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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Drang der Umstände, gelegentliche Hinzufügung,
allmählig einherrschendes Herkommen so gewor¬
den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei,
aus Bequemlichkeitssucht so verblieben. Das
achtzehnte Jahrhundert vermaß sich viel. Eine
Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬
ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und
Menschen-Lebens wurde gerüttelt. Es erscholl
ein Jubelgeschrei, wenn die Schauer lose, mor¬
sche und wandelbare fanden. Mißaufklärer
übertölpelten den Halbverstand, Blendlichter ver¬
dünkelten die Halbsicht, und die überkluge neu¬
weise Staatssucht glaubte sich Wunder wie sehr
zu sittlichen, wenn sie den Aberglauben nieder¬
träte. Hier rufe ich den größten Deutschen
Protestantischen König an, Friedrich Wil¬
helm den Dritten
, als Wiederhersteller und
Besserer.


2. Gebäude.

Unsere Kirchen stehen über Leichen, und
zwischen Gräbern, "was der Aberglauben zuerst

Drang der Umſtände, gelegentliche Hinzufügung,
allmählig einherrſchendes Herkommen ſo gewor¬
den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei,
aus Bequemlichkeitsſucht ſo verblieben. Das
achtzehnte Jahrhundert vermaß ſich viel. Eine
Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬
ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und
Menſchen-Lebens wurde gerüttelt. Es erſcholl
ein Jubelgeſchrei, wenn die Schauer loſe, mor¬
ſche und wandelbare fanden. Mißaufklärer
übertölpelten den Halbverſtand, Blendlichter ver¬
dünkelten die Halbſicht, und die überkluge neu¬
weiſe Staatsſucht glaubte ſich Wunder wie ſehr
zu ſittlichen, wenn ſie den Aberglauben nieder¬
träte. Hier rufe ich den größten Deutſchen
Proteſtantiſchen König an, Friedrich Wil¬
helm den Dritten
, als Wiederherſteller und
Beſſerer.


2. Gebaͤude.

Unſere Kirchen ſtehen über Leichen, und
zwiſchen Gräbern, „was der Aberglauben zuerſt

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[132/0162] 132 Drang der Umſtände, gelegentliche Hinzufügung, allmählig einherrſchendes Herkommen ſo gewor¬ den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei, aus Bequemlichkeitsſucht ſo verblieben. Das achtzehnte Jahrhundert vermaß ſich viel. Eine Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬ ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und Menſchen-Lebens wurde gerüttelt. Es erſcholl ein Jubelgeſchrei, wenn die Schauer loſe, mor¬ ſche und wandelbare fanden. Mißaufklärer übertölpelten den Halbverſtand, Blendlichter ver¬ dünkelten die Halbſicht, und die überkluge neu¬ weiſe Staatsſucht glaubte ſich Wunder wie ſehr zu ſittlichen, wenn ſie den Aberglauben nieder¬ träte. Hier rufe ich den größten Deutſchen Proteſtantiſchen König an, Friedrich Wil¬ helm den Dritten, als Wiederherſteller und Beſſerer. 2. Gebaͤude. Unſere Kirchen ſtehen über Leichen, und zwiſchen Gräbern, „was der Aberglauben zuerſt

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/162>, abgerufen am 24.11.2024.