstehen, als
jener Missethäter. Ach wie lange martert
uns ein schneidender Schmerz, der unser
ganzes Körperchen durchdringet, indem
uns unsere Väter verhungern lassen?
Warum müssen wir mehr leiden als Diebe
und Mörder?

O ihr beglückten Kinder der Götter
dieser Erden, ihr geniesset die Milch, wel-
che Gott und die Natur uns bestimmet
hatte, und unser Tod ist euer Leben. Ha-
bet Mitleiden mit uns. Jhr habet noch
ein weiches, ein zärtliches, ein Kinder-
Herz, erbarmet ihr euch unser. Bittet
für uns Verlassene, welchen jedermann
den Tod wünschet. Wir wollen ja gerne
sterben. Bittet, bittet, daß man nur mit
unserer langen Quaal Mitleiden habe,
und selbige verkürze.

Ach

O ihr Obern, ihr Vaͤter des Vater-
landes, laſſet doch euer Herz gegen uns
brechen. Laſſet unſer Winſeln zu euren
Ohren kommen. Unſere leiblichen Vaͤter
verſagen uns eine Pflicht, wozu ſie Gott
und die Natur auf das theuerſte verbin-
det. Sie laſſen uns eines langſamen und
jaͤmmerlichen Todes ſterben. Erbarmet
euch doch uͤber uns Verlaſſene. Jhr ſeyd
ja mitleidig gegen einen groben Uebelthaͤter,
und beſtrafet einen Nachrichter, wenn ſei-
ne Unvorſichtigkeit jenes Quaal vermehret.
Sind wir denn keines Mitleidens werth,
die wir tauſendmal ſo viel ausſtehen, als
jener Miſſethaͤter. Ach wie lange martert
uns ein ſchneidender Schmerz, der unſer
ganzes Koͤrperchen durchdringet, indem
uns unſere Vaͤter verhungern laſſen?
Warum muͤſſen wir mehr leiden als Diebe
und Moͤrder?

O ihr begluͤckten Kinder der Goͤtter
dieſer Erden, ihr genieſſet die Milch, wel-
che Gott und die Natur uns beſtimmet
hatte, und unſer Tod iſt euer Leben. Ha-
bet Mitleiden mit uns. Jhr habet noch
ein weiches, ein zaͤrtliches, ein Kinder-
Herz, erbarmet ihr euch unſer. Bittet
fuͤr uns Verlaſſene, welchen jedermann
den Tod wuͤnſchet. Wir wollen ja gerne
ſterben. Bittet, bittet, daß man nur mit
unſerer langen Quaal Mitleiden habe,
und ſelbige verkuͤrze.

Ach
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[318/0338] O ihr Obern, ihr Vaͤter des Vater- landes, laſſet doch euer Herz gegen uns brechen. Laſſet unſer Winſeln zu euren Ohren kommen. Unſere leiblichen Vaͤter verſagen uns eine Pflicht, wozu ſie Gott und die Natur auf das theuerſte verbin- det. Sie laſſen uns eines langſamen und jaͤmmerlichen Todes ſterben. Erbarmet euch doch uͤber uns Verlaſſene. Jhr ſeyd ja mitleidig gegen einen groben Uebelthaͤter, und beſtrafet einen Nachrichter, wenn ſei- ne Unvorſichtigkeit jenes Quaal vermehret. Sind wir denn keines Mitleidens werth, die wir tauſendmal ſo viel ausſtehen, als jener Miſſethaͤter. Ach wie lange martert uns ein ſchneidender Schmerz, der unſer ganzes Koͤrperchen durchdringet, indem uns unſere Vaͤter verhungern laſſen? Warum muͤſſen wir mehr leiden als Diebe und Moͤrder? O ihr begluͤckten Kinder der Goͤtter dieſer Erden, ihr genieſſet die Milch, wel- che Gott und die Natur uns beſtimmet hatte, und unſer Tod iſt euer Leben. Ha- bet Mitleiden mit uns. Jhr habet noch ein weiches, ein zaͤrtliches, ein Kinder- Herz, erbarmet ihr euch unſer. Bittet fuͤr uns Verlaſſene, welchen jedermann den Tod wuͤnſchet. Wir wollen ja gerne ſterben. Bittet, bittet, daß man nur mit unſerer langen Quaal Mitleiden habe, und ſelbige verkuͤrze. Ach

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/338>, abgerufen am 22.11.2024.