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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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vermisset, und nach Ursachen geforschet,
warum selbiges ausgelassen worden, und

vorzüg-
ihm der König Nebucadnezar geantwortet,
in dem Chaldaischen Dialect also aus:
Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott
der Götter und ein Herr der Könige,
Ma-
re Malchin,
anstatt Melech Malchin, Kö-
nig der Könige. Dan. C. 2. v. 47. Diese
Ursache scheinet mir also nicht überwiegend,
die hinlänglich bewiesene Bedeutung des
Wortes Scheer zu verlassen. Der Herr
Hofrath schliessen ferner aus der ähnlichen
Abstammung des Hebräischen Scheer und
des Arabischen Sur und Sura, daß Scheer
eben das bedeute, was Sur und Sura im
Arabischen ausdruckt, nämlich das von der
Mahlzeit übrig gebliebene,
ein Stück Es-
sens
und denn überhaupt ein Stück einer
Sache.
Allein es werden der Herr Hofrath,
welchen nicht nur als einen der größten Ge-
lehrten, sondern auch als einen vieljährigen
Gönner verehre, es mir zu gute halten,
wenn hierbey folgenden Zweifel äussere. Es
scheinet mir, als wenn die Hebräer hier
dasjenige mit zwey Worten ausdrucken,
was die Araber unter Einem zusammen
fassen. Die Deutschen Wörter, das übrig-
gebliebene, ein Stück
drucket der Hebräer
mit dem Worte Schear aus, und die Wör-
ter, Fleisch, Nahrungsmittel mit dem
Worte Scheer. Mich beruhiget wenigstens
der Schluß nicht: weil das Arabische Sura
beydes bedeutet, was die Hebräer durch Schear
und Scheer anzuzeigen pflegen, so bedeutet
Scheer auch zugleich dasjenige, was sonst
durch Schear ausgedruckt wird.
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vermiſſet, und nach Urſachen geforſchet,
warum ſelbiges ausgelaſſen worden, und

vorzuͤg-
ihm der Koͤnig Nebucadnezar geantwortet,
in dem Chaldaiſchen Dialect alſo aus:
Es iſt kein Zweifel, euer Gott iſt ein Gott
der Goͤtter und ein Herr der Koͤnige,
Ma-
re Malchin,
anſtatt Melech Malchin, Koͤ-
nig der Koͤnige. Dan. C. 2. v. 47. Dieſe
Urſache ſcheinet mir alſo nicht uͤberwiegend,
die hinlaͤnglich bewieſene Bedeutung des
Wortes Scheer zu verlaſſen. Der Herr
Hofrath ſchlieſſen ferner aus der aͤhnlichen
Abſtammung des Hebraͤiſchen Scheer und
des Arabiſchen Sur und Sura, daß Scheer
eben das bedeute, was Sur und Sura im
Arabiſchen ausdruckt, naͤmlich das von der
Mahlzeit uͤbrig gebliebene,
ein Stuͤck Eſ-
ſens
und denn uͤberhaupt ein Stuͤck einer
Sache.
Allein es werden der Herr Hofrath,
welchen nicht nur als einen der groͤßten Ge-
lehrten, ſondern auch als einen vieljaͤhrigen
Goͤnner verehre, es mir zu gute halten,
wenn hierbey folgenden Zweifel aͤuſſere. Es
ſcheinet mir, als wenn die Hebraͤer hier
dasjenige mit zwey Worten ausdrucken,
was die Araber unter Einem zuſammen
faſſen. Die Deutſchen Woͤrter, das uͤbrig-
gebliebene, ein Stuͤck
drucket der Hebraͤer
mit dem Worte Schear aus, und die Woͤr-
ter, Fleiſch, Nahrungsmittel mit dem
Worte Scheer. Mich beruhiget wenigſtens
der Schluß nicht: weil das Arabiſche Sura
beydes bedeutet, was die Hebraͤer durch Schear
und Scheer anzuzeigen pflegen, ſo bedeutet
Scheer auch zugleich dasjenige, was ſonſt
durch Schear ausgedruckt wird.
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[341/0361] vermiſſet, und nach Urſachen geforſchet, warum ſelbiges ausgelaſſen worden, und vorzuͤg- *) *) ihm der Koͤnig Nebucadnezar geantwortet, in dem Chaldaiſchen Dialect alſo aus: Es iſt kein Zweifel, euer Gott iſt ein Gott der Goͤtter und ein Herr der Koͤnige, Ma- re Malchin, anſtatt Melech Malchin, Koͤ- nig der Koͤnige. Dan. C. 2. v. 47. Dieſe Urſache ſcheinet mir alſo nicht uͤberwiegend, die hinlaͤnglich bewieſene Bedeutung des Wortes Scheer zu verlaſſen. Der Herr Hofrath ſchlieſſen ferner aus der aͤhnlichen Abſtammung des Hebraͤiſchen Scheer und des Arabiſchen Sur und Sura, daß Scheer eben das bedeute, was Sur und Sura im Arabiſchen ausdruckt, naͤmlich das von der Mahlzeit uͤbrig gebliebene, ein Stuͤck Eſ- ſens und denn uͤberhaupt ein Stuͤck einer Sache. Allein es werden der Herr Hofrath, welchen nicht nur als einen der groͤßten Ge- lehrten, ſondern auch als einen vieljaͤhrigen Goͤnner verehre, es mir zu gute halten, wenn hierbey folgenden Zweifel aͤuſſere. Es ſcheinet mir, als wenn die Hebraͤer hier dasjenige mit zwey Worten ausdrucken, was die Araber unter Einem zuſammen faſſen. Die Deutſchen Woͤrter, das uͤbrig- gebliebene, ein Stuͤck drucket der Hebraͤer mit dem Worte Schear aus, und die Woͤr- ter, Fleiſch, Nahrungsmittel mit dem Worte Scheer. Mich beruhiget wenigſtens der Schluß nicht: weil das Arabiſche Sura beydes bedeutet, was die Hebraͤer durch Schear und Scheer anzuzeigen pflegen, ſo bedeutet Scheer auch zugleich dasjenige, was ſonſt durch Schear ausgedruckt wird. Y 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/361>, abgerufen am 22.11.2024.